One Chance – Einmal im Leben

Mit einer steil nach vorn gerichteten, einfachen und klaren Kinoschrift erzählt David Frankel nach dem gut gebürsteten Buch von Justin Zackham die Geschichte des Sängers Paul Pott ohne sich an Details, Sentimentalitäten oder Sensibilitäten lange aufzuhalten, mit einem herzerwärmenden Resulat, das jeden Kitsch vermeidet.

Paul Pott wollte seiner Lebtag Sänger werden, wächst aber in einem Industriegebiet in South Wales, England, auf. Sein Vater arbeitet an den Hochöfen und Paul sollte es auch. Er wird kontinuierlich gemobbt von den Mitschülern. Seine Stärke dagegen war stets das Singen. Gemobbt werden und singen, gemobbt werden und singen, gemobbt werden und singen. So geht es wechselvoll und wenn nicht andere ihn mobben, so stellt sich seine Gesundheit (Blinddarm) quer oder die Nervosität (beim Vorsingen vor Pavarotti: „Ihnen fehlt die Nervenstärke des Diebes, der dem Publikum das Herz klauen muss)“ oder die Begeisterung (vor Begeisterung über einen Erfolg rennt er in ein Auto, jede Menge Knochenbrüche).

Genauso pragmatisch und schlüssig wie Frankel diese Dinge erzählt, geht er auch mit dem Privaten vor, den Einblicken in Potts Elternhaus und der Liebesgeschichte mit Julz, die ein ewiges Hin und Her ist. Die Figuren werden auf wenige Eigenschaften reduziert, manchmal sind die auf das Wesentliche komprimierten Sätze an der Grenze zum Comic. Das lässt die Figuren trotzdem menschlich und macht vielleicht diesen Reiz an Leichtigkeit aus, dass Frankel sich nicht an der realistischen Schilderung zerfaselt, die für die Geschichte nichts bringt, denn der Zuschauer ist erstens nicht ganz uninformiert und blöd ist er auch nicht; so dass der Film auch wirkt, wie auf einem schmalen fortlaufenden, grobkörnigen Band, wie so eine News-Zeile an einem vorbeifließt und die Aufmerksamkeit fordert und findet.

Die Gesangsstellen sind fantastisch. Und wie es sich für eine Heldengeschichte gut macht, wird der Held mit einer Schwäche eingeführt, hier mit einem Schwächeanfall als Bub im Chor. Es wird nicht die einzige, rasante, fast belustigt rasante Fahrt in den OP werden. Dafür haben Regisseur und Autor und auch das Darstellerteam zumindest den „Golden Appendix Award“ verdient.

Thema Vergagung: sie ist immer haarscharf am Selbstzweck vorbei. Beispiel: wie Paul seine Freundin stalkt, die nach seiner Venedig-Reise nichts mehr von ihm wissen will und in einem Supermarkt an der Kasse arbeitet. Er treibt sich zwischen den Regalen herum, versucht immer einen Blick auf sie zu erhaschen. Er fällt dem Security-Mann auf, der ihn zur Rede stellt. Er greift den nächstbesten Artikel im Gestell. Es sind Diapers für Erwachsene. Die bezahlt er an der entsprechenden Kasse, an der sie arbeitet. Und Schmeißt die Seniorenwindeln gleich wieder weg.

James Corden, der Darsteller von Paul, ist ein richtig knuddeliger Typ, ideal, um die Paul Pott-Figur auf ihn zu projizieren; im Sinne von: so in etwa könnte das gelaufen sein mit diesem Sänger. Und vielleicht wäre es doch ratsam, ein paar Taschentücher mitzunehmen ins Kino für die Geschichte von einem so großen Pechvogel mit einer so großen Stimme.

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