Nächster Halt: Fruitvale Station

Große Ungerechtigkeit, ein geläuterter Mensch, der just auf dem Weg zum besseren Menschen ist, wird Opfer von Polizeiwillkür. Aber Mama tritt betend für Versöhnung ein. Mandelamäßig gegen Rachespiralen.

Dieser Film von Ryan Coogler ist ein engagierter Film, ein Aufrüttelfilm, er möchte auf ein schreiendes Unrecht aufmerksam machen, er möchte erinnern an einen Vorfall in San Francisco an Sylvester 2008, als der junge Schwarze, Oscar Grant, bei einer Auseinandersetzung mit den Bahnsheriffs von San Francisco an der Fruitvale Station unnötigerweise erschossen wurde.

Der Film ist so konstruiert, dass der Zuschauer auf der richtigen Seite steht, dass er Partei für Oscar ergreift, mit ihm mitleidet, mit seinen Angehörigen. Die Exposition ist so, dass wir Oscar, der vor einem Jahr noch im Gefängnis sass, kennenlernen bei einem Gespräch mit seiner Freundin Sophina, einer gesichtskorrigierten Latina, mit der er das gemeinsame Mädchen Tatjana hat; sie wollen Sex machen. Aber Sophina hat da noch eine Frage wegen seiner Treue. Denn sie hat einen Seitensprung von ihm mitgekriegt. Sie verlangt von ihm Treue. Die zu beschwören fällt ihm nicht leicht. Auch hat er gerade seinen Job verloren. Die Miete von 300 Dollar für sein Appartement ist fällig. Außerdem ruft ihn seine Schwester an, ob er ihr die Miete vorschießen kann. Er hat noch ein bisschen Gras versteckt und ist im Konflikt, es zu verkaufen – oder nicht.

Die Hauptfrage ist erst einmal, wie den Sylvester verbringen. Erst bei seiner Mutter vorbei, die hat nämlich Geburtstag.

Die Geschichte wird in lauter Szenen erzählt, die einen klaren Rahmen haben, außerhalb ihrer gibt es nichts. Was gezeigt wird, erhebt Wahrheitsanspruch. Es gibt eine Rückblende auf einen Besuch seiner Mutter im Knast. Und dort auch einen Weißen, der den „Nigger“ blöd anmacht. Es gibt die Bitte der Mutter, am Sylvester doch nicht mit dem Auto in die Stadt zu fahren, von wegen trinken und anständig bleiben. Mit grauenhaften Folgen.

Er fügt sich diesem Wunsch und dem seiner Freundin, die etwas erleben möchte, er wäre lieber zuhause geblieben. Und da ereignet es sich in einem vollgestopften Wagen des BART (Bay Area Rapid Transit), dass der Weiße aus dem Knast ihn durch die Menge erspäht und einen beleidigenden Spruch loslässt. Es folgt der brutale und folgenreiche Eingriff der Polizei.

Immerhin gibt es glaubwürdige Zeugen gibt. Das Mädchen Katie ist rechtzeitig in den Wagen gestiegen. Sie haben wir vorher im Lebensmittelgeschäft kennen gelernt, wie Oscar mit seinem Kumpel Krustentiere für Mutters Geburtstag organisieren wollte. Sie und viele andere auch konnten den brutalen Übergriff, der von Vorurteilen gegen die Schwarzen geprägt ist, mit Handykameras filmen, der Beleg für die Geschichte, die diesem solide und seriös gebauten Film zugrunde liegt.

Teils fast in Telenovela-Manier wird genau gearbeitet, Details, die Wahrhaftigkeit behaupten, zum Beispiel vor der verhängnisvoll BART-Fahrt müssen zwei Begleiterinnen von Oscar Pipi und nach freundlichem Hin und Her mit einem Wachmann, lässt dieser die beiden Frauen in den geschlossenen Laden, und Oscar schafft es, auch noch eine Schwangere hineinzulassen. Beweis für den guten Charakter des baldigen Opfers.

Als Publikum dürfte das Publikum von Winnie Oprah anvisiert sein, sie wird einmal erwähnt und einmal kommt sogar ein Ausschnitt aus ihrer Show mit einem Mutmachersatz für Menschen, die wieder auf die Beine kommen wollen, wie Oscar, einen Monat durchhalten, dann wird (das gute, anständige Leben) zur Gewohnheit. Der Film möchte über das Erwecken von Gefühlen Bewusstsein für Gerechtigkeit/resp. Ungerechtigkeit vermitteln.
Im Highland -Hospital steuert der Film auf seinen dramatischen Endpunkt zu. Und wird auch zum Erinnerungs- und Gedenkfilm.

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