Kofelgschroa. Frei. Sein. Wollen.

Weltsicht á la Bienenauge, so wirkt der Zusammenschnitt der Bilder, in welchem die vier portraitierten Musikanten Michael und Walter von Mücke, Maximilian Paul Pongratz und Matthias Meichelböck als recht eigenwillige, interessante und suchende Charaktere auszumachen sind.

Eine Herzensangelegenehit der Dokumentaristin Barbara Weber, die die oberbayerische Band „Kofelgschroa“ über Jahre begleitet hat. Die haben schon was, die vier jungen Männer, in ihrer Bedächtigkeit, in ihrer Naturverbundenheit, in ihrer Musikalität, in ihrem Willen, sich nicht den Gesetzen des Musikkommerzes zu unterwerfen und mit ihrem Bedürfnis nach Freiheit.

Eine große Karriere ist dieser Band, so der Stand heute, so nicht unbedingt vorherzusagen. Mitten im Film gibt’s so etwas wie eine Notbremsung, filmisch ein harter, schwarzer Schnitt wie ein Bandriss und ohne Vorankündigung – Festhalten schützt vor Unfällen. Da ist die Band für fast ein Jahr auseinandergegangen. Lehr- und Wanderjahre hatte man früher gesagt. In alle Welt verreist. Dann haben sie wieder in Oberammergau zusammengefunden.

Der eine arbeitet als Schmied, der andere studiert Architektur, einer war eine Zeitlang in Altötting an der Musikschule: Einblicke in eine Welt fernab. Man fährt auch mal Heu aus mit dem Traktor oder versucht sich an Schnitzereien, feiert einen tradtitionellen Jungesellenabschied auf einem Berg.

Sie treten am Wochendende auf in Freising und Rosenheim. Nach der ersten CD auch in Berlin oder Hamburg. Sie geben Interviews, ganz widerborstig: die Moderatoren machen keine gute Falle, Beispiel Zitroneninterview.

Es soll nicht zu schnell gehen, er stehe sein Blasinstrument so physisch nicht ein ganzes Konzert lang durch. Einer hatte Depressionen und eine große Krise. Sie wollen keine Band sein, die immer übt und übt. Das Konzert soll das Erlebnis bleiben. Es ist angenehm ihnen zuzuhören, auch wenn sie nur von einer Wäscheleine singen. Eigensinn als Programm; naturnah musikalisch fürs Publikum.

Das Land und die Berge sind ein schöner Schutz und Rückzugsort von den Städten und ihren Gesetzen. Stadt-Land-Philosophie. Ich kenn ein paar Leute, die packens überhaupt nicht in München. Im Dorf triffst Du die Leute. Man muss nicht immer mehr und noch mehr Geld verdienen, hat einem der Großvater gesagt, wenn man ein Auskommen hat. Genügsamkeit in gewisser Weise. Keine bevorzugte Eigenschaft der Konsumgesellschaft.

Sie scheinen ein Leben in den Tag hineinzu leben, wie die 70er Jahre Jugend. Über den Netzauftritt gibt es eine Diskussion. Sie glauben nicht, dass sie jetzt schon alles entscheiden müssen. Sie sind alles andere als eine Generation Praktikum. Anfangs wundern sie sich, dass jemand über sie einen Film machen will. Sie seien ja nichts Besonderes. Ein Kegel könne mehr erzählen als sie.

Später leuchten ihre Äuglein, strahlen vor Seelenglück, wenn sie eine volle Halle bespielen und in Rhyhtmus versetzen.

Für mich das alte Problem mit Dokumentationen: das Objekt ist interessant, diese frischen jungen Männer, oft in leicht untersichtiger Nahaufnahme, Gesichter wie Landschaften, die Wildheit der Haare, Wildheit, Versonnenheit und starke männliche Sinnlichkeit der Blicke, malerisch die Atelieres, Gerümpelkammern, Dachböden aus ihrer Heimat, Werkstätten, ihre Musik. Aber ob der Zusammenschnitt, der teilchronologisch verläuft, der sich nie lange an einer Szene aufhält, der den Eindruck eines Insektenauges bewirkt, aneinandergereiht im TV-Asthma-Rhythmus – der so ganz anders ist als der Rhyhtmus der Musiker, ob der für ein Kinoerlebnis für Leute, die keine Fans der Gruppe sind, taugt, das wage ich zu bezweifeln. Einmalig schön sind die gewachsenen Dialekte, die sie sprechen.

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