Ein cowboylockerer AIDS-Film nach einer wahren Begebenheit von Jean-Marc Vallée nach einem Drehbuch von Craig Borten und Melisa Wallack inszeniert oder Solo für einen nicht-schwulen, aidsinfizierten Cowboy, eine Soloshow für den Schauspieler Matthew McConaughey als Ron Woodroof.
Um ein AIDS-Symptom glaubwürdig dazustellen, nämlich die Abmagerung, hat McConaughey richtig gehungert. So wirkt er authentisch. Dabei ist er so schon eine Type mit seinem markanten Gesicht. Man nimmt ihm jedenfalls den Rodeoreiter, den Trinker, den Weiberhelden, Raucher und Kokser problemlos ab. Ein Typ ohne Kompliziertheit, direkt, der keinen Wert auf Benimm-Regeln legt. Abgemagert ist er wie ein Krebspatient (gegen Ende des Film bessert sich das dann wieder).
Der Arzt stellt die deprimierende Diagnose AIDS, er habe noch 30 Tage zu leben. Diese Tage verbringt Ron nun nicht als braver Patient, der untertänigst die ärztlichen Vorschriften befolgt und gebannt und erstarrt seinem Tod entgegenblickt. Ron macht sich in einer Bibliothek selber kundig (Cowboy mit Intellektuellenbrille) und misstraut dem Medikament AZT, das zu der Zeit als einziges verschrieben wird.
So wie er ohne Hemmung sich aufs Rodeopferd setzt, so setzt er sich direkt auseinander mit den Strukturen zwischen Medizin und Pharmaindustrie. Fängt auf eigene Faust, aber auch in Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen an, sich andere Medikamente zu beschaffen, auch wenn er dafür bis Japan jetten muss. Er tut sich mit dem schwulen aidskranken Rayon zusammen (allen seinen Schwuchtelvorurteilen zum Trotz, aber auch das letztlich unkompliziert) und macht sogar ein Geschäft mit alternativen Heilmethoden, mit andern Medikamenten, die er sich auf illegalen Wegen beschafft; Mitgliederbeitrag ist 400 Euro.
Die Schulmedizin und die Pharmaindustrie können solche Eigeninitiativen nicht abhaben, sehen ihr Geschäftsmodell gefährdet; sie setzen die Staatsgewalt gegen Ron in Bewegung.
Bei all der Kämpferei und den Versuchen mit anderen Heilmitteln, setzt Ron sein Leben immer weiter fort. Aus den 30 Tagen werden über 2000, die er noch lebt und sich für sinnvolle Heilmittel gegen AIDS einsetzt.
Der Film ist ein chronologischer Bilderbogen mit gelegentlichen Zeitangaben, Tag 1, Tag 7, 6 Monate später, 30 Tage später, 2 Jahre später. So locker wie der Umgang mit diesen Zeiten, so locker wirkt Inszenierung, Szenenauflösung, Dialoge und Montage. Wie ein von Cowboys frisch und munter in der Freizeit an einen Stall gemalte Betrachtung ihres Lebens, bunt, lebendig, unpingelig, unverbissen, cowboyaffines Kino mit anderem Thema, ohne hinterlistiges Kalkül auf Erfolg, ohne Zurückhaltung der Energie oder deren raffinierte Zügelung, frisch von der Leber weg, ein plastisch physisches Kino. Es wirkt wie muntere Impressionen einer Aktion einer NGO, locky-flocky Erzählweise und noch ein sich anbahnendes Verhältnis zu der Ärztin mit den unnatürlich breiten Lippen.
Buntes AIDS-Drama in einfachen Pinselstrichen, was nicht versucht hinter die Dinge zu schauen, sondern sie eher naiv aber mit unverstelltem Blick nachzeichnet, hastig zwar, denn die Zeit läuft, aber sich durchaus wiederum an einem Tinnitus-Effekt im Subjektiven verlieren kann.