In Sarmatien

Volker Koepps Update zu seinen früheren Filmen aus dem Osten als der Versuch einer Zusammenfassung im Sinne einer Gesamtsicht, welche die Veränderungen im Herzen von Europa zeigt.

Sind die früheren Filme von Koepp als prägend für die Landschaften und fast elegisch in Erinnerung, so wird heute schmerzlich klar, dass so eine Prägung wohl kaum mehr machbar ist. Es gibt zwar noch die Landschaftsbilder, es gibt auch Dorfjugend, die auf einem Pferdekarren die Traubenlese vom Weinberg ins Dorf fährt und fröhlich Trauben mampft und erzählt, die seien eigentlich nur zum Pressen von Wein gut. Aber selbst bei ihnen zeigt sich so etwas wie Medienabgebrühtheit und die Kunst drauf los zu plappern und Statements abzugeben. Wie das die Jungen heute tun oder wie Volker Koepp es von ihnen verlangt, dass sie über ihre Situation reden, familiär, beruflich, wo sie leben, in der Ukraine oder in Kalinigrad oder sich nach dem Europa orientieren, was gar nicht die Wiege oder der Kern Europas sei, denn der liege in Moldawien. Nur ist das dabei sich zu entleeren von Menschen. Die Jugend sieht dort keine Perspektive.

So sind denn die Ausschnitte aus Koepps früheren Filmen die beeindruckenden, wie aus „Herr Zwilling und Frau Zuckermann“; während die heutigen Interviews der auch viel jüngeren Leute alle viel glatter sind, Statements, Meinungen und kaum Ansätze von Lebensgeschichten.

Andererseits ein hochaktueller Film, ein Muss für jeden politisch Interessierten, was ist die Ukraine überhaupt, wenigstens einen Einblick zu bekommen, angesichts der sich überschlagenden Ereignisse dort.
Eine brutale Info: dass die Rumänen in Russland rumänisch in kyrillischer Schrift schreiben mussten, wobei das Rumänisch auch noch russifiziert wurde, und das Regime dauerte 60 Jahre!

Als Abwechslung zu Meinungen und Bildern gibt es zwischendrin Religionsfolklore: das dreitägige, chassidische Frühjahrsfest, wo nur Männer sind und das ganze Dorf und alle Bewohner ihre Wohnungen und Zimmer und Häuser vermieten.

Momentweise entsteht der Eindruck, Volker Koepp verliere sich etwas in seinen Filmen und einigen Figuren daraus, verhasple sich in der eigenen Spur, in der Menge des Materials und des Stoffes. Durch diese vielen Statements ist der Film dann wohl doch eher fürs TV geeignet. Da ließe sich ein wunderbarer und fürs TV sicher herausragender Zwei-, Drei- oder gar Vierteiler draus machen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert