X-Men: Zukunft ist Vergangenheit

Die Geschichte zu referieren verzichte ich an dieser Stelle, das können andere, die sich im X-Men-Universum auskennen, besser. Stattdessen versuche ich zu ergründen, warum ich so leicht und gut gelaunt das Kino verlassen habe, trotz zwei Stunden länge und 3D-Gestell auf der Nase. Nicht nur weil es mir ein paar Effekte angetan haben. Die X-Men wirken so aufgestellt, im Film ist so eine unverbissen, so spielerische Haltung zum Filmen und zur Schwere des Physikalischen, zu den Effekten und zur Geschichte spürbar, so dass der Film einen ganz schön aus dem Raum-Zeit-Kontinuum Alltag herausreißt. Denn hier scheint alles möglich zu sein. Das Durchdringen aller Dimensionen, der Zeit, des Raumes, der Figur.

Nach dem Abspann verraten sie uns, dass sie einem großen Rätsel der Weltgeschichte auf die Spur gekommen sind, nachdem sie uns zwei Stunden lang damit unterhalten haben zu erzühlen, was passiert wäre und wie unsere Welt schon in baldiger Zukunft aussehen würde, wenn sie gewisse Pläne von Präsident Nixon nicht rückwirkend aus der Zukunft heraus erfolgreich bekämpft hätten, das Sentinel-Programm nämlich, was schon in naher Zukunft zu einer Welt von Grau in Grau, wie sie uns anfangs vorgestellt wird, geführt hätte, egal ob New York, Moskau oder China.

Rückwirkende Zukunftsmanipulation, resp. Verbesserung ist das, was hier in einem komplexen Handlungsgerüst passiert. Ein Film also mit dem Anspruch weltgeschichtlicher Dimension oder sagen wir: in weltgeschichtlichem Setting.

Regisseur Bryan Singer und sein riesiges Team, darunter viele Hollywood-Stars, die ihre (schauspielerisch eher anspruchslosen, dafür bestimmt umso besser bezahlten) Auftritte in so einer Umgebung sichtlich zu genießen scheinen, haben sich mit enormem Spaß daran gemacht, das Drehbuch von Simon Kinberg, Jane Goldman und Matthew Vaughn mit den modernsten Mitteln, die die Kino-, Illusions- und Animationstechnik bietet, auf die Leinwand, in das Gefüge der Pixels zu gießen. Das grenzt oftmals ans Zirzensisch-Artistische vermengt mit der Lust zum studentischen Ulk, zur spleenigen Spielerei, wenn eine Figur wie durch einen Feuerring in eine andere Zeit steigt oder wenn Geschosskugeln in einer Freeze-Szene mit spielerischer Hand in ihrem Lauf geändert werden, fast wie Billardbälle sortiert und dann, nach Ende des Freezes in andere Richtungen umeinanderschießen. Das sieht aus, wie vollkommen freies Spiel mit Bildern und Bildelementen und Bewegungen im Bild. Eine der bildspielerischen Freiheiten, die das Kino bietet. Und das mit einem der gefährlichsten, erfolgreichsten Tötinstrumente der Welt, denn Schusswaffen, von denen Deutschland nach wie vor jede Menge in instabile Gebiete exportiert, dürften für die überwiegende Zahl der unnatürlich Toten weltweit verantwortlich sein. Oder die Szene mit dem Stadion, das sich schwebend erhebt, sich bedrohlich dem Weißen Haus nähert und sich wie ein Festungsring darum herum legt.

Kino als ein Ort von spielerischer Manipulation dröger, den Gesetzen der Schwerkraft folgender Realität, wie sie sich der reichste Mensch der Welt für kein Geld leisten kann.

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