Dokumentarfilmen leicht gemacht, wird sich Claudia Schmid gedacht haben: man suche sich einen namhaften Künstler aus, der womöglich in Köln ein Atelier hat, erst recht wenn er Brite ist und egal, ob er filmogen ist oder nicht, gehe zum WDR und anderen fördernden Institutionen, die werden schon nicht nein sagen können.
Dann mache man ein langes Toninterview mit dem Künstler. Hier darf er pausenlos reden über sich und seine Geschichte und seine Herkunft und seine Materialen und sein Verhältnis zur Kunst, über Kreativität, über den Käse und dass das Loch ein Teil des Käses sei, sein Interesse am leeren Raum, über Struktur, über die Grenze von Architektur und Plastik und dass er Disharmonie mag. Da er englisch spricht, lege man die Stimme eines routinierten Fernseh- oder Funksprechers drüber, egal, wie empfindlich solch abgebrühte Routine den Kinogenuss mindert.
Dann besuche man den Künstler ab und an mit der Kamera in seinem Atelier oder in einem Ausstellungsraum, beobachte ihn, wie er seine Modelle an seinem Schreibtisch versonnen anschaut, wie er beim Aufbau von seinen abstrakten Großfiguren mit Hand anlegt, gönne sich auch die eine oder andere Reise nach England zu Subunternehmern, kleinen spezialisierten Werkstätten, die seinen Materialien den richtigen Drall geben oder nach Singapur, wo eine Luxusmarke ein schwebendes Objekt für die heiligen Verkaufshallen geordert hat; man halte auch da beim Aufbau der hängenden Skulptur immer mal drauf mit der Kamera. Chronologie spielt keine Rolle, detaillierte, nachvollziehbare Schilderung der Vorgänge ebenso wenig; man schieße noch ein paar Bilder nach der Eröffnung, wie die Skulptur schon beinah wie eine abgegriffene, verloren an der Decke hängende Handtasche des Labels wirkt, aber schlendernde Blondinen als Kundinnen lenken angenehm davon ab.
Tja, dann müssen wir diesen Bild- und Tonfang noch in „irgend“ eine Reihenfolge nach nicht weiter eruierbaren Kriterien zusammenschneiden. Bei den Besuchen mit der Kamera beim Künstler verkable man diesen mit einem Mikroport, damit der Zuschauer wenigstens genau hören kann, wie schwer er bei seiner Arbeit atmet und damit einen Eindruck bekommt, wie anstrengend diese Arbeit mit Materialien ist. Und schon ist unsere Dokumentation über den Künstler Richard Deacon fertig.
Was als kleines, Einblick gebendes Lichtlein vielleicht bleibt: das ist in seiner Kindheitsschilderung aus Sri Lanka die Geschichte von einem Magier, einem Schlangenbeschwörer mit einer Kobra, der eine Erbse auf die Erde gelegt hat, etwas Erde drüber, dann ein Tuch über alles. Nach dem Beschwören kommt drunter ein kleiner Baum zum Vorschein. (Sein Vater war bei der Armee, er war Pilot, darum musste die Familie immer umherziehen.).