Das hält kein Jahr …!

Dan Mazer, der Regisseur und Autor dieser britischen Komödie, bringt frischen Wind in alte Klamotten, alte Eheklamotten. Er bietet ein Unterhaltungskino, was dem Zuschauer längst bekannte, vermutete, verinnerlichte und in x Varianten schon auf die Leinwand gebrachte Wahrheiten über die Ehe mit unbändiger Inszenierungs- und Spiellaune neu aufschäumt.

Bereits mit der ersten Szene gewinnt er das Publikum. Eine Heiratsszene, ein Ja-Wort ist bereits gefallen. Der Geistliche setzt zur zweiten Frage an, hat aber eine Kröte im Hals. Sicher nicht besonders originell. Auf youtube kursieren diverse Hochzeitsvideos mit Pannen. Eines der beliebtesten ist jenes, in welchem die Braut statt Ja zu sagen, in einen nicht enden wollenden Lachanfall ausbricht. Davon könnte diese Publikumscatcher-Szene inspiriert sein, denn auch die Kröte im Hals dauert und wird somit zum köstlichen Warm-up für die Stimmung im Saal, nicht weil es neu ist, sondern weil es gekonnt inszeniert und gespielt ist.

Das Hochzeitspaar, das sind Josh (Rafe Spall) und Nat (Rose Byrne). Ihre Ehe gerät schon bald in die Krise. Sie nehmen eine merkwürdige Beraterin in Anspruch, die Stoffpuppen vor sich liegen hat, um anhand von denen auf allfällige Schmerzen und Verletzungen aufmerksam zu machen. Selbst verlässt die Beraterin einmal die Sitzung und man hört sie grob und derb sich mit ihrem Partner am Telefon auseinandersetzen; die Figur ist vielleicht etwas überzeichnet.

Die Wette ist nun die, ob Josh und Nat ein Jahr durchhalten in ihrer Ehe. Alle denkbaren Schwierigkeiten dekliniert Trauzeuge Charlie unverblümt bei einer immer haarscharf daneben geratenen Rede bei der Hochzeitsfeier durch.

Das Paar, das für die zwanghaft-unglückliche Variante von Ehe beispielhaft steht, das sind Naomi und Hugh. In dieser Ehe gibt es nur Streit gibt, aber sie kommen nicht voneinander los.

Die hier angewandte Komödientechnik lässt meist zum szenennützlichen, szenensinnigen Text auch den Untertext aussprechen, ein bewährtes Mittel zur Erheiterung des Zuschauer. Dass die Leute das sagen, was sie denken gegen die Gesetze des Benimms.

Nat arbeitet in einer Agentur, Werbung und Ökologie. Ein Amerikaner, der eine Lösungsmittelfabrik betreibt und Millionen schwer ist, soll als Kunde gewonnen werden, Guy Harrap (Simon Baker). Er verliebt sich auf den ersten Blick in Nat. Sie denkt im ersten Moment an nichts als ans Geschäft. Es folgt eine grundkomische Szene, wie er sie zu einer Besprechung in einen Konferenzraum in sein Hotel einlädt. Hier verharken sich die beiden gegenläufigen Attitüden – ihre des Geschäftes, seine der Verführung – so in einander, dass als groteske Bebilderung dazu die zwei wild im Raum umherflatternden weißen Tauben benötigt werden, die ständig Gefahr laufen vom riesigen Deckenventilator in tausend Stücke zerschnetzelt zu werden.

Eine andere ist der Sex zu dritt, den ein Kollege im Anschluss an die Weihnachtsfeier versucht; das kann eine sehr schwierige Angelegenheit werden, für den Zuschauer umso komischer. Auch Chloe (Anna Faris) macht mit, sie hatte einst ein Verhältnis zu Josh; und sie wird sich bei ihm ausweinen. Das bringt alte Gefühle zurück.

Die immer gleiche Frage, welcher Deckel zu welchem Topf passt; das bedarf gelegentlich einer Filmlänge verschiedener Versuche bis zur Erlangung eines einleuchtenden Ergebnisses.

Schwarzhumorig die Stelle beim Anwalt, es geht um die Patienten-Verfügung, wie cool der Anwalt bei jedem Einverständnis, in welchem Falle der Stecker zu ziehen sei, „off“ sagt, abgründig besonders wenn dadurch eine Steckdose für die Laucolampe frei wird.

Auch das ist einer dieser aktuellen Filme mit einer Justin-Bieber-Referenz, um die In-Sein-wollende Gesellschaftskomödien offenbar heutzutage nicht herum kommen, es geht um ein Video.

Kleiner Gag, wie Nat bei der Produktpräsentation das Wort Responsibility auf den Flip-Chart schreiben will, der Platz immer weniger und die Buchstaben des Wortes „Verantwortung“ immer kleiner werden. Josh will übrigens ein Buch schreiben und weiß nicht, wie er seinen Helden nennen soll, Esra oder David. Auch dazu gibt es derbes Feedback unter der Gürtellinie. Das ist das nette Spiel hier, das unter der Gürtellinie, aber mit britischer Coolness vorgetragen.

Während also Guy versucht Nat zu verführen, hilft Josh Chloe bei der Anprobe von Reizwäsche, die er seiner Frau schenken will. Just vor der Kneipe „Spice of Life“ begegnen sich die beiden gegenseitig fremdgehenden Paare.

Herrlich auch der Auftritt, der voll daneben geht, von Josh auf der Weihnachtsfeier, auf der auch Guy aufkreuzt. So wären noch eine Menge normal- bis abgrundtief komischer Szenen zu referieren, die dazu beitragen, dass dieser Kinobesuch sicher für eine Menge Paare eine kathartische Wirkung ausüben dürfte; ablachen über das, was man oft denkt und sich nie zu sagen traut.

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