Die Autorin Dorothee Schön zeigt mit dem Buch zu diesem Film, dass wer etwas Ahnung vom Storytelling hat und genüsslich von der Wirklichkeit „plagiiert“ ein durchaus ansehnliches Fernseh-Produkt zustande bringen kann, besonders wenn wie hier, eine muntere Schauspielerschar unter der Regie von Uwe Janson diesen Wirklichkeitsinput mit Vergnügen verarbeitet.
Die Vorlage zu diesem „Plagiat“ ist klar. Es ist der Plagiator von und zu Guttenberg, der einmal Wirtschaftsminister (Ford nicht retten, dafür Fotoshootings in New York) und hernach Verteidigungsminister (Abschaffung der Wehrpflicht und Fotoshootings im Tarnanzug in Afghanistan) war; und der nach Aufdeckung seiner vor allem abgeschriebenen Doktorarbeit mit Schimpf und Schande aus Amt und Öffentlichkeit vertrieben wurde.
Aber das Showpotential der Figur war zu groß, seine Beliebtheit ebenso, als dass man so einen Stoff nicht fit für Fernsehen hätte machen müssen. Um den Film aber als „Plagiat“ zu erkennen zu geben, als Fiktion, die sich satirisch aus der traurigen Realität nährt, sind die Figuren vorsichtshalber mit andern Namen versehen worden, jede Ähnlichkeit mit lebenden Figuren der Zeitgeschichte selbstverständlich rein zufällig. Es gibt hier einen nichtsnutzigen Streberling wie ein Märchenprinz, der heißt Franz Ferdinand von Dannenberg, kurz und liebevoll Danni genannt, mit Kai Schumann dürfte es sich hierbei um einen Besetzungsglücksfall handeln; es gibt eine Kanzlerin Angela Murkel (an dieser Figur arbeitet Katharina Thalbach vor allem die Krötenhaftigkeit heraus).
Drum herum wurde zum Vorteil der Griffigkeit der fiktionalen Geschichte etwas umgebaut. Um die Unbedarftheit der Hauptfigur zu charakterisieren, wurde ein Jugendfreund dazu erfunden, Max Drexel, ihn spielt Johann von Bülow zusehends als echten Autor, der schon in der Volksschule für den wenig begabten Danni die Aufsätze schrieb und dann später sein Ghostwriter, auch der Dissertation und gelegentlich auch Ränkeschmied wurde. Das für die Story entscheidende Manko der Hauptfigur also gleich zu Beginn intelligent und spannungsfördernd eingebracht.
Die Medienmacht wird fokussiert auf den Chefredakteur Jan Breitmann vom Blitzkurier („im Aufzug des Blitzkuriers unaufhaltsam nach oben“). In dieser Figur werden die ganzen Machtspielelemente der Boulevardpresse gebündelt und wie sie glaubt, Politikerkarrieren machen und vernichten zu können. Schön, wie praktisch mit Abgang Dannenberg der nächste, der mit diesem Aufzug fahren möchte, sich bei Breitmann telefonisch meldet, ein gewisser „Wulff“ am Apparat.
Verblüffend ist, wie bei den meisten Figuren doch allein mit Kostüm und Maske frappierende Ähnlichkeiten zu real existierenden Politikern herzustellen sind.
Geschickt wird die Ehe von Drexel als dramaturgisches Element eingebaut. Denn sein Frau Lisa, Stefanie Stappenbeck, hat die Nase voll, empfindet allmählich die Arbeit ihres Mannes für Donni wie einen Ehebruch. So dass Drexel zur Besinnung kommt. Er verlässt rechtzeitig das sinkende Schiff. Gibt allerdings Donni, wie er bereits Verteidigungsminister ist, noch einen schlagzeilenträchtigen Tipp, den mit der Abschaffung der Wehrpflicht. Erst steht Danni allein im Kabinett; aber schwupps wechselt sich das Blatt; der Vorschlag gewinnt die Mehrheit. Jetzt rückt die Kanzlerschaft in greifbare Nähe. Da plagt Drexel doch das schlechte Gewissen, ein solcher Taugenichts auf so einer Position, nein, da hört der Spaß nun wirklich auf. Jetzt muss möglichst von einer Uni weit im Norden, wo keine Verbandelungs- und Intrigenverdächtigungen aufkommen können, das Plagiat an der Doktorarbeit herausgefunden und publik gemacht werden, den Sturz des Taugenichts einleitend.
Die Filmemacher erzählen die Geschichte wie ein Märchen, was der Zuschauer im Grunde genommen schon kennt; insofern muss er gar nicht erst den roten Faden der Geschichte suchen; der ist ihm geläufig. So kann er sich auf jeden weiteren Schritt der bekannten aber smart vereinfachten und mit Spiellaune und rhetorischen Elementen und Sprüchen aus der Politik angereicherten Story ungehindert freuen.
Ein kluger Entscheid war es, für die Erzählposition Drexel zu wählen, der inzwischen ein gefragter Drehbuchautor sei. Und da ein Konzertflügel schwer zu werfen sei, wird die Pointe mit diesem auch mehrfach angewandt, wobei dabei wohl auch Parodie des Einsatzes einer gelungen Pointe und deren stete Wiederholung beabsichtigt sein dürfte.
Wunderbar die Szene beim Doktorvater. Wie dieser und der Doktorand Donni vierhändig Klavier spielen und in leichtem, unverbindlich wirkenden Gespräch ohne jede Tiefe ein paar Stichwörter zu Dissertation austauschen.
Ein Mann „mit stromlinienförmigen Ecken und Kanten und Zeit“ wird sich am Ende des Aufschneiders erbarmen, ihm ein großes (Rechtfertigungs)Interview gewähren und ihm beim Schreiben der Memoiren helfen, denn Drexel, der dafür angefragt war, hat schlicht keine Zeit.