New York Express (DVD)

Illegal Rendition im Stil der 60er als charmante Agenten- und Liebeskomödie von 1965 mit einem Schlag Road- und Abenteuermovie. Letzteres wirkt so, als hätten Philip Dunne als Autor und Regisseur, der mit W.H. Menger auch das Drehbuch (nach einem Roman von Lucille Fletcher) geschrieben hat, einen Riesenspaß dabei, an einer Stelle beispielsweise ein störrisches, aber in seiner Störrigkeit berechenbares Maultier, Sir Henry, einzuführen oder ein Propellerboot, was einerseits abenteuerlich, andererseits aber auch lebensrettend eingesetzt werden kann – und schön fürs Bild ist. Oder wir erfinden noch einen Grünschnabel von italienischem Jungen, der sobald er erfährt, dass der Galan seiner größeren Schwester Psychiater ist, ganz keck fragt, was er denn von Dr. Freud halte; eine Komödie soll schließlich erheiternd sein.

Gut gebaut ist die Komödie, der Thriller, die Liebesgeschichte, die Agentengeschichte anyway. Vielleicht hat man sich damals mehr Zeit gelassen. New York muss 1965 noch so dörflich gewesen sein, dass die halbe Stadt den sympathischen Psychiater Dr. Bartholomew, ein wirklich schwer zu prononcierender Vorname, Snow kannte und grüßte oder ehrfurchtsvoll winkte, wenn er bei seinem täglichen Ausritt durch den Central Park trabte oder galoppierte.

Rock Hudson spielt diesen Shrink als eine Figur, die durchaus wegen seiner empfindlichen Seele aber auch wegen nie gesättigten Liebeshungers in Schwierigkeiten zu geraten pflegt. Vor allem mit Frauen läuft immer wieder dasselbe Spiel ab: Trennung kurz nach der Verlobung. Zurecht hat er den Spitznamen Dr. Blaubart weg. Der Juwelier warte jeweils schon darauf, dass Snow die Verlobungsringe wieder zurückbringt, wie seine Sekretärin Miss Smith gramvoll bis spitz anzumerken pflegt.

Aber nicht nur Frauen bringen ihn in die Bredouille. Womit wir zu den illegal Renditions kommen. Hier waren sie gewissermassen noch sinnig. Es handelte sich nicht darum, mutmassliche Terroristen in fremde Länder zu verschleppen und mittels Folter Informationen aus ihnen heraus pressen zu wollen. Hier war man noch an Menschen mit wissenschaftlichem Wissen interessiert, das zur Zeit des Kalten Krieges für den einen oder andern Block nutzbar zu machen war. Ein Markt der Hirne. Es ging um wertvolle Wissenschaftler.

Wie die Komödienstruktur es will, ist ein Expatient, von Snow, Arthur Vincenti, eine italienischstämmige Koryphäe auf einem nicht genauer definierten Gebiet, in den Fokus gegnerischer Geheimdienste gelangt. Die Amerikaner waren hier die schnelleren, haben ihn sich geschnappt und im eigenen Land verschleppt. Das war weder legal, noch ist es dem Opfer gut bekommen, die Anzeichen seiner psychischen Krankheit sind wieder akut geworden irgendwo im Süden der Vereinigten Staaten. Der Geheimdienst, der ihn konkurrierenden Mächten (genannt werden Russland und Rotchina) weggeschnappt hat, hat nun ein Problem.

Zur Lösung dieses Problems kommt nur der behandelnde Arzt, Snow, in Frage. Dieser muss in einer Nacht- und Nebelaktion unter höchster Geheimhaltung zu diesem höchst geheim versteckten Patienten gebracht werden. Dass es die Aktion auch für den Geheimdienst CIA offiziell nicht gibt, wird selbstverständlich gravierende Folgen haben. Aber auch, dass Vicenti noch Familie in New York hat und dass er diese über seine Verschleppung informieren kann.

So fällt dann schon am nächsten Tag die umwerfende Claudia Cardinale mit vorwurfsvollen Blick von ihrem Fahrrad mitten im Central Park vor die Füße des reitenden Dr. Snow. Er kümmert sich gleich um ihr Knie. Aber sie will wissen, wo ihr Bruder sei. So setzt sich eine romantisch-abenteuerliche Geschichte im Fadenkreuz konkurrierender oder innerhalb ihrer selbst abgeschotteter Geheimdienste in Gang und ein stotternder Dr. Fitzpatrick spielt eine dubiose Rolle. Das so durchs Schicksal zusammengewürfelte Paar macht sich auf eine waghalsige Reise in den Süden auf, um Vincenti zu befreien. Die illegale Geheimdienstaktion heißt „New York Express“.

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