Doktorspiele

Was die Amerikaner mit Hang-Over 3, 2, A Million ways to Die in the West, Bad Neighbors, können, nämlich mit der filmkomödienhaften Behandlung des verflixten, unberechenbaren Testosterons, was dem Menschen sein Hirn immer wieder in Frage stellt, enorm viel Geld zu verdienen, werden sich Marco Petry, sein Ko-Autor Jan Ehlert und deren Produzenten gesagt haben, das können wir noch lange und wir brauchen weder einen Polterabend, eine Western-Parodie, lautstarke Nachbarn noch professionelle Gagschreiber oder Autoren dazu noch überhaupt eine Story, wir machen direkt einen Themenfilm daraus, nennen ihn Doktorspiele und führen ihn mit ein paar ganz wenigen, ganz simplen Statistiken über das Wüten des Testosterons im Menschen ab etwa 9 Jahren ein; den Mangel an Geschichte kompensieren wir mit kindlicher Freude an kindischen Kamera- und Schnittspielen und zupfender Musik. Und da wir schon in fortgeschrittenem Alter sind, das Testosteron uns immer noch juckt, kramen wir ein bisschen in unseren Jugend-Erinnerungen, versuchen ein Revival unserer Zötchen-Anekdötchen und wie das alles angefangen hat.

Ein Themenfilm zum Begriff Testosteron und wie dieses den Menschen im Quadrat laufen lässt. Nur ist leider Testosteron allein nicht abendfüllend; deshalb die Kamera- und Schnittkapriolen. Zur Ablenkung. Ob das verbrämen kann, wie sich dieser Altherrenfilm an die Teens ranzuschmeißen versucht? Kino als Ersatzhandlung?

„Was ist denn hier los?“. Diese Frage (im deutschen Pfründenland sicheres Indiz für unsolide Drehbucharbeit), so oder ähnlich mehrfach im Film gestellt, könnte auch über den Film gestellt werden. Zumindest von einem Zuschauer, der sich nicht mehr unbedingt zum Zielpublikum eines Filmes, in welchem überwiegend über 20jährige versuchen Menschen im Alter und Zustand des Testosteronhöchst- und Notstandes mitte der Teens zu spielen. Um unverhofft mit dem thematisch kaum vorbereiteten, moralischen Satz zum Schluss zu kommen, dass es sich lohne, für eine Liebe zu laufen. Wobei sich der Begriff der Liebe mangels tieferer Charakterisierung der Figuren auf den Begriff Latte reduziert, je kürzer die Hecke, desto größer das Haus.

Beruhigt darf der weibliche Gegenpart feststellen, dass sich das Haus bewegt. Einige Buben und Mädels mit verschiedenen zeitmodischen Namen werden durch das Drehbuch über kurze Szenen einander in die Nähe gebracht, zuhause bei dem, zuhause bei jener, im Pool. Immerhin sind sie sich ausgesetzt. Viel Geschichte gibt das nicht her. Außer massenhaften Bemerkungen zum Thema Latte, ein bisschen Porno schauen (King Togo), duschen, am Pool liegen, Farbfilterspiele, Darstellerüberschminkung, Partymachen, Gitarre klimpern, Liebesgesangsversuche und ein Dildo als Spielzeug.

Das Motiv des Filmes wird eingangs im vorpubertären Kindsalter eingeführt, „zeig mir, was du da unten hast“ („nichts“) und „jetzt musst du es mir zeigen“ („Mama, der hat einen ganz Kleinen“). Da also wenig Geschichte ist, soll mit unentwegten, verjuxten Kamera- und Schnitttricks Power, cineastisches Testosteron erzeugt werden, Zeitraffer, Schussschnitte, Schreckschnitte, Bilderstarrung oder sogar Drehung bei Szenenendstillstand und dann eine nervöse Musik, Gitarrenzupferei, die versucht, die Aufregung der Jugend zu vibrieren, versucht das Lebensgefühl dieser erwachsenden Gefühlswelt zu schildern zwischen Liebe und Sex, sind ja irgendwie auch zwei verschiedene Baustellen.

Ist doch total lustig, wenn einer betrunken ins Goldfischbassin pinkelt oder wenn Mama Wäsche waschen will und sich beim Öffnen der Waschmaschine mit einer Wäscheklammer die Nasenlöcher zudrücken muss, weil Spuren der Feiernacht stinken und sich in der Hose des Sohnes ein Glitsch-Piss-Aquarium-Klumpen von Goldfisch befindet.

Kohlrabisuppe mit Spermablubb. Mach mir den Hengst.
Ein großes, dickes Magnum mit Nüssen.
Ich wollte was runterholen vom Schrank (nach Ertappung beim Wichsen)
Von Penis-Tourette ist die Rede als fauler Ausrede.
Es gibt den Wieherklingelton und anderes mehr bis zum Sexverkehr.
Der Typ will meine Eier.
Dauernd auf die Nudel kucken.

Forciertes Overacting soll über den Mangel an Story und Esprit hinweghelfen.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers.

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