Ein Augenblick Liebe

Ungeniert, charmant von der Liebe geträumt. Von jener Liebe, die man einst zum Pferde stehlen brauchte. Die durch die Routine des Lebens einzuschlafen droht, zur Gewohnheit wird. Ob bei Pierre (Francois Cluzet), brav verheirateter Strafverteidiger mit pubertierenden Kindern oder bei der Hauptfigur, Elsa (Sophie Marceau), erfolgreiche Schriftstellerin.

Liebe in einem gehobenen Milieu, nicht verbarrikadiert von niederdrückendem, alltäglichem Kleinkram. Zum Träumen. Darunter legt Lisa Azuelos, die Autorin und Regisseurin des Filmes, englischsprachige Liebessongs, die alle wie mit dem Schneebesen leicht geschlagen sind. Ein Liebes-Baisé fürs gehobene Damenkränzchen oder wenn sie ganz lustig sind: eine Liebeszuckerwatte, zu der man sich ganz ungeniert und ohne Angst vor Karies oder Fettleibigkeit bekennen darf. Erotik wie eine Gouache in Überblendungen von Traum und Realität und feinem englischem Hotel gemalert. Der Versuch, das einmalige Erlebnis erster Liebe wieder in Erinnerung zu rufen, sich gleichzeitig zu zieren davor. Denn auch Elsa will keine Beziehung. Ihr ist gerade ihr junger Lover und ebenfalls Autor, Hugo, abhanden gekommen. Das haucht Lisa Azuelos so was von unretardiert und leicht auf die Leinwand, dass sie zur süßen Traumhaut wird mit leicht untersichtiger Perspektive. Subkutanes Kino.

Dabei plapperts und plauderts pausenlos wie ein sprudelnder Quell von der Liebe, von Hauptsächlichkeiten und Nebensächlichkeiten, von Parfüm und Manschettenknöpfen. Puderdöschenliebe. Träume gegen das biologische Altern. Direkt und ungebremst. Spaß: tu as mauvaise haleine.
Aus dem erotischen Nähkästchen feiner französischer Damen ohne Prüderie, über den Anstrengungen physischer Liebe weit erhaben. Bild der modernen Frau.
Lisa ist in Scheidung? Welches Hemd anziehen. Pierre verrät sich bei seiner Frau, weil Elsa das gleiche Hemd moniert hat.
Ein Baiser d’amour.

Über die Liebe, die man hat und die viel reizvollere, die man nicht hat.
Frau von Pierre ist Antiquitätenhändlerin.
Das Parfüm Bitter Orange.
Prince Charmin. Parallelschnitt der beiden bei der Arbeit in London, Signierstunde und Verhandeln.
Romantic Fotografie.
Sich suhlen dürfen im Liebesgefühl, im Gefühl möglicher, bevorstehender Liebe.
Oder in eine wildfremd Hochzeit geraten, in London, in die von Jill und Jeremy.
Das rote Kleid. Modische Liebeskonfektion.

Symbolhaft: wie er nach dieser Nacht, die sie nicht zusammen waren, zu ihr ins Zimmer kommt und während sie aus ihrem Alltag ein Handygespräch führt, haut er ab, hinterlässt den Zettel mit der Ewigkeit, symbolhaftes Bild: ihre Hand, rotes Kleid Ärmel an Türklinke.

Solcher Liebe bleibt die Ewigkeit.
Schaumig geschlagene Liebesträume.
Aus Lisa Azuelos Liebestraummanufaktur.

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