Am Ausbruch des unaussprechlichen Vulkans Eyjafjallojökull (das wird an der Kinokasse sicher lustig, wenn die Leute versuchen eine Karte für diesen Film zu bekommen) hat sich schon Ben Stiller mit Das erstaunliche Leben des Walter Mitty abgearbeitet. Der hat ihn allerdings nur als eines von mehreren spannungserzeugenden Mitteln eingesetzt.
In Frankreich musste es jetzt offenbar holterdipolter gehen und der Vulkanausbruch als Anlass für eine Komödie herhalten. Vielleicht hatten sie einfach zu wenig Zeit, Laurent Zeitoun, Yoann Gromb, und Alexandre Coffre, der auch die Regie besorgte, um der Komödie die richtige Vorbereitung, das richtige Timing und die richtige Lustigkeit zu verpassen. Vielleicht musste es einfach zu schnell gehen. Denn die Idee, die ist ja nicht übel.
Ein seit langem getrenntes Ehepaar befindet sich im selben Flugzeug auf dem Weg nach Griechenland, um an der Hochzeit der gemeinsamen Tochter teilzunehmen. Die Vulkanasche verrieselt die Reiseroute. Der Flug wird umgeleitet (ausgerechnet über München – aus Filmfördergründen?, das ist doch näher an der Asche als Athen?). Alle Weiterflüge ab München sind ausgebucht.
Auf Gedeih und Verderb muss das getrennte Paar wider Willen gemeinsame Wege gehen. Da kann man schon einiges erfinden an zwickligen Situationen oder sich an solche aus anderen Filmen erinnern, das wird schon funktionieren werden sich die Produzenten gesagt haben, denn unser angesagte Star, Dany Boon, ist seit dem Welterfolg von „Willkommen bei den Sch’tis“ überall bekannt und zieht die Leute in die Kinos, denken sie. Da kommt es bei der Komödie auf Genauigkeit nicht mehr an.
Kommt es natürlich doch und wenn die Komödie kein Sprungbrett hat, von dem sie federnd abheben kann, dann kann es eine ziemlich aufgesetzte und zähe Angelegenheit werden. Da sollte man Billy Wilder lieber vergessen. Natürlich haben die Filmemacher viel Arbeit in ihr Werk gesteckt. Haben viele Situationen erfunden, die so eine Reise unter dem dringlichen Aspekt ein bevorstehenden Hochzeit und erschwerter Reisebedingungen, die durch die menschlichen Verhältnisse noch komplizierter werden, leinwandergiebig erscheinen lassen können. Mit Austricksen des Partners durch Kauf eines falschen Tickets. Mit einem sauteuren Sportwagen als Mietwagen, der bei einer Partnerauseinandersetzung am Rande der Autobahn im Leerlauf zurückfährt und von einem massiven LKW zerlegt und plattgedrückt wird. Mit einer ganzen Liste von nötig gewordenen Delikten, die die Polizei auf die Fährte der zwei Hochzeitsgäste setzt. Mit der plötzlichen Flugkunst, dank Computerspielen. Mit einem schönen Flugzeugabsturz, Nase voran in felsig bewaldetem Gebiet. Mit Hinterlist und Kooperation. Mit einer Art Versöhnung, die sich durch die gemeinsamen Abenteuer ergibt.
Da ist schon was los auf der Leinwand, auch wenns mit dem Komödienrhythmus hapert und die deutsche Nachsynchronisation den uninspiriert aneinandergereihten Aktionen noch den letzten Schliff an Sterilität verpasst. Immerhin haben die beiden Protagonisten einen Beruf: Dany Boon ist Fahrlehrer und seine Exfrau hat eine Tierarztpraxis, was ihr in einer eigens zu dem Behufe erfundenen Beamtenbestechungsszene zugute kommen wird und somit ein weiteres Hindernis auf dem Weg nach Griechenland wegräumen hilft.
Ein Mittel von Dany Boon, was er mindestens in zwei Szenen einsetzt, einmal zusammen mit dem Onkel, ist das Weinen, was er ziemlich durchsichtig herstellt. Und nicht weniger billig ist der Gag mit dem bärtigen Christen und seinem Wohnmobil, was eine rollende Kirche ist. Sein Kreuzlein im Bart ist so klein, dass man sich bei Seitenansichten immer wieder fragt, ob die das für diese Szene vergessen hätten. Damit ist gewiss kein Kerzlein auf dem Weg ins Komödienhimmelreich zu gewinnen. So wenig wie mit vielen anderen, wie krampfhaft erfundenen und eingebauten Gags, die Freudenschießerei in den Himmel, der tote Adler; so kann auch die Würze der Frage, wieso der Hass zwischen den beiden so groß werden konnte, dass sie sich hätten umbringen können, das Gericht nicht scharf machen. Denn genau das ist es, was in der Exposition fehlt: diese abgrundtiefe Entfremdung zwischen den beiden, die die Reise spannend machen könnte, die wird gar nicht erst eingeführt; die wird einfach vorausgesetzt, was genau dem Verzicht auf das Sprungbrett für die Komödie entspricht.