Ein Grafiker, gespielt von Hendrik von Bültzingslöwen, soll überraschend einen angefangenen Text über die Produktion der Oper „Rigoletto“ an der bayerischen Staatsoper fertigstellen. Termindruck der Redaktion, der Chefredakteur, gespielt von Wolfgang Teichmann, macht ihn kurzerhand zum Redakteur. Da sitzt nun der überraschte Grafiker und staunt mit seiner schwarzen Brille, sinniert und hat offensichtlich keine Ahnung von Oper, konfrontiert mit einem überquellenden Schreibtisch, der nach übernächtigter Arbeit aussieht: Imbissreste, Computer und immer mehr Material, Doku-Material, Fotos, Texte, Mitschnitte von den Opernproben, Einblicke in Produktion von Kostüm und Bühnenbild, Interviews mit den Sängern, mit dem Regisseur Árpád Schilling, einem Schauspielregisseur, der das erste Mal große Oper inszeniert und auch anfangs keine Ahnung von Oper hatte, der dem Libretto, also der Geschichte, versucht auf den Grund zu gehen, an ihren Kern zu gelangen. Der Grafiker dringt immer tiefer in die Materie ein – und mit ihm der Zuschauer.
Wie in einem Schnellhefter versammeln in dieser Dokumentation des bayerischen Rundfunks Andreea Varga und Michael Wende um diese kleine Rahmengeschichte herum Momentaufnahmen, Statements, erklärende Animationen, Musikausschnitte des Probenprozesses und der Premiere von Rigoletto im Dezember letzten Jahres. In diesem Bericht, der keine zeitnahe Dokumentation ist, gibt es Kurzinformationen zu Verdi, zum geschichtlichen Hintergrund einzelner Opern, der Gassenhauerqualität mancher Arien, zum modernen Opernverständnis des Staatsopernintendanten Nikolaus Bachler, dem Feuer in der Musik, aber auch über die Befindlichkeit von Sängern, deren langweiliger Alltag, der ständig auf die Stimme achten muss, die Technik des Singens und die Begründung, warum in München Rigoletto ohne Buckel auftreten wird. Vielleicht gab es deshalb den Buhsturm bei der Premiere. Mir jedenfalls hat diese knapp einstündige Spieldoku durchaus Lust gemacht, diese Oper einmal live anzuschauen – sie steht am Samstag 12. Oktober 2013 wieder auf dem Programm der bayerischen Staatsoper in München.