Das scheint ein eigenes Genre zu werden: Filme, die mit Unterstützung renommierter Filmfestivals produziert werden, vor allem in Ländern, in denen eine Filmindustrie noch hilfsbedürftig ist. Entwicklungshilfefilme ohne kommerzielle Ambition und ohne ein solches Diktat.
Hier haben mitgewirkt: Filmfest Rotterdam, Göteborg International Film Festival, Sundance, Pusan Filmfestival, Busan (Südkorea). Die Autoren solcher Filme haben die größtmögliche Freiheit. Die Filme müssen nicht spannend sein. Sie dürfen gerne philosophisch-meditativ sein und ein bisschen etwas aus ihren Ländern erzählen.
Der Autor und Regisseur unsere Filmes nun nennt sich kurz Edwin. Er hat mit Daud Sumolang und Titien Wattimena das Buch geschrieben. Der Film spielt überwiegend im Zoo von Jakarta, einer ergiebigen Location mit den vielen Freilandgehegen und immer wieder diesen Kinder-Schienenbahnen mit Gefährten in Form von Tiersujets.
Die Hauptfigur ist Lana. Die ersten zehn Minuten des Filmes geht das kleine Mädchen ganz allein durch den Zoo. Der Film lässt sich viel Zeit für das Mädchen und viele Tiere.
Es folgt ein Zeitsprung. Das kleine Mädchen ist jetzt eine junge Frau. Sie scheint zu einer von drei Kategorien von Menschen zu gehören, die, wie uns der Sprecher informiert, im Zoo zu finden sind; allerdings ist sie keine Besucherin, die sowohl sich zeigen, als auch betrachten wollen; und sie gehört wohl auch nicht zur zweiten Kategorie, jenen illegalen, obdachlosen Zoobewohnern, die mangels eigener Wohnung im Zoo Zuflucht finden; sie scheint zu jener dritten Kategorie von Personen zu gehören, deren ganzes Leben nur im Zoo spielt.
Zur Illustration gibt es Szenen mit den Tierpflegern und Tierpflegerinnen, die abends beim Lagerfeuer zusammensitzen. Vor allem die Giraffe hat es Lana angetan. Es gibt nur eine einzige im ganzen Zoo und über Giraffen erhalt wir auch manch kulturhistorische Informationen. Dass vermutlich der Kolonialismus ohne diese Tiere, die vor Hunderten von Jahren an die Höfe Europas und Chinas gebracht wurden, gar nicht aufgekommen wäre. Denn die Europäer, die wollten mehr davon, während den Chinesen die Giraffe mit ihrem langen Hals nicht ganz geheuer war – und sie deshalb wohl nie eine Kolonialmacht geworden sind.
Auch gibt es eine ausführliche Schilderung des Bewegungsablaufes, wie die Giraffe trinkt, wie sie je das eine und das andere Bein der einen Seite und dann je das eine und andere Bein der anderen Körperseite voreinandersetze. Auch erfahren wir, dass die Giraffen nicht nur im Stehen schlafen, sondern sogar gebären.
Ein anderes Thema, was schlagzeilenhaft angeschnitten wird, ist Gefangenschaft und auch das Thema, was eine endemische Tierbevölkerung sei und auch um die Umsiedlung ex-situ von Tieren geht es, um eine bedrohte Tierarten zu schützen.
Durchaus ein lehrreicher Film. Aber er hält noch anderes für uns bereit. Die kleine Lana wird als mit einem existenziellen Problem behaftet vorgestellt. Sie ruft einmal ganz laut „Papa“. Dieser Mangel an einem Vater dürfte sie disponiert haben, für ihren weiteren Weg. Sie kommt in Kontakt mit einem Magier und Zauberkünstler. Der fasziniert sie total. Er führt sie ein in die Welt außerhalb des Zoos. Beide treten auf, er als Cowboy und sie als Indianerin. Und wie es die Freiheit einer solchen Produktion zulässt, arbeitet sie plötzlich in einem Edelbordell, dem „Planet Spa“. Man sieht, wie sie ganz genau an einem Körpermodell Massagen lernt, wie sie lernt, die Männer nicht zu schnell auf den Höhepunkt zu erregen, so dass sie weitere Sitzungen buchen müssen, denn ab drei Sitzungen gibt’s einen Bonus.
Der Film ist ständig durchlüftet von Zooimpressionen, vor allem Nilpferd, Giraffe, Elefant und Tiger haben es dem Filmemacher angetan. In diesem Sinne ein extensives Kino mit einigen philosophisch-weltanschaulichen Einsprengseln. Aber auch die Fähigkeit der Giraffe, mit der Zunge die Ohren reinigen zu können. Mehrfach zu sehen ist auch, wie einer Giraffe Gras gefüttert wird. Das Narrative wiegt in so einem Film daher wie gelegentlich ein Blatt im Winde.