Einen erschütternden Einblick in die Tiefen deutscher Miefseele als Kompensation zum widersprüchlichen Wunsch, großes Kino machen zu wollen bietet uns Matthias Schweighöfer als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller mit diesem Film.
Was sind also die Einblicke in diese deutsche Kleinbürger-Miefe-Seele, an denen uns Matthias Schweighöfer teilhaben lässt. Dass das Frauenbild ein längst überwunden geglaubtes von peinlichem Hausfrauchensein ist (auch wenn zwei Lesben vorkommen, die Toleranz hat sich bis zur guten, geschmacklos eingerichteten Stube von Herrn Schweighöfer rumgesprochen). Dass ein Teil der menschlichen Kreaturen, seien es Schlossbesitzer oder Polizisten nichts mehr als armselige Gartenzwergexistenzen sind, für die eine Glaubwürdigkeit des Agierens gar nicht erst vorgesehen ist. Dass Schweighöfer sich noch für attraktiv hält, indem er oft den nackten Oberkörper oder sich nur mit Unterhose bekleidet zeigt. Dass er krampfig für lustig hält. Dass das glückliche Finale letztlich den Plot, der durchaus ein verrückter werden könnte, in seiner Tragfähigkeit spätestens im Nachhinein erschüttert.
Die Geschichte, die allerdings auch ernste Momente von Gesprächen unter Freunden über Liebe und Beziehung vorsieht, und insofern zumindest den deutschen Fans dieses deutschen Stars vorgebliche Seelennahrung bietet, ist wie folgt: Schweighöfer arbeitet in einer Agentur, die ihren Kunden beim Auflösen ihrer Bezieung behiflich ist.
Schweighöfer, der geleckte Junge, der am liebsten im Anzug spielt, was ja auch die Sehnsucht nach einer eleganten Welt ausdrückt, nach eine glatten, erfolgreichen Welt, ist in diesem Job erfolgreich, steht kurz vor seiner Beförderung zum Partner der Agentur. Wenn nicht ein paar komödienfundusmäßige Dinge dazwischen kämen.
Toto ist ein verlassener Typ, der über die Agentur vom Ende seiner Beziehung unterrichtet worden ist. Toto hängt sich an Schweighöfer, der diesen Job erledigt hat. Toto ist ein richtig hässlich hergerichteter und ausschauender Schauspieler, ein Gegenstück zu Schweighöfer. Die beiden werden zu einer Art Partnerschaft zusammen gezwungen; denn Schweighöfer wird seinen Führerschein los, braucht als jemanden, der ihn kutschiert. Und weil Toto gerade greifbar ist, engagiert er diesen als Fahrer. Solche Geschäftsfahrten schweißen zusammen.
In dieser Beziehung kommt die Sehnsucht des Mannes nach einem besten Freund zu Ausdruck, natürlich einem nicht schwulen Freund, was ja immer dann betont werden muss, wenn sie sich aus irgend welchen Gründen etwas näher kommen, beispielsweise, wenn im Hotel nur noch ein Doppelzimmer mit Doppelbett frei ist. Immerhin ist diese Beziehung sozusagen das Herzstück des Filmes das von einem wirklich geschmacklosen Verhau an verschiedensten Szenen umgeben ist. Möchte-gern-Crash-Fahrt mit neuem Mercedes, einem „Upgrade“. Die Geschichte mit der hässlich-fetten Frau, die ihre Hässlichkeit auch noch grottenschlecht ausstellt. Die eine Frau anfangs, die unsäglich beschissen rumschreit. Die Wachsfiguren aus dem Schloss.
Komödie in vielen Szenen als Kindertheater missverstanden, mit Einfältigkeit verwechselt, immer wieder gemixt mit Sätzen über die Liebe, die ein Haufen Scheiße sei. Darsteller als Deppen karikiert, die Polizisten, die Wurst fressen, ein Pfadfinderfilm; aber die Pfadfinderjünger wird es freuen, dass einer von ihnen so einen „Film“ machen kann. Oder mit Krachertem verwechselt. Discoschlampen dürfen im hier peinlich verbreiteten, staubbedeckten Frauenbild nicht fehlen. Grobschlächtige Figuren. Ein Film, der erzählt, wie die Einrichtung in einer geschmacklosen Proletenwohnung aussehen könnte. Rocker gehören auch dazu. Und Berg und Bergbau und mehrere Schlösser. Der Traum des kleinen Mannes vom Schloss und vom Erfolg, zwergenhaft artikuliert. Ein peinlicher Weibchencast. Mit unerträglicher Musiksoße vollends ungenießbar gemacht. Vielleicht sind die Frauen das Hauptproblem von Schweighöfer. Insofern dürfte er nicht allein stehen. Und bei vielen ähnlich Gelagerten auf Verständnis stoßen.
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Möchte-gern-groß-Kino. Lächerliche Selbstentblößung. Kino als Kompensation für Kinowunsch. Einen Kinomenschen dürfte so ein Film schockieren. Auch wenn Schweighöfers Kinohandschrift nicht mehr ganz so zittrig ist, wie beim Vorläuferfilm „What a man“.
„Schlussmacher“ ist nach „What a man“ die zweite Regiearbeit von Matthias Schweighöfer und der zweite Film seiner Produktionsfirma „Pantaleon Films“. Getreu dem Sprichwort „Schuster bleib bei deinen Leisten“ macht Schweighöfer, was er am besten kann: eine Mischung aus romantischer Komödie (wie „Rubbeldiekatz“) und Buddy Movie ( wie „Friendship!“). „Schlussmacher“ ist gespickt mit skurrilen Momenten. So muss sich Paul, nachdem ihm Toto versehentlich ein Glas Saft über den Kopf gekippt hat, in der Toilettenschüssel die Haare waschen. Überraschend gut sieht Matthias Schweighöfer danach aus. Auch dass Toto nicht allein im Bett schlafen kann, gerne mit Paul kuschelt und obendrein noch eine Bettwäsche-Allergie hat, zieht die Mundwinkel nach oben. Das alles ist ganz witzig, aber irgendwo hat man das schon mal gesehen: eine Nervensäge und ein Karrierist, die sich dann doch noch zusammen raufen. Durch die Nervensäge entdeckt der Karrierist, dass seine Lebenseinstellung doch nicht das Wahre ist. „Die Liebe ist nichts für Feiglinge“ begreift Paul irgendwann.Auf die Nerven geht irgendwann die Schleichwerbung im „Schlussmacher“, die eigentlich gar nichts mehr mit schleichen zu tun hat. Äußerst offensichtlich sind die Produkte platziert. Mal liegt ein Schokoriegel gut erkennbar neben Paul im Bett, mal fallen Dosen eines bekannten Energy-Drink-Herstellers aus dem Auto. Oder man denkt, es läuft Werbung, wenn Paul gefühlte fünf Minuten auf das Display seines Smartphones mit sehr gut erkennbaren Marken-Logo starrt.„Schlussmacher“ ist Popcorn-Kino für einen langweiligen Sonntagnachmittag. Mittlerweile ist Matthias Schweighöfer ein Meister seines Fachs, der Romantic Comedy, geworden. Gerne würde man Kino-Liebling Schweighöfer aber wieder in einem anderen Genre spielen sehen.
Oh, kommt das wirklich so gehässig rüber?
Hat das Biederprodukt doch gar nicht verdient.