Apparition

Das Schönste an diesem Film ist der Abspann. Zwischen den Titeln sind immer wieder faszinierende Bildimprovisationen ausgehend von Stromautobahnen, wie sie in Deutschland dringend gebaut werden müssen (um die Energie von den Windparks in der Nordsee in den industrialisierten Süden zu transportieren) mit elektrischen Erscheinungen, erinnernd an die fantastischen abstrakten Bildspielereien eines Walter Ruttmann.

Der Abspann ist aber nicht nur das Schönste an diesem Film. Er ist auch gleichzeitig das Traurigste. Das sind die vielen deutschen Namen vor allem in den technischen Departments dieses Horrorfilmes von Todd Lincoln. Denn alle Innenraumszenen in dem mit geistigen Energien überquellenden Geisterhaus wurden in Babelsberg gedreht.

Diese Energien stammen aus einem misslungen Versuch von Studenten, das parapsychologische Coches-Experiment von 1974 nachzustellen. Bei diesem Versuch soll mittels Transmittern aus der geistigen Energie von vier Menschen diejenige von vier Tausend werden.

Zum Traurigen in diesem Abspann gehört aber auch, dass der Deutsche Filmförderfonds (ich hoffe ich habe richtig gelesen) und die FFA Geld zugeschossen haben, zu diesem nicht unbedingt erstklassigen, amerikanischen Horrorfilm (der zwar ein interessantes Thema zur Grundlage hat).

An diesem Film kann man also wunderbar studieren, wie German Money wieder zu Stupid German Money wird, wie German Money in drittklassiges Hollywodd transmittiert wird, denn statt dass deutsches Geld in den Aufbau einer maßgeblichen deutschen Filmkultur zu stecken, die wiederum bemerkenswerte Teile der Finanzierung mit Auslandsverkäufen reinholen könnte, wird es in einen Film gesteckt, in dem junge amerikanische Schauspieler auch nichts dafür können, dass die Drehbuchbearbeitung ihnen nicht mehr Futter gegeben hat; dass sie ellenlang nur langweiliges junges Paar in einem großzügigen Haus in einer bis auf eine Nachbarsfamilie leerstehenden amerikanischen Siedlung fernbab der Menschheit in einer Wüstenei und überzogen mit Starkstromüberlandleitungen spielen müssen. Plus Einkaufen im Supermarkt und den Nachbarshund und den Nachbarn begrüssen und warten, warten, bis endlich die Horrorphänomene sich bemerkbar machen.

Sie sind Studenten, soviel wissen wir. Dafür wohnen sie sehr komfortabel. Studio Babelsberg wird dann eins nach dem anderen vorführen, mit welchen Special Effects für Horror in einem Innenraum und wie mit nicht immer vorteilhafter Beleuchtung (zum Beispiel, wenn der Junge mit dem Besen gegen das Gewächs an der Zimmerdecke kämpft) sie dienen können.

In der ersten Szene, die in Berlin gedreht wurde, trägt der Junge übrigens ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Bauhaus“. Wenn man das mit Babelsberg weiß, so denkt man unwillkürlich weiter, dass diese beiden Schauspieler nun irgendwo in Berlin in einem Hotel untergebracht sind, in einer fremden Stadt, ohne Freunde, ohne soziales Netz und dann aus dieser Einsamkeit heraus diese Horrorszenen in diesem Babelsberger Studio-Innenraum spielen müssen. So besehen tut ihre Einsamkeit direkt weh. Und verbreitet Horror. Erst recht wenn das Mädchen szenenlang im züchtigen Négligé im Horroraum herumstehen muss.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert