Liebe im Gepäck

Die herzerwärmende Pechvogelgeschichte von Montana Moore, entzückend und mit einer charmanten Prise Tragikomik gewürzt. Montana, die Flugbegleiterin ist, wird dargestellt von Paula Patton. Aus Berufsgründen ist es schwierig für sie, eine feste Beziehung einzugehen. Ihre Mutter dagegen ist eine Dauerheiraterin, schon die 5te (?) Hochzeit hat sie hinter sich. Ihre Töchter sollen es ihr nachmachen.

Jetzt ist das jüngste Kind dran. Zu dieser Hochzeit möchte Montana mit einem respektablen Mann und nicht nur mit einem Abenteuer auftauchen. Sie soll, so wollen es ihre netten Kollegen, innert der 30 Tage bis zur Hochzeit ihre ehemaligen Kurzverhältnisse, „zufällig“ = nach genauem Studium der Flugpläne, wieder treffen und checken, ob da was mit einer ernsthaften Beziehung zu machen sei.

Das führt zu einer turbulenten Reise mit denkwürdigen Ereignissen und Ergebnissen, oft gesteuert vom Handy ihrer Kollegin aus, die ihr fernmündlich rät, sich in der Mülltonne zu verstecken, wenn sie ihren vermeintlichen Lover, der sie im First-Class-Hotel unterbringt, zuhause stalkt und sie mit leeren Dosen einen verräterischen Lärm verursacht.

Ihre Recherche führt sie in teils elitäre, luxuriöse, reiche Kreise.
Ein Kandidat der Republikaner will sie in seinen Wahlkampf einspannen. Dem verhilft sie aus lauter Ungeschick zur Verdoppelung einer großen Spende. Ein Selfmademan und Hotelbesitzer möchte mit ihr in Europa flittern.

David E. Talbert hat das geschrieben und inszeniert mit einem Ensemble von nicht zu bändigender Spiellaune, wobei Komik hier nicht Brüllen heißt oder Grimassen schneiden, sondern die Situation ernst nehmen, auch mal leise etwas sagen, aber genau so aufspielen mit Spaß an der Sprachmusik was das Zeugs hält, wobei die Wirkung umso vergnüglicher ist, als Talbert sich die Werbeästhetik zunutze macht, blitzblanke Zähne, perfekt gestylte Frauen, aber lebendig und nicht posierend oder blasiert; wenn ein Paar zum Prosten ansetzt, so könnte das Bild als Werbung für Diamanten oder kostbare Halsketten stehen, jedoch mit Komödienwitz belebt, mit entzückend, verzückendem Spiel dargeboten.

Die Figuren sind keineswegs dumm, sie geraten in schwierige Situationen. Die Männer sind Karrieristen, sie wollen ihren Weg machen, menschlich vielleicht schwach, ja auch Arschloch; aber Montana zieht ihre Schlüsse aus ihrer Reise und wird vielleicht dadurch erst frei zu dem, was William, Derek Luke, über die Ehe seiner Eltern gesagt hat, dass nicht die Hochzeit der Höhepunkt sei, sondern der Rest der Ehe über 40 Jahre. Magic is to stay married. Das muss ihm einer mal nachmachen.

Laut IMDb hat der Film bei einem Produktionsbudget von 8,5 Millionen Dollar schon am Eröffnungswochenende über 9 Millionen Dollar eingespielt und hat das in seiner US-Laufzeit noch weit mehr als verdoppelt. Verdient verdient.

In den ersten Szenen musste ich an Almodovars Fliegende Liebende denken, wo es primär um Flug und Sex und Eros geht; hier kippt als kleines Amuse-Gueule eine schwer vollbusige Stewardess einem Fluggast Essen zwischen die Beine und kramt das mühselig vieldeutig wieder hervor.

Eine Charm Comedy. Montana ist das weibliche Pendant zum Stehaufmännchen. Das macht sie so sympathisch, dass sie nichts nachträgt und auch nicht in Selbstmitleid versinkt. Ganz nebenbei wird das Thema des alltäglichen Rassismus in den USA in gepflegtem Rahmen gestreift. Und auch das des alltäglichen Machotums: die Frau muss folgen (so wie das Schoßhündchen Juicy) und der Mann soll führen.

Vielleicht hat Montana auch nur den einen Fehler gemacht und immer den perfekten Mann gesucht, die sich just nicht in einer Ehe sieht und sehen kann, der Vergleich der Ehe, in der die Frau das sei, was die Garage fürs Auto. Manchmal reist jemand sehr weit, um das zu finden, was in nächster Nähe ist. Eine Komödie, die einen garantiert gutgelaunt aus dem Kino entlässt, denn auch der Zuschauer wird hier ernst genommen.

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