Gegen allfällige Einwände von Tierschützern dürfte dieser Film von Charles Martin Smith (Karen Jassen und Noam Dromi haben beim Drehbuch mitgearbeitet) wasserdicht sein, zumindest was das Thema angeht: im Mittelpunkt ist eine australische Rettungsstation für verletzte Meerestiere, das Clearwater Marine Aquarium. Eine gute Sache also.
Hierher werden angelandete oder von Fischern aus dem Meer gezogene, verletzte Meerestiere wie Delphine oder Schildkröten gebracht, hier werden sie versorgt, gepflegt und so bald sie wieder fit sind, in die Freiheit entlassen.
Die tierische Hauptfigur ist der Delphin Winter, ein Weibchen, dem die Schwanzflosse fehlt und dem Prof. Dr. Cameron McCarthy, Morgan Freeman, immer wieder neue Prothesen verpasst.
Um diesen Delphin ging es schon im ersten Film. Sein Betreuer ist ein bildhübscher Junge, schon groß gewachsen, voller Hingabe an das Tier, Sawyer. Sein Hauptkonflikt wird sein, dass er ein Angebot von der Boston Universität für ein 3-monatiges Stipendium, ein Seesemester in der Karibik auf einem Meeres-Forschungs-Segelschiff erhalten kann, aber gleichzeitig geht es Winter nicht gut. Die Gefährtin Panama, ein tauber Delphin, liegt in den letzten Zügen und nach deren Tod leidet Winter, sie wird sogar einmal aggressiv und muss isoliert werden auch vor dem Publikum.
Sawyer fühlt sich Winter verpflichtet, wird aber gedrängt, das Stipendium zuzusagen. Weiterer Druck kommt von den Investoren und den Gesellschaftern der Rettungsstation, die inzwischen ein Publikumsmagnet ist, und offenbar gut Geld bringt, die Hauptattraktion ist nach wie vor Winter. Aber da sie im Moment dem Publikum nicht gezeigt werden kann, so wird erwogen, sie wegzugeben. Wenn nicht … wenn nicht, wo eine Tür zu geht, wieder eine aufginge, wie mehrfach im Film zitiert wird.
Ein viel jüngeres Weibchen wird zur Station gebracht. Sie wird Hope genannt. Falls sich die beiden vertragen, wäre die Sache geritzt und Sawyer den Konflikt Winter oder Stipendium los. So wird es auch kommen.
Mit unendlich viel unbefangener Offenheit fürs Gefühl, es ist teils ein Traum in Meeresblau (zB eine Art Schwimm-Pas-de Trois mit Winter, Hazel, Sawyer), besonders bei Unterwasseraufnahmen werden diese Geschichten und ihre Fäden drum herum grandios ausgebreitet. Es gibt noch eine andere Tierwärterin, Hazel, sie ist die Tochter des Gründers vom Park und hat ein kleines Vater- sprich Selbständigkeitsproblem.
Was für glückliche und schöne und frische Darsteller im Film engagiert worden sind, die für gute Stimmung, nette Aufführung und ein positives Feeling sorgen sollen, das fällt vor allem auf, wenn am Schluss Archivmaterial von den Geschichten, die hier dem Drehbuch zugrunde liegen, eingespielt wird; wie viel dicker dort der Durchschnittsmensch, ob Mann ob Frau, doch ist!
Die deutsche Synchro legt sich delphinhaft anschmiegsam ins Ohr.
Eine Art Feelgood-Tierschutz-Movie. Vielleicht zu viel, zu dick auch mit der Musik auf diesen Feelgood-Erziehungspunkt wert gelegt. Wobei die dunkle Frage im Hintergrund nagt, wie denn der Film gedreht wurde, da mussten zwangsläufig dressierte Delphine herhalten.
Die komische Figur im Film ist der Pelikan Rufus, der immer dazwischenfunkt, aber durchaus im Interesse einer verletzten und immobilen Schildkröte nervös flügelschlagend aufdringlich wird, was zu einer weiteren, kleinen Zwischengeschichte mit viel Gefühl führen wird.
Interessant die Szenen, die zeigen, wie auf dieser Station mit behinderten Kindern oder Kriegsveteranen mit amputierten Gliedmassen mit dem ebenfalls behinderten Delphin gearbeitet wird. Vielleicht zu oft, zu lehrhaft wird betont, dass es sich eben immer um wilde Tiere handle, und dass wir über die Gefühle der Delphine nichts wissen.