Der Zwist zwischen Friedfertigkeit und Gewaltbereitschaft ist der zentrale Konflikt in zwei Populationen einerseits von Affen (die im Vorgängerfilm aus den Menschenlabors geflohen sind und dabei den Planeten in einem ruinösen Zustand hinterlassen haben) und Menschen andererseits, eine Restpopulation in San Francisco. Von letzterer aus besehen ist es ein Out-of-Fuel-Film, nur noch kurze Zeit reichen die Energievorräte, dann ist Schluss mit lustig in den wunderbaren, teils grün überwucherten Ruinenlandschaften, wie sie die romantische Malerei nicht schöner hätte auf die Leinwand pinseln können.
Es herrscht Friede, Freude, Eierkuchen auf der Welt bei der Affenpopulation draußen im Wald wie bei den Restmenschen in San Francisco. Einige davon, die Protagonisten aus der Menschenwelt, Held Malcolm, Jaso Clarke allen voran, wollen versuchen ein Wassserkraftwerk wieder in Gang zu setzen, um die Energieversorgung der pittoresk heruntergekommenen Stadt an der Gold-Gate-Bridge zu garantieren. Dabei stoßen sie auf die Affenpopulation mit dem Anführer Caesar. Seine Politik ist ebenso eine des Friedens wie die von Malcolm.
Aber manche von Caesars Tieren haben nicht vergessen, was die Menschen ihnen in den Labors angetan haben, welche Folter und Tierversuche. Sie vertreten die Idee des Rachegedankens, der es zur Zeit weltweit an Aktualität nicht mangelt, die sofort heiß aufblüht, wie nach Jahren dieser Erstkontakt zustande kommt.
Durch Quertreiber auf beiden Seiten wird es wieder zum Krieg kommen, zu einem Überfall der Affen auf San Francisco. Beide Gruppen, Affen wie Menschen, handeln nach denselben Idealen: zuoberst das glückliche Familienleben, wir werden bei den Affen auch Zeuge einer Geburt; Bildung wird bei ihnen groß geschrieben, wir erleben eine Schulstunde. Aber wie ihnen Waffen in die Hände geraten, so ballern sie damit nicht weniger dämlich rum als ihre amerikanischen Menschenkollegen; der Rache- und Kriegsgedanken scheint unauslöschlich.
Man möchte meinen, der einzige Unterschied zwischen den beiden Populationen ist der, dass die Menschendarsteller sich den Luxus von Botox (erstaunlich in dem Ruinen-Frisco) leisten können, während die Affendarsteller mit humaneren Gesichtern mit allerfeinsten mimischen Reaktionen trotz oder gerade wegen ihrer runzeligen Gesichter reagieren und kommunizieren können. Diese Reaktionen und da sie außerdem eine Art Gebärdensprache sprechen, ermöglichen bemerkenswert subtilere Ausdruckweisen als jene der Botox-Menschen. Das scheint gerade noch der einzig graduelle Unterschied zwischen Menschen und Affen zu sein.
Sonst stehen sich innerhalb der Populationen die Guten und Friedfertigen, den Bösen und den Gewaltbefürwortern gegenüber, hie Malcolm gegen Dreyfus (Gary Oldman), da Caesar gegen Koba. Die stehen sich gegen Ende des in vollkommen überflüßigem 3D vermarkteten auch zu langen Films wie anno dunnemals in Stummfilmzeiten auf den obersten Eisenträgern eines Hochhausrohbaus (Harald Lloyd lässt grüßen) zum entscheidenden Duell gegenüber.
Wenn sich die Message des Filmes darauf beschränkt, uns weismachen zu wollen, dass es sowohl bei den Affen als auch bei den Menschen (wobei die Affen ja aus Menschenlabors entsprungen sind) die beiden Positionen und deren Vertreter zum Thema Gewalt, Krieg, Frieden gibt, was doch etwas wenig ist, so ist die Ausstattung eine Augenweide und konsequent in ihrer Ruinen- und Naturästhetik, ist die Arbeit mit den Affen ausgezeichnet, recht leicht schwingen sie sich, bewegen sie sich, wohl nach sehr präziser Anleitung, wie sowieso der Film den Eindruck eines sorgfältigen Storyboards mit extremem Bedacht auf Minimalisierung von Texte und Dialog erweckt, das ist so auf simpel und klar angelegt, dass ich momentweise das Gefühl hatte, die nehmen mich für nicht ganz voll oder halten mich für schwer von Begriff. Es haben mehrereAutoren an dem Drehbuch nach dem Roman von Pierre Boulle gearbeitet, Rick Jaffa, Amanda Silver und Mark Bomback; Regie: Matt Reeves. So entsteht letztlich der Eindruck, der Schnee sei geräumt für eine gepflegte Franchise. Und der kreative Geist könne sich voll und ganz auf Ausstattung und Inszenierung konzentrieren, brauche keine gedanklichen Pionierleistungen mehr zu erbringen im Sinne der Projektion möglicher unerwarteter Entwicklungen und Utopien der Menschheit.
Die Affen sind genau so weise wie die Menschen es sein können, Caesar rät seinem Sohn: think bevor you act, son. Manche Darsteller dürften das verwechselt haben mit dem Rat: hyperventiliere bevor du etwas sagst.
Typische Heldengeschichte: es wird einen Einzigen geben, der das alles stoppen kann.
Auch ist ein Ansatz sichtbar, der das Thema Verständigung zwischen Mensch und Affen behandelt. Wie Malcom sich für die Tasche bedanken will. Oder das Video aus der Laborzeit, in welchem zu sehen ist, wie Caesar menschliches Sprechen beigebracht werden soll.
Das Thema Weisheit: Malcolm: I have seen things, how they are.
Während der böse Affe dem guten Affen in schwierigster Lebensgefahrlage beibringen will: Ape not kill Ape.
Da sind vielleicht ein paar Dinge, über die man besser nicht allzu sehr nachdenken sollte auf der Suche nach Logik und nachvollziehbaren Motivationen.
Am Schluss lernen wir, dass Affen ihrem Oberaffen nicht anders huldigen als Menschen ihren Obermenschen, das noch in römisch anmutender Kulisse.
Eventuell noch die Frage nach der im Titel verwendeten Revolution. Wo bleibt der revolutionäre Ansatz: der der Friedfertigkeit?
Franchise und Revolution dürften sich ausschließende Begriffe sein.