Ein recht passables Exemplar aus der Verlegenheitsgattung Kompilationsfilm mit dem Kinoatmosphären-Garanten Havanna als verbindender Location und den sieben internationalen Regisseuren Benicio del Toro, Pablo Trapero, Julio Medem, Elia Suleiman, Gaspar Noé, Juan Carlos Tabio und Laurent Cantet als Qualitätsgaranten.
In dreien der ersten vier Filme spielt das filmprächtige Hotel Nacional eine wichtige Rolle, im vierten ein modernes internationales Hotelhochhaus direkt am Meer und in den zwei letzten Filmen ist eine Torte zu Ehren von Oucho das verbindende Element.
In „El Yuma“, der Amerikaner, spielt wie der Titel sagt, ein junger Amerikaner die Hauptrolle, Teddy Atkin möchte an der Filmschule Schauspiel studieren. Aber sein Fahrer Angel führt ihn durchs Nachtleben von Havanna und Teddy landet mit einer Transe in seinem Zimmer; ein störendes Handy mit Tittenfoto aber in einem Spiegel.
Auch Emir Kusturica landet als himself im Hotel Nacional. Er soll in Havanna einen Filmpreis entgegennehmen; wird aber sturzbetrunken aufgefunden; schafft die Verleihung gerade so, aber vorm Dinner büchst er aus, verbringt die Nacht in einem Jazzclub, entdeckt einen phänomenalen Trompeter, dem offenbar schon viele Filmregisseure Rollen versprochen hatten, so wie jetzt auch Kusturica, der als Darsteller auf der Leinwand ein echter Hingucker ist, wie er mit dem lächerlichen Filmpreis in Form einer blattlosen Astgabel den Jazz dirigiert.
Daniel Brühl ist als europäischer Musikmanager im modernen Hotel untergebracht, wo er eine begabte Nachwuchssängerin mit aufs Zimmer nimmt und diese in einen Konflikt zwischen Liebe und Karriere stürzt. Hierbei soll Julio Medem die Regie geführt haben.
Im „Tagebuch eines Neuankömmlings“ stellt sich der Regisseur Elia Suleiman selbst dar als einer, der die Wartesituation bis zu einer Audienz beim Massimo Leader als Wartesituation fotografiert: der Künstler in Fluren, vor dem Hotel, am Meer, meist steht er ratlos da, als ob ein Regisseur ihm das gesagt habe, mit seinem Hut und dem Künstlerschal, manchmal sind auch andere Figuren wie hingestellt oder hingesetzt zu sehen. Auch er ist im Hotel Nacional untergebracht und versucht hier zudem Flur-Verwirr-Szenen, die nach Kunst aussehen sollen. Außerdem fasziniert ihn die Inschrift „the cradle of Daiquiri“ in der Hotelbar.
„Ritual“ ist ein nächtlicher Flackerflashfilm mit erotischem Tanz zu Trommelrhythmen, der zwei Frauen zusammenführt; im zweiten Flackerteil soll ihnen mit einem Voodoo-Ritual das Lesbentrauma ausgetrieben werden.
„Bittersüß“ ist eine grob gehobelte, Lebensnähe suggerierende Komödie in einer Familie. Mirta und Mann Daniel sind ein altes Ehepaar, das wir Füße voran kurz vorm Aufstehen aus dem Bett kennen lernen. Daniel hat ein Pflaster auf der Glatze, weil er beim Sich-Bewegen unvorsichtig gewesen ist. Den Mangel an allem in Kuba lernen wir hier kennen, weil Mirta nebst ihrem regelmäßigen Auftritt in einer TV-Sendung (sie ist Psychologin, davon ist aber nicht zu leben) Kuchen und Torten und Törtchen zum Verkauf herstellt. Gerade ist sie an einem Großauftrag, der ein Requisit im nächsten Kurz-Film sein wird, eine Torte für die Einweihung des Brunnens im nächsten Film. Es fehlt an allem, Eiern, Mehl, Strom. Aber die Kubaner können improvisieren. Zur Herstellung von Meringue wird ein Stromausfall allerdings anstrengend. Und Tochter Ceilia will aus Kuba abhauen.
Die Kapitel sind nach Wochentagen unterteilt. Der letzte Film spielt am Sonntag. Hier hat eine alte Frau die Eingebung, für Ochun in der Wohnung einen Brunnen bauen zu sollen. Sie kommandiert ihre ganze Familie und die Nachbarschaft dazu herum, die es tatsächlich schaffen, auch wenn die untere Nachbarin dafür eine tropfende Decke bekommt; auch hier lernen wir, wie grenzenlos kreativ die kubanische Improvisationskunst sein kann. Aber allemal Anlass für ein dankbares „Ave Maria“ mit an- und abschließend wilder Musik-Tanz-Gesangs-Performance.
Dem Kuba-Rhythmus, dem Kuba-Flair ist schwer sich zu entziehen.