The Company You Keep – Die Akte Grant

Terrorismus-Aufarbeitung auf amerikanisch. Um diesem erstklassigen Kinoprodukt das Tüpfelchen aufzusetzen: á la Robert Redford. Er spielt hier nicht nur die Hauptrolle des Jim Grant. Er führt auch die Regie mit einem handverlesenen Ensemble nach einem Buch von Lem Dobbs, der einen Roman von Neil Gordon zur Vorlage hatte.

Die terroristische Gruppe nannte sich „The Weather Underground“, eine Protestgruppe gegen den Vietnamkrieg. Eine der Aktionen war ein Banküberfall, der einen Toten zur Folge hatte. Dieser Fall wird jetzt, 30 Jahre später, wieder akut, weil sich eine der Beteiligten gestellt hat.

Ein junger Zeitungsmann von der Sun Times, ein Mensch der das Gute will, ein idealtypischer guter Amerikaner, vielleicht könnte man sagen, ein so guter Mensch wie Redford auf jung, interessiert sich für die alte Geschichte. Er kommt dahinter, dass Robert Redford, der inzwischen als Jim Grant ein erfolgreicher Anwalt mit einer 11-jährigen Tochter ist, einer der Beteiligten war.

Auch das FBI fängt wieder an, sich für den Fall zu interessieren. Wenn Redford auffliegt, muss er ins Gefängnis. Sein kleines Familienglück ist bedroht. Wenn seine frühere Mittäterin Mimi, Julie Christie, die auch untergetaucht ist, sich stellen würde, könnte sie Redford entlasten.

Mit inszenatorischer Kinogeschmeidigkeit und prima geführten Schauspielern breitet Redford als Regisseur nun diese spannende Geschichte spannend vor uns aus in beinah zwei Kinostunden.

Auch ein Film übers Altern. Einmal fasziniert mich zusehends bei diesen amerikanischen Stars wie sich das Alter auf ganz eigene Weise im Gesicht festschreibt, so als ob es von der Jugend nicht lassen könne. Und entsprechend ist es mit den Rollen. Irgendwie geht das nicht ganz zusammen. Es scheint, als versuche Redford den jungen Redford zu spielen, er rennt, er joggt, aber das geht alles nicht mehr so leicht. Ein Mensch, der in diesem fortgeschrittenen Alter noch Räuber- und Gendarmspiele treibt, der vor der Polizei flieht, der eine alte Mitkämpferin ausfindig macht, der eine einsame, verlassene Waldhütte aus der Vergangenheit aufsucht, um sich dort mit der früheren und ebenfalls untergetauchten Mitkämpferin zu treffen; das ist doch viel näher bei der Action und Konspiration als bei Weisheit oder gar ausgebufften Machtspielen.

Das ändert nichts daran, dass die Zubereitung dieses Kinomahles vom Feinsten ist. Gekonnt durch und durch. Leicht schaumig geschlagen, keine Ecken, keine Kanten. Ein handwerklich beherrschte Welt und durchdrungen von einem Idealismus, der auch nicht zu altern scheint. Die Darsteller spielen erstklassig und ohne Fehl und Tadel. Jeder seine Rolle. Mit dem richtigen Maß. Allerdings befürchte ich, so ein Film kann hier gleich im Museum untergebracht werden als ein Bericht aus einer exklusiven amerikanischen Star-Altersresidenz, der uns zwei Dinge erzählt: dass die Bewohner den Glauben an das Gute nicht verloren haben, auch das Verständnis für das Gute an gewissen „terroristischen“ Ideen, wenn die gegen den größtmöglichen Terror, den Krieg nämlich, gerichtet sind; aber auch den Glauben an die eigene Unsterblichkeit, an die Möglichkeit, das eigene Startum ständig zu reproduzieren, ohne das Risiko eines Fachwechsels eingehen zu wollen.

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