Lola gegen den Rest der Welt

Das uralte und immer und immer wieder aufregende Spiel zwischen den Geschlechtern, wer passt zu wem, hier ganz munter neu aufgelegt und arrangiert um die wunderbar natürliche Greta Gerwig im Rahmen von modernen, intellektuellen Life-Style-Elementen.

Greta Gerwig, die vor kurzem erst von Woody Allen durch eine Besetzung in seinem Rom-Film als Schauspielerin quasi geadelt wurde, spielt Lola, die sich gegen den Rest der Welt gestellt sieht. Da passt der Uranus hervorragend zum Themenbereich. Obwohl sie gar nicht von sich aus die Beziehung zu Luke abbricht. Die beiden stehen kurz vor der Hochzeit. Da kriegt er die Panik und wirft hin. Lola ist emotional am Boden zerstört. Sie braucht jetzt den Uranus, um mit der Situation klar zu kommen. Sie kann wieder in der Kneipe ihrer Mutter arbeiten. Die Eltern unterstützen sie sowieso. Sie ist dabei ihre Doktorarbeit zu schreiben; es soll darin um die Stille und die Ruhe in Medien und Popkultur gehen, genauer gesagt, um die Angst davor. Ausgerechnet vor der mündlichen Prüfung zu ihrer Arbeit stellt sich ihr Abtrünniger in den Weg, windelweich, jämmerlich, frustriert von seiner kopflosen Absage-Aktion.

Luke hat einen Freund, Henry, ein lockiger Vertreter der Popkultur, der in einer Band spielt und singt. Vielleicht könnte man ja mehr als nur Freunde sein. Aber da ist die Freundin Alice von Lola, die auch auf den Geschmack kommt und hinterrücks mit Henry anbandelt. Aber es gibt da auch den Architekten, der Gefängnisse entwirft, den lernt Lola in einem Fischladen kennen und lässt sich von ihm, obwohl sie gar nicht disponiert ist, zu einem Abendessen einladen. Später erschrickt sie ob seinem riesigen Pimmel (was Nick, so heißt der Gefängnisarchitekt, darauf zurückführt, dass er ein Brutkastenbaby gewesen sei). Ohne Kondom. Und sie vertraut seinen Worten, dass er gesund sei. Denn Lola hat sich nach dem Tiefpunkt uranisch fürs Leben entschieden.

An einer Stelle aber setzt sie auch Zeit für ihre Stimmung ein, indem sie darauf besteht, dass sie, weil sie deprimiert ist, auch Zeit zum Trauern haben möchte.

Trotzdem interessiert sie das Leben. Sie lässt sich überreden zu einem Theaterbesuch bei der Experimentierbühne „Progrom“. Was da zu sehen ist, das ist eine Mischung aus gruselig und dadaistisch bis Taubstummentheater; ein Stück was vorgeblich Metaphern zum Thema Genitalverstümmelung der Frau darstelle; die Kollegin die mitspielt, fragt nach der Gestaltung ihrer Rolle, sie bietet an, sie könnte beispielsweise mehr „Kongo“ einfließen lassen.

Ein Aufmunterer in einer schwierigen Situation für Lola ist der Grasspray, den Alice in Chinatown gekauft habe und in der Möse im Flugzeug geschmuggelt hat.

Die Mutter empfiehlt ihrer Tochter, doch die Eier einfrieren zu lassen, eben just aus dem Grund, weil sie jetzt in der Krise ist.
Weiterer Ratschlag an Lola: Finde Deine spirituelle Bestie und reite sie bis der Schwanz abfällt.

Das zwiespältige Verhältnis zu Luke, der einerseits gut sei aber eben auch nicht gut für Lola.

Schöne Beschreibung des unruhigen Zustandes von Lola: das Gehirn arbeitet wie ein unfähiger DJ.

Auch die Hypnose-Sitzung lässt sie nicht aus.

Zentrum des Filmes ist Gerwigs Vitalität in allen Ausfaltungen von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt; sie kann hier die ganze Gefühlsskala ausspielen und sie tut es mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Lockerheit. Schade nur, dass ihre Mitspieler nicht nach dem Gesichtspunkt ähnlicher Spielleichtigkeit und Spielfreude ausgesucht worden sind; entweder weil es sie kaum gibt oder um Greta Gerwig umso mehr leuchten zu lassen? So wird jedenfalls ihre Einsamkeit nur noch sichtbarer. Sie spielt diese einsame Seele, die nur Ruhe haben möchte (und zum Glück dauert’s bis zum nächsten Uranus 29 Jahre), so überzeugend, dass man sich gar nicht vorstellen kann, dass sie in ihrem Privatleben eine Liaison habe könnte.

So hat Deryl Wein, der das Buch geschrieben und die Regie geführt hat, uns einen herrlichen Greta-Gerwig Film beschert; der für die Darstellerin hoffentlich Sprungbrett zu weiteren das Gemüt erlabenden Rollen werden wird.

Aber Vorsicht mit den Frauen. Sie ist auch undurchdringlich bei allem Lachen und Lächeln, bei allem aufmerksamen Mustern ihrer Gegenüber.

Zumindest ein magazinhaft bunt gelungener Lebenshilfefilm mit einer fabelhaften Protatgonistin.

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