3 Days to Kill

Ein Thriller wider den tierischen Ernst im Thrillerbusiness mit leichter, fast juxhaft leichter Hand angerichtet nach einer Idee von Luc Besson, der mit Adi Hasak auch das Buch geschrieben hat in der Regie von McG und garniert mit einem veritablen amerikanischen Star, Kevin Costner als Ethan Renner, im amerikanischen Cowboy-Outfit in einem Paris, das fotografiert ist wie ein Dorf. Renner ist ein todkranker CIA-Agent, der zur Erlangung eines innovativen Medikamentes, das sein bedrohtes Lebens verlängern könnte, einen 3-Tages-Job annimmt, der nicht von schlechten Eltern ist, und dabei dauernd in typische Situationen unserer Zeit gerät, wie sie einem Vater, dem der Beruf deutlich wichtiger ist als die Familie, ständig begegnen können.

Jeder andere Vater, mag er noch so brav verheiratet sein und zwei heranwachsende Töchter haben, könnte solche Verpflichtungen haben, wie beispielsweise der brave Muslim, der dummerweise für ein Verbrecherkartell arbeitet und zur Geisel von Ethan wird und noch aus dem Kofferraum heraus und gefesselt bittet, der Ausflug möchte nicht so lange dauern, weil er seine beiden Töchter abholen müsse. Die waren vorher schon von Nutzen, wie Ethan seine eigene Tochter vermisst hat und Angst hatte, die Verbrecher, hinter denen er her ist, hätten sie womöglich gekidnappt; die beidem Muslimtöchter können ihm einen weiterführenden Hinweis geben, wo die Disco Spider sich befindet. Dort wird er sein eigenes Töchterchen gerade noch rechtzeitig vor zudringlichen Typen befreien können.

Genau so ein alltägliches Pariser Erlebnis dürfte er haben, wie er in seine Wohnung zurückkehrt. Da er einige Jahre nicht da war, hat sie eine afrikanische Familie völlig legal besetzt. Mit diesem kinderreichen Clan ist er nun untergebracht, immerhin kann er ein Zimmer für sich aushandeln. Mitleid mit der schwangeren Tochter der Besetzerfamilie hat er auch. Und der kleine Spitzbub, den setzt er sogar ein, eine Geisel von ihm zu bewachen und nach zwei Stunden frei zu lassen. Wofür sich der clevere Bub von der Geisel noch die Uhr abknöpft.

Auch diese Geisel wird involviert in Ethans Privatangelegenheit. Es ist Guido, der auf dem Klo gefesselt übers Handy von Ethan dessen Tochter beschreiben muss, wie man eine feine Tomatensauce für Spaghetti macht, Rezept der italienischen Mamma.

Zwischen diesen allzu bekannten Alltäglichkeiten werden wieder einige kräftige Prisen Action und Schießerei und Autoverfolgungsjagd eingestreut wie ein scharfes Gewürz.

Wenn Ethan mit dem lila Fahrrad, das er seiner entfremdeten Tochter zum Wiedersehen schenken will (das gefalle ihr doch. Ja, als sie neun war!) in den engen Straßen von Paris unterwegs ist und er sich auf Höhe der Bösen in den schwarzen SUVs findet und zwischen sie und einen Bus eingekeilt ist, worauf Schießerei und Bomberei losgehen, so betrachtet das ein Bub im Bus mit riesigem Vergnügen, für ihn dürfte kaum ein Unterschied sein zwischen dem Comic, den er gerade liest und dem, was sich vor seinen wachen Äuglein auf der anderen Seite des Busfensters auf der Straße abspielt.

Eine gut verträgliche, ausgewogene, unterhaltsame Mischung aus Action und Allgemein- und Alltagsmenschlichkeit.

Der Film fängt als ordentliche Konfektionsware an mit der kleinen Exposition der Vorgeschichte in Belgrad. Hier spielt die Gesundheit Ethan kurz vor Erreichen des Trägers der schmutzigen Bombe einen Streich. Hier denkt man noch, ordentlich, ordentlich, aber wen interessiert heute noch eine schmutzige Bombe im Film.

Mit den Titeln wechselt der Drehort nach Paris. Hier will Ethan seine letzten Wochen und Monate mit Frau und halbwüchsiger Tochter verbringen. Spätestens mit dem Auftritt von Amber Heard als Vivi Delay fängt die Temperatur an zu steigen, einer auf cruel Vamp gestylten Frau mit schnellem Witz und Handeln; gegen dieses abgehobene Fantasiegebilde von einer Frau und Killerin wirken die Begegnungen mit der menschlichen Unzulänglichkeit noch sympathischer oder anrührender. Auch sie hat diese im Auge, wenn sie bei einer Verabschiedung zu ihm meint: und vergessen Sie nicht, den Fisch einzulegen. Sie ist es auch, die ohne lange Umstände zu machen, Ethan mit der Spritze aus der experimentellen Medizin für eine eventuelle Verlängerung seines Lebens erpresst, ihm die Spritze höchstpersönlich verabreicht. So kann Ethan seiner Frau als Entschuldigung für die Verspätung treulich erzählen, er sei bei einer Ärztin gewesen, die ihm vielleicht helfen könne. Und schon ist er mit seiner Tochter konfrontiert, die am Rande des Nervenzusammenbruches steht wegen ihrer Ausgehfrisur; da muss auch privat mal eine Badezimmertür eingetreten werden. Dass gegen die Spritze nur Wodka hilft, das ist so ein Joke, der in ein Thrillerkino wider den tierischen Ernst wie angegossen reinpasst.

Paris ist hier fotografiert wie ein Dorf; aus der Sicht des amerikanischen Agenten vielleicht sogar wie ein Gefängnis.

Das spricht doch für einen Film, wenn man nachher Lust hat, den einen oder anderen Gag zu erzählen. Wie den mit dem Anzug, den der Amerikaner von einem anderen Typen anziehen soll, weil seine Chefin unbedingt will, dass ihre Killer besser gekleidet seien, als deren Opfer. Oder die Auseinandersetzung von Ethan mit seiner pazifistischen Tochter, die in der Schule gewalttätig geworden ist, weil Mitschüler ihre pakistanische Freundin beleidigt haben. Dass der Papa daraufhin technische Ratschläge für die Tochter bereit hält, das ist nur zwingend.

Andererseits: ob die Philosophie, einen Thriller locker anzugehen, die Lockerheit auch ja immer spüren zu lassen, einen Film wichtig macht?

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