Cuban Fury – Echte Männer tanzen

Mit dickem Pinsel und mehr Spaß an der Freud als am glaubwürdigen Realismus zeichnet James Griffiths in flottem, launigem Rhyhtmus, die gut 90 Minuten gleiten rasend rasch vorüber, nach einem Drehbuch von Nick Frost und Jon Brown diesen, hm, Spleen eines rundlichen Darstellers, Nick Frost als Bruce, der davon träumt, seinen öden Job als Zeichner mit bombigem Salsatanzen zu kompensieren; dadurch auch das „Corazon“, das Herz wiederzufinden, was der Alltagstrott und neidisch gesinnte Kollegen für lange Zeit zum Schweigen gebracht hatten.

Es sind diese erdig-grundierten, britischen Rots und Grüns, Farben, die den soliden Hintergrund für den Traum abgeben. Das ist ja erlaubt, im Kino zu träumen, wird sich Nick Frost gesagt haben, der die Idee zum Film hatte und auch die Hauptrolle spielt. So können die Dialoge gesehen werden, in gut verständlicher Prononcierung deftige Pointen aneinanderzureihen; was Männer beschäftigt, das Abrasieren der Brusthaare, das künstliche Bräunen, die Fantasie von einem schwulen Mann in der Nähe, der ein gutaussehnder Inder ist, zuständig für die homoerotische Komponente, die dem Tanz und männlichen Tänzern gerne zugeschrieben wird und der Verständnis für den Tanz hat, Frauenfantasien, Eier-Waxing und andere gesalzene Sprüche und Vergleiche.

Eine Sprücheklopfkomödie, Kino als lockere Flachserei, wie unter Leuten, die guter Laune sind: du hast seit den 90ern keine Frau mehr erwähnt. Kommentar zu einem Promovideo der Firma: daran denke ich, wenn ich nicht zu schnell kommen möchte. Du bist nicht behindert, du bist verheiratet. Ich musste die Pailletten schlucken und den BMX-Jungs einen blasen. Die Bademilch von sexy Salben hat wohl deine Haut gereizt. Wie kannst du etwas so ernst nehmen (gemeint ist Corazon), das nach einem Dip benannt ist. Lass uns das Essen streichen und gleich zum Pudding übergehen. I woud be honoured, if you let me fuck you.

Sicherlich gibt’s einen Anlass für den Traum. Erstens war Bruce als Bub ein großartiger Salsa-Tänzer, hat Wettbewerbe gewonnen. Aber wie die nationale Meisterschaft bevorsteht und er auf dem Weg zum Tanzsaal ist mit seinem violetten Paillettenkleid, da wird er von Burschen übel zugerichtet und als „pussy“ verspottet, worauf er nicht hingeht ist und nie mehr tanzt. Das war vor 25 Jahren, in den 80ern. Bis er eine neue Chefin bekommt, von der ruchbar wird, dass sie auf Salsa steht – und er auf sie, was auch hier nur theoretisch, nicht aber empirisch nachvollziehbar dargestellt ist. Die Behauptung allein muss reichen für das Vergnügen, werden sich die Briten gedacht haben, denn das ist doch die Eigenschaft von Brit-Kitsch, dass er zwar süß und schwer wie ein Plumpudding aber eben kein Kitsch ist.

Wobei die Grundannahme bleibt: dass ein Dicker, Wampiger, der eine gewisse Beweglichkeit zeigt, eine Faszination ausübt: schon rein physisch. Denn auf dem Parkett bei dem Wettbewerb wird allzu deutlich sichtbar, dass es mit dem Tanzen nicht so weit her ist bei Bruce im Vergleich zu den anderen Tänzern, aber das wird der guten Laune wegen nicht allzu deutlich gezeigt.
Zu dieser Art britischen Humors gehört auch, dass tüchtig Schnaps gekippt wird – auch vor dem Tanzwettbewerb.
Mit liebevoll witzigem Abspann.
Ein fröhlich britisch-saftig-erdiger Spleen.

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