Das kleine Gespenst

Nach dem Motto „Hauptsache lustig“ und „der Poesie in einem Kinderstück ist nicht zu trauen“ pfropft hier Alain Gsponer nach einem Drehbuch von Martin Ritzenhoff der poetisch-hintergründigen Geschichte von Otfried Preußler einen hölzern inszenierten Handlungsstrang mit Schulkindern auf in Anbiederung an das zahlende Zielpublikum, so wird aus seinem Film ein Holterdipolterkino zum saisonalen Gebrauch.

Die Geschichte von Otfried Preußler konzentriert sich in der Hauptsache auf das Gespenst, was mit seiner nächtlichen Existenz nicht zufrieden ist und den Tag erleben möchte. Dort erst entwickelt sich das niedliche Geschöpf, weil es jetzt ganz schwarz ist, zum eigentlichen Schreckgespenst für die Menschen, zum Bürgerschreck.

Wobei das Gespenst selber, was hier in der fiktiven Realität der Schauspieler animiert worden ist, ganz neckisch durch die Gegend wirbelt. Als Sprecherin wurde Anna Thalbach offenbar angehalten, in der Art ihrer Mutter Katharina Thalbach zu sprechen; was der Figur zumindest ein eher bodenständiges Cachet verleiht, es des Verträumten, des Träumerischen beraubt.

Alain Gsponer möchte Spaß haben bei der Arbeit und dass die Kinder Spaß haben beim Zuschauen; der Spaßfaktor wird höher bewertet als der tiefere Geschichtsfaktor. Für einen Lacher gehe ich über eine Leiche, hat mal ein Provinzkomiker gesagt; insofern ist der Cast auch nicht so wichtig, ist egal, ja sogar erwünscht, dass er hölzern agiert. Den Kindern kann man alles bieten. Hauptsache, es stolpert einer oder fällt.

Einzig Uwe Ochsenknecht als Bürgermeister und sprechendes Bild von General Thorstenson zeigt einen Ansatz von Figur, die showmäßig etwas hergibt und doch ernst genommen werden kann. Wieso allerdings Herbert Knaup, der sich seinen Auftritt sicherlich gut bezahlen lässt, als Uhrmachermeister Zifferle besetzt werden musste, kann jedenfalls seine Darstellung aus sich heraus nicht plausibel machen. Da gäbe es sicher skurrilere, kinderfreundlichere Figuren. Aber dieser Zifferle ist so gar nicht lustig, trotz Hauptsache-lustig-Regie.

Das kleine Gespenst, das mit einem Bund von 13 Schlüsseln, der jede Tür und jedes Tor öffnet, nächtens Gänge durch die Eulenburg macht, ist unzufrieden mit seiner nächtlichen Existenz und dass es tagsüber schläft. Es hat einen Wecker, und da führt der Film als Selbstzweck, der die Geschichte nicht vorwärts bringt, aber Hauptsache lustig, obwohl nur halb so lustig, einen komplizierten Weckmechanismus in der Art einer Dominosteinreihe ein, der, Hauptsache lustig, vielleicht für einen Übungsfilm eines Studenten witzvoll wäre, hier aber grad gar nichts zur Erhellung der Geschichte beiträgt, am allerwenigstens das Wesen des Gespenstes erhellen kann.

Gleichzeitig fängt die Pfropfeschichte mit dem Schüler an, der an Gespenster glaubt und der sicher ist, eines gesehen zu haben und der es bei einer nächtlichen Exkursion seiner Schule im Schloss auch aufspürt.

Dann verwurstelt sich die Geschichte der Schüler mit der des Gespenstes, die Dramaturgie legt sich hier quasi selbst eine Falle. Gleichzeitig bereitet sich Eulenburg auf das 375-Jahr-Jubiläum der Abwehr des Schwedenangriffs vor. Es wird wirklich kompliziert, vom Film ausgehend die Geschichte plausibel nachzuerzählen, weil die beiden Stränge sich in die Quere kommen. Jedenfalls schafft es das Gespenst, den Tag zu sehen, wird aber ab diesem Moment dunkel, verirrt sich in der Kanalisation, wird zum Angstgespenst der Stadt und verdirbt sogar das Festspektakel, indem es bei der Festaufführung den Eulenburgern gegen die Schweden behilflich ist und so diese Erinnerungsveranstaltung auseinandertreibt; auch diese Geschichte, damit’s lustig ist, inszeniert bei Vernachlässigung der Tragweite.

Gleichzeitig ist noch eine Uhr aus dem Schloss verschwunden und der Schüler wird verdächtigt, der Dieb zu sein. Das Gespenst möchte wieder ein echtes Nachtgespenst und wieder weiß werden. Die Schüler können ihm helfen dabei, denn die Eule verrät ihnen, dass nämlich die Turmuhr, man könnte es schön auf Englisch ausdrücken, bei einer Reparatur von Uhrmacher Zifferle von a.m. auf p.m. gestellt worden ist und dadurch den Rhythmus des Gespenstes durcheinander gebracht hat.

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