Words and Pictures

Wenn der Mensch intakt, mit sich und der Natur im Reinen wäre, so bräuchte er keine Kunst. Das ist die These, die Juliette Binoche als die an Arthrose leidende Malerin und Kunstlehrerin Dina Delsanto an der Croyden Preparation School an der amerikanischen Ostküste beim Wettbewerb „Bilder gegen Wörter“ in knapper Rede vertritt.

Ihr Gegenspieler, Clive Owen als der erfolgreiche Autor und Literaturlehrer Jack Marcus an eben dieser Schule, muss zur Verteidigung des Wortes auf mehr Wörter und Dichterworte zurückgreifen, wobei er seine Bewunderung für die Kunst, die den Menschen zu neuen Erlebnissen führe, nicht verhehlen kann. Ein Sieger wird nicht erkoren.

Der Kampf der Wörter gegen die Bilder durchzieht diesen Film thematisch. Er wird nach dem Drehbuch von Gerald di Pego und in der Inszenierung von Fred Schepisi zu einer recht akademischen Angelegenheit in filmischer Schönstschrift und mit Bedacht erörtert, die sich direkt der schauspielerischen Meisterschaft der beiden Protagonisten bedient.

Während diese spritzige Auseinandersetzung sich auf einer eher papierenen Ebene abspielt, bringt der Alkoholismus von Jack die tragische, dramatische Dimension ins Spiel. Die Story darum herum ist die, dass die Schule mit ihm nicht mehr zufrieden ist, weil sein früher preisgekröntes literarisches Schaffen stagniert, und ebenso die Schülerzeitschrift, mit der die Schule renommiert. Zudem hat er wegen dem Alkoholismus Probleme mit der Disziplin und mit der Pünktlichkeit; ihm drohen Disziplinarmaßnahmen, obwohl die Schüler seinen Unterricht als inspirierend empfinden.

Zum Zeitpunkt dieser Krise kommt die bekannte Malerin Dina Delsanto aus New York an die Provinzschule in Connecticut. Sie befindet sich ebenfalls in einer Krise, einer gesundheitlichen, eine heftige Arthrose lähmt ihr Schaffen. Delsanto erweckt in der Schule anfänglich den Eindruck eines Eiszapfenns. Aber sie wird bei den Schülern beliebt.

Durch den heftigen Zusammenprall von Jack und Dina wird formal und an der Oberfläche mehr um Bilder gestritten, inhaltlich aber setzt sich das Alkoholdrama stärker durch. Nach einer Liebesnacht mit Dina zerstört er Bilder von ihr.

Die Message des Filmes ist die: wenn man nur will und erkennt, dass Alkoholismus eine Sucht ist, dann kann man geläutert werden. Die Anonymen Alkoholiker helfen einem dabei.

Lehrprinzip von Jack: „Schreibt einen Satz, der die Menschheit adelt!“ Er versucht den Schülern den Wert des Dichterwortes, der Dichterworte nahe zu bringe. Er ist ein ständiger Wortspieler und -provokateur. Sag ein Wort mit 5, 6, 7 etc. Silben. Aber er sagt auch: die Wörter sind Fallen und Lügen. Als ein Beispiel für die Fallen und Lügen wird das Stalkerverhältnis des Schülers Swint zur Mitschülerin Emily angeführt. Sie sagt mit Worten, per sms, sie wolle ihn nicht mehr treffen. Worauf er ganz bösartige Karikaturen über sie in Umlauf setzt. Was sagt: Bilder können stärkere Waffen sein als Worte.

Der Film wirkt, als ob er selbst im geschützten Bereich eines gepflegten und das Kino verehrenden Lehrinstitutes hergestellt worden wäre, so ordentlich wirkt alles. Juliette Binoche überrascht mit einem Talent, das man von ihr nicht kennt: die Gemälde, die sie hier als Malerin malt, die habe tatsächlich sie selbst geschaffen, steht im Presseheft. Chapeau! Schön auch, wie das Lehrinstitut einen Ehrgeiz entwickelt, mit bekannten Künstlern als Lehrern zu renommieren. Ein Film, dem man nur die besten Noten erteilen kann.

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