Kaiserschmarrn

Ein Sekundärunfall als Folge des Kulturunfalls „Filmförderung“, insofern als gerade mittelbegabte Figuren sich wohlig und relativ konkurrenzlos ernähren können in den geförderten Gefilden; somit Reserven und Beziehungen aufbauen, die sie für unsubventionierte Eigenproduktionen nützen können, um, wie hier vorexerziert, sich endlich als Protagonist anzubieten, die vermeintlich vom Subventionswesen nicht anerkannte Fülle des Talentes voll auszukosten, was hier allerdings nicht gut kommt.

Explizit: Ein gschaftlhuberischer Darsteller, der einen ungepflegten Schweizer Akzent hinrotzt, der dieser rundliche Kumpeltyp ist und im deutschen subventionierten Film ganz gut beschäftigt, sprich mit guten staatlich gegönnten Einnahmen versehen, scheint unglücklich darüber zu sein, dass er in diesem Subventionsteich immer nur Chargen spielt und keine Protagonistenrollen bekommt, wahrscheinlich nicht einmal die Chance auf ein Casting. Andererseits hat er aber beim subventionierten, deutschen Film genügend Geld verdient, dass er eine Low-Budget-Produktion mit noch einem Produzenten und dem mitproduzierenden Regisseur stemmen kann. Das scheint der reale Hintergrund für diese rotstichige Möchtegern-Parodie zu sein, die am Wörthersee spielt und für diesen gschaftlhuberischen Schauspieler mit dem ungepflegten Schweizer Akzent eine Möchtegern-Paraderolle bereit hält.

Ein sich unterschätzt fühlender Darsteller möchte sich als Protagonist empfehlen. Dazu möchte er die beiden Genres Pornofilm und Wörthersee-Heimatfilm als persiflierende Elemente zu einer Geschichte verschmelzen, eine Idee, die nicht ganz des Reizes entbehrt (Drehbuch: Daniel Krauss, Lasse Nolte). Der Darsteller möchte zwischen den beiden Genres ohne weiteren Rollenhintergrund hin und her springen und so seine Vielseitigkeit beweisen. Die beiden Figuren sind Alex Gaul und Zacharias Zucker.

Alex Gaul ist die erste der beiden Hauptrollen dieses gschaftlhuberischen Darstellers mit dem ungepflegten Schweizer Akzent. Der ist ein Pornodarsteller und seine Oma möchte, dass er einmal wenigstens ins richtige Fernsehen kommt. Wenn diese Grundsituation nun als solche solide und glaubwürdig eingeführt worden wäre, so ließe sich ja vielleicht etwas darauf aufbauen (Regie: Daniel Krauss).

Jedenfalls kleistert es die Dramaturgie des Filmes so zusammen, dass gleichzeitig bei seinem nächsten Dreh am Wörtersee, originelle Idee: der erste 3D-Porno, in praktisch derselben Location und demselben Hotel Zacharias Zucker, der Volksmusikstar einen Film fürs richtige Fernsehen dreht. Und – hackeliger und weniger charmant erzählt geht nicht – er es schafft, den Zacharias aus dem Spiel zu ziehen und als dessen Doppelgänger seine Position einzunehmen, um vollkommen zu versagen. Auch das könnte sogar ein Stück weit funktionieren, wenn auch dieses zweite Drehteam irgendwie glaubwürdig vorgestellt worden wäre und nicht mit dem dicken Etikett vor jedem Satz „Vorsicht Parodie!“.

Aber wo nichts aufgebaut wird, kann auch nichts demontiert werden; was aber offenbar die Absicht der Autoren war, ein Blick hinter die Kulissen zu werfen, die Allmacht der Redakteure zu karikieren, das Versagen des Schauspielers am Set, aber das passiert so unglaubwürdig, die Reaktionen von Mitspielern und Crew sind so übertrieben gespielt, dass die ganze Übung gewaltig in die Binsen geht.

Vielleicht hat sich’s im Buch ja noch irgendwie plausibel gelesen, was ich mir allerdings schwer vorstellen kann; andererseits scheint jeder halbwegs Gebildete auf ein Buch reinzufallen, in welchem vom V-Effekt von Brecht die Rede ist oder Shakespeare erwähnt wird oder gar ein Buch von Spinoza auf einem Nachttischchen sich befindet. So haben Grit Böttcher, Heinrich Schafmeister, Markus Knüfken, Ottfried Fischer, Ilja Richter, Hannes Jaenicke, Gerit Kling Rollen zugesagt.

Der einzige Moment allerdings, der kurz Empathie aufkommen lässt, der etwas von der Wörthersee-Stimmung, wie sie in Fernsehserien und Filmen gerne evoziert wird, rüberbringt (und das zu können, wäre ja die Voraussetzung für die Parodie) ist Günther Grauer als Portier wie er seinen Pornostarsong in einer Hotelzimmerflucht singt.

Der Grund, warum Genre hier nicht funktioniert, dürften die eingangs erwähnten Überlegungen zur Herstellung dieses Filmes gewesen sein: ein gschaftlhuberischer…. und entscheidet sich nicht nur für Genre, sondern gar noch für den Versuch der Parodie desselben; was allerdings auch aus dem Grund nicht gelingen kann, weil das Genre ja gar nicht beherrscht wird. Denn Genre heißt doch auch oder gar in erster Linie: mit einfachen Geschichten und Mitteln Geld verdienen wollen (siehe „Insidious, Chapter 2“). Aber dazu muss man was verstehen davon.

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