Preis des Goldes (TV BR)

Eine Erlebnisdoku aus der Mongolei. In 90 Minuten über 270 Tage mit illegalen Goldsuchern in der Wüste Gobi verbringen, wer kann das schon, noch dazu ohne jedes dämliche Interview-Statement.

Sven Zellner und Chingunjav Borkhuu haben zwei Bosse und drei Arbeiter bei ihrem Vorhaben begleitet, in der Wüste Gobi in der Mongolei mit primitivsten Mitteln und ohne jeden Arbeitsschutz nach Gold zu graben und es abzubauen. Die Dokumentaristen haben sich als Dokumentaristen angenehm zurückgehalten, sie waren einfach dabei. Dass sie dabei sind, lassen sie nur in wenigen Momenten spürbar werden, wenn der eine Arbeiter, bevor er wieder in das 20 Meter tiefe Loch herunterklettert und der Kameramann schon unten ist, ruft, er werde jetzt mit dem Arsch in die Kamera springen oder einer der faulenzenden Bosse, der für die Kamera mit Armen und Beinen im Liegen Blödsinn macht und witzelt, er werde jetzt für die Deutschen den Bauch zeigen..

Die Prospektion von Bodenschätzen ist in der Mongolei aufgeteilt auf internationale Bergbaukonzerne. Aber die Armut im Lande zwingt die Nomaden, die sich das nie hätten träumen lassen, an illegalen, waghalsigen Goldsuchunternehmen mitzutun. Wenn als Arbeiter, dann ausgebeutet und immer wieder blöd hingestellt von den Bossen, die das Boss-Sein zur Genüge raushängen, die ihre Wampe in die Sonne hängen. Andererseits kümmern sie sich persönlich um das Wohl der Arbeiter. Schauen dass Verpflegung da ist, eine bescheiden Jurte aufgebaut wird. Dabei ist eine Köchin, die Angst vor den Männern hat, wenn sie in die Stadt fahren zum Saufen, dann versteckt sie die Messer. Die Bosse fahren nach Ulan Bator, wenn der Motor des Generators kaputt ist oder Benzin für dessen Betrieb gebraucht wird. Dieser treibt den Presslufthammer an, der tief unten in vollkommen ungesichertem Loch oder Querstollen eingesetzt wird.

Wenn aber die Arbeiter auf eine Goldader stoßen, dann sind die Bosse ganz auf Zack, dass die Arbeiter nichts klauen. Insofern müssen sie immer vor Ort sein. Sie schaffen auch das einfache Gerät herbei. Ihr Jeep ist in guter Verfassung und nicht allzu alt, während der Pressluftbohrer, der Generator, die Seilwinde aus dem Museum stammen könnten. Das Dynamit wird mit nur minimalsten Vorsichtsmaßnahmen in die Bohrlöcher gestopft und zur Explosion gebracht.

Ein Festessen gibt’s, wenn Nomaden mit Ziegen vorbeikommen. Nach kurzem Handel wird eine abgekauft und mit einem gezielten Stich in die Bauch- und Herzgegend, ohne dass Blut herausspritzt, in wenigen Sekunden getötet.

Es ist ein mühsames Gewerbe, diese primitive Goldsucherei. 10 Tage, 20 Tage und nicht fündig geworden. Zwischendrin kommt bei den Arbeitern der Wunsch auf, aufzuhören. Sie arbeiten ohne jeden Schutz im Staub, den der Abbau oder das Mahlen des Gesteins aufwirbelt, ohne Atemmaske und ohne Handschuhe rühren sie mit den nackten Händen im Quecksilberbrei herum. Nach 20 Tagen fruchtlosen in die Tiefe Schaufelns reicht es dem Boss, er zieht einige Kilometer weiter an eine bekannte Ader. Aber die Explosion ist meilenweit zu hören. Bald schon taucht aus der Wüste ein Nachbar auf. Das Gerücht kann sich in Windeseile verbreiten und alle wollen was davon, die Nomaden, die Polizei, die Nachbarn.

Dass 100’000 Mongolen illegale Goldsucher sind, wie uns der Vorspann suggerieren will, halte ich allerdings für übertrieben, gerade weil es in der Wüste so auffällt; oder es sei denn, viele machen das hobbymäßig nebst dem Nomadenleben. Die Bosse, die haben Knast- und Schlägerkarrieren hinter sich; der eine hat eine fette Narbe quer über eine Wange. Sie loben aber auch die Freiheit ihres illegalen Unternehmertums, denn sie könnten durchaus auch legal für 500 Euro im Monat bei einem der internationalen Konzerne anheuern.

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