Der Nächste, bitte!

Dem Schicksal ein Schnippchen schlagen, das Schicksal austricksen, das ist ein alter Wunsch der Menschheit. Davon handelt dieser Film.

In der Familie von Isabelle (Diane Krüger) scheint seit Generationen ein eisernes Schicksals-Gesetz zu herrschen: alle Frauen, die heiraten sind mit ihrem ersten Mann unglücklich. Erst nach der Scheidung und mit dem zweiten Mann können sie ein ruhiges glückliches Leben führen. Mit regelmäßigen Terminen zum Bowling, zum feinen Essen, zum Sex.

Isabelle ist mit Pierre liiert, aber noch nicht verheiratet. Zusammen arbeiten sie in derselben Zahnarztpraxis. Es scheint die perfekte Liebe zu sein. Dräuend über ihr hängt nur die Saga ihrer Familie vom anhaltenden Glück erst bei der zweiten Heirat. Isabel ist nun wild entschlossen, das Schicksal auszutricksen. Denn mit Pierre läuft es unweigerlich auf eine Hochzeit hinaus.

Isabels Plan, um ihre baldige Ehe mit Pierre nicht in die Falle des Familienschicksals stolpern zu lassen, ist folgender: für einen Tag nach Dänemark jetten, gegen kleines Entgelt einen gleichgültigen Dänen heiraten, um sich wenige Minuten später von diesem wieder scheiden zu lassen. Das ist in Dänemark möglich und an einem einzigen Tag machbar. So wäre denn die Hochzeit mit Pierre am nächsten Tag in Paris ihre zweite und daher schicksalsgemäß glückliche.

Auf dem Flug nach Dänemark trifft sie bereits zum ersten Mal auf Jean-Yves (Dany Boon). Dieser ist Reiseführer und Reisescout. Er wird oft damit beschäftigt sein, Locations, Sehenswürdigkeiten, Hotels auf einem Diktiergerät zu qualifizieren und darf dann nicht gestört werden.

Gleich der erste Zusammenprall im Flugzeug ist heftig. Denn Isabel hat sich vor lauter Flugangst auf den für ihn reservierten Fensterplatz gesetzt. Von ihm erfährt sie beiläufig, dass er auf einem Umwegflug nach Kenia sei; denn so spare er 280 Euro. In Kopenhagen angekommen wartet Isabelle nun vergeblich auf ihren Schnell-Hochzeiter; der erscheint nicht. Aus lauter Panik bucht sie sofort den Flug nach Kenia und stalkt jetzt förmlich Jean-Yves, will ihn schnellstmöglich heiraten, um umgehend die Scheidung einzureichen.

Es folgen kunterbunte Kenia-Szenen mit einer indigenen Hochzeitszeremonie. Statt sich zu befreien vom Schicksal, verwickelt sich Isabelle immer tiefer, immer unentrinnbarer in selbiges, welches möglicherweise „Jan-Yves“ heißt; denn mit ihm ist immer Action, Komik, ist was los, Tanz, Unkonventionalität. Er möchte eigentlich einen Zeichentrickfilm machen; hat ein Atelier in Moskau. Da sich das Problem in Kenia nicht endgültig lösen lässt, kommen turbulente, temperamentvolle Moskau-Szenen hinzu mit von Isabelle bewusst provozierten Peinlichkeiten gegen Jean-Yves (zB Epiliercreme statt Shampoo, was den Haarimplantaten nicht besonders bekommt, aber wozu gibt es Russenmützen), damit er sich endlich von ihr scheiden lasse. Sie rechnet nicht damit, dass er ihr Spiel durchschaut und sogar ihr Handy abhört. So kippt die Stimmung, aus Allotria wird ernst, es fügt sich zur bisher gelegentlich allzu demonstrativ ausgestellten Komik die Tragikomik und eröffnet den Weg zum Mitgefühl mit den Figuren. Und zur Hoffnung, dass die Richtigen sich doch finden mögen.

Die Geschichte wird von Pascal Chaumeil, der nach einem Drehbuch von Laurent Zeitoun, Yoann Gromb unter Mitarbeit von Béatrice Foumera nach einer Idee von Philippe Mechelen die Regie geführt hat, so aufgedröselt, dass die Familie von Isabelle in deren Abwesenheit beim Weihnachtsessen sich über diesen merkwürdigen, generationenalten Schicksalseinschlag in ihrer Familie unterhält. Ähnlich wie bei dem britischen Film „Another Year“ von Mike Leigh ist eine fremde Person geladen. Wobei die Angelegenheit bei Mike Leigh unterm menschlich-tragischem Aspekt untersucht worden ist, immer auch an der Grenze der Komik, während in diesem Film, der erwünschte komische Effekt doch mit Druck in den Vordergrund gestellt wird. Ein unglückliche Einzelfigur, die ob ihres eigenen Unglücks in Gefühlsausbrüche verfällt und diesem Weihnachtsessen einen Katastrophenanstrich verleiht.

Eine liebevoll und individuell entwickelte Komödie, die vor einem haarsträubenden Plot keine Hemmung hat, zu einem alten Thema, dem Versuch vor der Pranke des Schicksal einen Haken zu schlagen.

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