Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Mit 100 Jahren nach einem abenteuerlichen Leben noch nicht genug davon haben und statt der Feier im Altenheim ausbüxen und die noch verrückteren Abenteuer und Verwicklungen erleben, eine ziemlich unglaubliche Geschichte. Felix Hengren hat den Erfolgsroman von Jonas Jonasson jetzt verfilmt, das Drehbuch hat er mit Hans Ingemansson geschrieben.

Kein Wunder, dass Leute einem sagen, man müsse das Buch unbedingt lesen. Das vermittelt der Film in skandinavischer Lakonie und Trockenheit. Der Humor entsteht durchs Band und durchgängig dadurch, dass die Leute sich entweder nicht verständlich genug ausdrücken oder sich nicht genau genug zuhören; diese Kommunikationsdefizite haben schon die ersten Hundert abenteuerlichen Jahre von Allan Karlsson, eindrücklich gespielt von Robert Gustafsson, geprägt, die immer wieder in den Erzählstrang des aktuellen Roadmovies eingeflochten werden.

Im Altenheim laufen die Vorbereitungen zu Allans Geburtstagsfeier. Es wurde seiner Vorliebe entsprechend extra eine Marzipantorte zubereitet. 100 Kerzlein auf diese zu stellen und dann genau nachzählen, sind in diesem Milieu eine bewegende Aktion.

Der Jubilar sitzt in seinem Zimmer. Es ist eine spontane Idee von ihm, die sich aus einer Jugenderinnerung mit einem Blick aus dem Fenster ergibt, dass er sich entscheidet, mit seinem Pantoffeln und im Hausanzug aus dem Fenster zu steigen.

Die Jugenderinnerung ist die an eine Katze, die von einem Fuchs getötet wurde. Das erfordert nach Ansicht des Buben Konsequenzen. Hiermit wird sein Faible fürs das Sprengen eingeführt. Eine fette Sprengladung wird mit Würsten zusammengebunden und wie der Fuchs sich wieder herbei schleicht, con volpe in die Luft gejagt.

Nun ist der Alte draußen. Die Festgemeinde steht mit der Marzipantorte mit 100 Kerzchen drauf da. Keiner mag Marzipantorte. Allan ist bereits an der Busstation. Ein paar Münzen hat er dabei. Damit kommt er von Malmköping gerade bis Byringe, eine Ortschaft bestehend lediglich aus einem alten Bahnhäuschen. Ein junger Mann mit einem silbernen Alukoffer möchte aufs Clo. Der Koffer hat keinen Platz in der engen Toilette. So drückt er ihn dem Alten in die Hand.

Der Bus kommt. Gedankenverloren zieht Allan den Koffer hinter sich her. Und weg ist er. In Byringe steigt er aus. Der einzige Bewohner ist ein freundlicher Mann. Der lädt den skurrilen Alten auf einen Drink ein. Der junge Glatzkopf, dem der Koffer gehört macht anderntags die beiden Herren ausfindig. Es gibt eine kurze Gewaltaktion. Altenpower. Der junge Mann landet im Kühlraum. Die beiden Herren sind neugierig auf den Inhalt des Koffers. 50 Millionen Kronen.

So ist es im Leben. Immer geht es einen Schritt weiter. Mal wird es besser, mal weniger. So läuft es auch im früheren Leben ab. Über die Sprengungen kommt Allan nach Spanien, rettet aus Zufall General Franco das Leben, landet in den USA, gelangt mitten in die Atomforschung und lernt Herrn Oppenheimer kennen, hat eine simple Idee und der Atomtest gelingt. Anstoßen mit Harry S. Truman, der in diesem Augenblick durch den Tod des Vorgängers Präsident wird. So führt eines zum anderen. Bis Moskau und dann Paris. Und so wenig ist sein Altersausbüxen von Abenteuern verschont. Bald ist die Mafia hinter ihm her, die Polizei und in Bali hockt ein großer Drahtzieher. Just dorthin fliegt am Schluss die ganze Abenteuerbande, die sich inzwischen um den Alten herum gebildet hat – noch dazu mit einem Elefanten.

Was Allan am meisten zu beschäftigen scheint, dass immer wieder Menschen ihn angebrüllt haben. Irgendwann kennt man den Humormechanismus und da hätte Herngren gegen Ende hin vielleicht etwas kürzen können. Sonst ein Vergnügen, bei dem das letzte Jahrhundert im Eilzug durchfahren wird und wo man spontan nicht das Gefühl hat, man muss jetzt in schwierige Interpretationsgedanken verfallen. Aber Achtung, sollte Ihnen jetzt ein Hundertjähriger in Hausschlappen und Hausanzug begegnen, vielleicht hätte der eine Menge zu erzählen – und womöglich hat er auch etwas Kleingeld dabei – oder Explosiva!

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