Ralph Reichts

Eine disneystandardgewohnt unterhaltsame Tour durch die Welt animierter Figuren von Computerspielen, alten und neuen und in 3D, drunter geht’s offenbar nicht mehr, aber mit einer kleinen ganz anständigen Moral. Rich Morre inszenierte nach einem Buch von Jennifer Lee und Phil Johnston.

Ralph ist einer zerstörerische Figur aus dem Spiel „Fix it Felix Jr.“, das es schon seit dreißig Jahren gibt, als der Bösewicht, der immer alles zerstört, es geht um ein Hochhaus, was er regelmäßig schier zerlegt, aber der kleine pfiffige Felix haut bloß mit dem Hämmerchen drauf und die Sache ist geritzt.

Zum 30jährigen Jubiläum nun feiert die ganze Mannschaft, alle Bewohner dieses Hochhauses mit Felix als ihrem Helden. Ralph, der als Bösewicht nicht beliebt ist, hat sich notdürftig auf einer Müllhalde in der Nähe eingerichtet. Aber wie jetzt gefeiert wird, bleibt er außen vor, fühlt er sich vernachlässigt, er möchte auch mal ein beliebter Sieger sein, eine Medaille erringen. Darum verlässt er Schusters Leisten, was dem Sprichwort zufolge noch nie jemanden wohl bekommen ist. Auch ihm nicht.

Er wird den Ausbruch in andere Spielewelten wagen und dann als ein Geläuterter zurückkehren. Und weil er jetzt Respekt vor sich hat, wird er sich am Rande der Müllhalde sogar ein kleines Häuschen bauen, aus Müllresten und für das „Fix it“ ist unser kleine Felix zuständig. Ein ganz rührende Geschichte.

Der Film führt uns anhand von Ralphs Ausbruch in andere Spielewelten, ein Mix der verrücktesten Figuren und doch immer irgendwie dem Leben abgeschaut, Comics, die beziehen ihren Reiz aus der Stilisierung von Alltagsmenschen. Kein schwieriger Film auch für Menschen, denen wie mir, der Bezug zu diesen Spielewelten gänzlich fehlt. Mit der Zeit vielleicht ein bisschen overtopped alles und zu viele Verfolgungsjagden.

Ein besonderes Vergnügen sind jedes Mal auch die amerikanischen Sprecher der Figuren, die prinzipiell viel mehr daraus machen als ihre deutschen Synchron-Doubles, vielleicht ein kultureller Unterschied.

Den ausgedehntesten Ausflug unternimmt Ralph in das Spiel „Sugar Rush“ mit der dortigen, auch schicksalshaft belasteten Protagonistin „Vanellope von Schweetz“, einer Rennfahrerin. Die Zuckerwelt ist besonders ergiebig für die Animations-Ausstattung – eine widersprüchliche menschliche Beziehung dazu – und weit entfernt von zuckersüßem Schluss, denn Ralph wird verfolgt von der blonden, lederbekleideten Heldin aus dem Science-Fiction-Spiel „Heros Duty“, wo er auch eine Spur der Verwüstung angerichtet hat, aber mit einer Medaille sich wieder hinausstehlen konnte. Und auch Felix ist auf der Suche nach Ralph, denn ohne ihn wird ihrem Spiel der Stecker gezogen. Bei Disney haben sie den Animatoren garantiert den Stecker nicht rausgezogen.

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