Silvi

Eine Frau, drei Männer und die olle Sehnsucht; ein Film nach einer wahren Begebenheit.

Vielleicht hat Nico Sommer, der mit Julia Stiebe auch das Drehbuch geschrieben hat, diese Wahrheit der Begebenheit zu wichtig genommen, wollte ihr zu nahe kommen, so dass der Film durchzogen ist von einer klebrigen Alltäglichkeit, die es weder schafft, die Lust auf Partnerschaft und Liebe noch die Lust aufs Kino zu steigern.

Ist ja schön, dass der Filmemacher sein Projekt ganz ohne Förderung stemmte, dass er sich die Freiheit, die ihm das erlaubte, auch genommen hat. Das ist anfänglich durchaus imponierend, man merkt, ihn interessieren die Figuren, die Vorgänge und ohne große Beleuchterei mit einer dieser modernen Kameras einfach ran ans Objekt, egal, ob durch die Position der Kamera auf dem hinteren Autositz noch eine Kopfstütze oder ein Sicherheitsgurt wichtige Teile des Bildes verstellen.

Mitten rein ins Leben, scheint seine Devise zu sein. Ein Paar ist in einem Auto. Sie reden übers Kochen. Der Mann möchte ein Bier trinken. Dann verrät er seiner Frau, mit der er schon lange zusammen ist, dass er sie jetzt verlässt. Das ist alles glaubwürdig. Jeder kennt solche Geschichten. Und hier wird sie sogar mit einer gewissen Berliner Schnoddrigkeit offeriert.

Jetzt wissen wir, diese Frau, es ist die Titelfigur Silvi, hat ein Problem. Wie wird sie es lösen? Männerbekanntschaften! Die Antwort des Filmes darauf ist nun alles andere als erhellend oder begeisternd, die Antwort des Filmes auf diese Frage wirkt in vielen Momenten eher wie ein bemühter Schauspieler-Workshop; vielleicht hat die im Abspann genannte Castingberatung das ihre zu dieser Unbeholfenheit beigetragen, oder sie gar gefördert, wir wissen es nicht.

Es scheint, dass die Schauspieler viel improvisieren und der Filmemacher konnte sich beim Schnitt nicht entscheiden zwischen aussagekräftigen Momenten und nichtssagenden, Szenen wie ein Mann und eine Frau einen schweren Küchentisch rumbugsieren oder das Zerhacken und Verfeuern eines Gartentisches, welche menscheninteraktiv überhaupt nicht genutzt werden. Da wirkt der Schauspieler-Workshop sogar laienhaft. Der Film wird hier zu einem merkwürdigen Alltagskopierfilm mit unscharfer Kopie ohne jede Durchleuchtungs- oder Erhellungskraft.

Teils versucht der Film auch Lebenshilfe- oder Lebensrezeptfilm zu sein: wie soll eine 47-jährige verlassene Ehefrau sich Liebe und Sex verschaffen und wovor muss sie sich in Acht nehmen. Die Info, dass diese Dame über 30 Jahre gebraucht hat, um herauszufinden wer sie ist, ist leider kein filmergiebiger Vorgang oder hier nicht als solcher eingesetzt. Statt dass der Film Besonderheiten am Alltag, Übersehenes, Unentdecktes zu Tage fördert, groß auf die Leinwand bringt, zeigt er ihn eher als eine nicht halbwegs glaubhafte, unattraktive Kopie. Alltag hat der Mensch im Alltag schon genug.

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