Meine Nacht bei Maud, arte, Montag 4. August, 22Uhr

Jean-Louis Trintignant, der im Film nie mit einem Rollen-Namen angesprochen wird, sucht die Frau seines Lebens. Eric Rohmer sucht mit diesem Film Antworten auf die Frage nach dem richtigen Leben und der richtigen Liebe.

Rohmer macht es Trintignant nicht leicht. Denn Jean-Louis ist skrupulös, ist gläubiger Katholik, sogar Jesuit, hat seine Probleme mit Positionen des Denkers Pascale und will doch ein Mensch sein, ein weltlicher Mann und kein Heiliger.

Den Grundkonflikt stellt Rohmer in einer ausführlichen Eingangsszene dar. Ein vorweihnächtlicher Gottesdienst in einer mittelalterlichen Kirche in Clerment. Sprechen tut nur der Pfarrer. Feierliche Gottesdienst-Atmosphäre. Gut besuchte Kirche. Jean-Louis. Frauen. „Erlöse uns von dem Bösen“. Die Blicke gleiten vom Altar weg, sind hin und hergerissen. Eine der Frauen ist Francoise („Lamm Gottes“ spricht in dem Moment der Pfarrer). Trintignant kennt sie noch nicht. Aber er entscheidet schnell, dass sie seine Frau werden soll. Bis dahin wird es ein 100minütiger Filmweg sein voller konzentrierter Diskussionen über das Leben, die Religion, den Katholizismus, den Jansenismus, das Freimaurertum, die Wahrscheinlichkeitsrechnung, Blaise Pascale (der Mensch, ein schwankendes Schilfrohr), Gorki, Marx, Lenin, Majakowski, den Kommunismus, Junggesellenleben in der Provinz, über Defätismus und Gnade, die Treue, die wahre Liebe, auch das Unglück mit der Liebe.

Vidal und Maud sind die beiden Katalysatoren in der Entwicklung der Richtung der Gefühlswelt von Jean-Louis, der immerhin, obzwar erst dreiundzwanzig, schon in der Welt herumgekommen ist, der schon ein Leben gehabt hat. Vidal bringt ihn mit Maud zusammen, schafft so die Voraussetzung für die titelgebende Nacht, die die Verführung als reine Verführung nochmal weit züngeln lässt, die Verführung ohne Liebe. Dies wird der Moment sein, in dem es bei Jean-Louis Klick macht. Am nächsten Morgen jedenfalls spricht er Francoise, die mit ihrem Velosolex unterwegs ist, an. Auch gegen die Winteratmosphäre bahnt sich die Liebe unaufhaltsam ihren Weg.

Ein Film von 1969. Noch gibt es keine Leisure-Ware. Noch tragen die Männer schwarze Anzüge und weiße Hemden und ordentliche Schuhe. Wenn Jean-Louis unter die Decke neben Maud kriecht, so hat er lediglich Jackett und Krawatte ausgezogen. Diese „späten Jünglinge“ wie Maud an einer Stelle belustigt bemerkt, wirken dadurch viel älter, äußerlich gesetzter als die heutige Jugend in diesem Alter. Sie sind gebildet. Vidal lehrt Philosophie und Linguistik, während Jean-Louis bei Michelin arbeitet.

Die deutsche Nachsynchro ist ausgezeichnet und die französischen Automobile der 60er Jahre verleihen diesem Schwarz-Weiß-Film einen zusätzlichen, nostalgischen Reiz, der die Fragen, die Rohmer aufwirft, in ein noch charmanteres Licht taucht.

2 Gedanken zu „Meine Nacht bei Maud, arte, Montag 4. August, 22Uhr“

  1. Merci MinkyMietze,
    und Asche über mein Haupt,
    ich werde das gleich korrigieren, das kann
    ja so nicht stehen bleiben!

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