Die Fahnenweihe (TV BR)

„Herrschaften, die sich darnach richten, was die öffentliche Meinung sagt“, das war mir der präsenteste, der herausragend gesprochene Satz dieser Fernsehaufzeichnung einer von Sprachregie offenbar wenig befangenen Freilichtheateraufführung der Luisenburgfestspiele in Wunsiedel.

Das Stück selbst spielt in Garmisch-Partenkirchen und wurde 1896 von Josef Ruederer geschrieben. Es geht darin um ein Stück Land, auf welches der Posthalter scharf ist. Um das kaufen zu können, will er der Gemeinde ein Findelhaus spendieren. Der Hintergedanke ist, auf dem Grundstück ein lukratives Hotel zu errichten. Das Geld dafür beschafft sich der Posthalter vom Geliebten seiner Frau, einem Münchner Geldprotz.

Selbstverständlich gibt es andere Interessenten und die eingangs erwähnte Haltung diverser Mitmischer bringt viel Konfusion in den Vorgang um den Erwerb der Wiese, die vorgesehene Fahnenweihe und die Grundsteinlegung des Findelhauses mit dem „Knalleffekt“ von 500 Litern Freibier. Die nicht ganz sauberen Spielchen um diesen Handel zeigen die zwiespältigen moralischen Attitüden und Haltungen der Honoratioren auf.

Diese inhaltliche Konfusion der Haltungen scheint sich in der Regie von Michael Lerchenberg und Steffi Baier niederzuschlagen. Meist sind sehr viele Leute auf der Bühne und stehen sich eher im Wege und da es sich außerdem um eine Aufführung im Freien, auf der berühmten Felsenbühne von Wunsiedel handelt, versucht die Regie die Schauspieler möglichst laut, möglichst nach vorn und mit viel Zeigefingertheater agieren zu lassen.

Die gründlichere Interpretation von Regie, die diese mit der Fähigkeit, den Chor zu leiten, gleichsetzt, die scheint hier keine Anwendung zu finden. Die Fernsehregie von Thomas Kommayer für die Aufzeichnung kann auch keine entwirrende Klarheit schaffen.

Vermutlich geht es dem BR vor allem darum, dieses populäre Bauerntheater mit Überlappungen zum Bereich der Schmiere einem breiteren, vielleicht auch reise- oder fußmüden Publikum näher zu bringen; ein zweifellos ehrbares Anliegen, was der kulturellen Informationspflicht des Senders mehr als Genüge tut.

Groß im Anspann ist zu lesen: „Bearbeitung Michael Lerchenberg“. Dafür dürfte des Regisseurs Kasse nochmal schön geklingelt haben und für die Aufzeichnung fürs Fernsehen nochmal nochmal. Dem Stück wäre allerdings mehr gedient gewesen, stattdessen sich mehr auf die Heutigkeit der Zeichnung der Figuren zu konzentrieren.

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