Dieser Mockumentary von Lars Jessen, der mit Sebastian Schultz und Ingo Haeb auch das Drehbuch geschrieben hat, erzählt vergnügt und vergnüglich die Geschichte der 80er-Jahre-Technoband „Fraktus“. Diese Band war in den 80ern eine der wegweisenden ihres Genres. Sie stammt aus Brunsbüttel.
Die Band für ein Revival jetzt wieder zusammenzubringen, war kein leichtes Unterfangen. Es war nicht leicht, ihr damaliges Geheimnis, ihr Erfolgsrezept, ihr Leitmotiv wieder zum Leben zu erwecken. Ein Satz, der oft vorkommt: zu sein, wie ein Schmetterling mit zwei Flügeln, so leicht, aber die Flügel wissen nicht wohin, der Körper jedoch weiß das, das Hirn der Truppe. Eine Band aus drei Männern. Zwei waren die Flügel. Der dritte das Hirn. Und der brachte die Band zum Abheben.
Diese Geschichte wird mehrfach im Film angetippt. Das Ende der Band kam abrupt 1983, sie war gerade ganz oben, da fing die Veranstaltungshalle in Hamburg mitten in einem Konzert Feuer und ab diesem Zeitpunkt habe man nichts mehr gehört von der Band.
Devid Striesow ist derjenige, der als Musikmanager Roger Dettner, sich auf die Suche nach den verlorenen Bandmitgliedern macht. Er ist nicht in jeder Improsituation voll überzeugend, zu gestelzt, zu künstlich oft – speziell in der Szene auf dem Vordach des Formule-1 Hotels mit der Taube in der Hand, das ist reines Theater, sollte aber eine Situation voller Verzweiflung nach einem Amoklauf mit Dönerspieß sein. Er scheint mit einer Frau verheiratet zu sein, die mit den drei Brunsbüttlern Musikern verbandelt ist.
Die Vorstellung der Band, ihre Qualitäten, ihre Wirkung auf Techno und andere Bands anhand von Interviews mit Figuren aus der Musikbranche, das läuft recht plausibel ab. Dass Fraktus der Zeit vorausgewesen sei, man erinnert sich noch an diese Ruf „O eeh ooh“. Ihr berühmtester Hit sei „Tut ench amour“ gewesen. Sie waren die Inspiratoren der Electronic-Szene.
Fake-Doku spielen stellt an Schauspieler ganz besondere Anforderungen, die der stadt- und staatstheaterlich geprägten Weisungsgebundenheit der deutschen Schauspieler diametral entgegenläuft.
Ein wichtiger Song: Affe sucht Liebe. Davon gibt es den recht dilettantischen Versuch eines Remakes mit Absturz bei einem großen Konzert, dilettantisch auch von den Filmemachern dieses Filmes gemacht.
Da sind zwar immer wieder lustige Jokes, aber auch die Situationen des Offenlegens der Drehsituation, zum Beispiel bei der Begrüßung auf Ibiza, das ist viel zu schwerfällig, viel zu unentschieden gemacht. Die Bandmitglieder werden von Schauspielern recht gut verköpert. Auch die Settings, wie die Ex-Frakten heute leben, das Hirn als Optiker im Laden seiner Eltern, der ganz stur mit den Eltern weiter macht, der andere, der ein Surf- and Schlurf-Lädchen betreibt, Internetshop mit Bäckerei und der Dritte, der in einem irren Anwesen auf Ibiza mit Sohn Miguel haust, so wie man es sich vorstellt. Aber irgendwie überrissen dargestellt.
Als eine Tourneewerbung für das Comeback ist der Film dann jedoch ziemlich lang geraten.
Auch der Gag mit dem Millionenerbe aus Nigeria, ganz nett, oft wirkt der Film ganz nett, voller Verehrung für die Band, aber vom Kinostandpunkt her doch eher naiv.
Auch nicht so ganz glaubwürdig, die Geschichte von Dettner und seiner hochschwangeren Frau, wie sie anruft, er ist auf Ibiza, man hört, sie hat schon die Wehen, und er beruhigt sie, das seien nur Bauchschmerzen, das lässt ihn als ziemliches Arschloch erscheinen. Auch hier wird klar, dass Fake-Doku nicht das leichte Feld ist, als das es sich mancher vielleicht vorstellt.
Je weiter der Versuch der Wiederherstellung der Band fortschreitet, desto mehr setzt sich bei mir die Kenntnis durch, es ist doch wieder nur Förderkino, deutsches Kino, das nicht und nie in den Himmel wachsen kann, ein Kino voller Klumpfüße – und in diesem Falle selbst für potentielle Fans der Gruppe wohl nicht allzu anturnend. Ein Konsenskino, was sich nicht traut, dem Leben ins Auge zu schauen.
Noch merkwürdiger der Versuch des Konzerts am Originalschauplatz, wie die Bandmitglieder nicht zur Bühne finden, wie sie im Parkplatz vor wenigen Leuten stehen, dann plötzlich brechen die Massen herein (füllen aber nur bis zur zweiten Etage die Ränge, denn auch Komparsen kosten!), da hinkt das Kino sehr, sehr, wobei Nebel und Lärm, die die Fraktus-Leute machen, durchaus ansprechend sind. Diskrepanz wird deutlich zwischen dem Kino, was die Macher gerne machen würden und dem Kino, was sie letztlich zu machen imstande sind.
Immerhin, das muss man ihm lassen, anfänglich bringt Striesow den Liebhaber der Band, denjenigen, der dieses Projekt vorwärts bringen will, voll überzeugend rüber, aber auch er ist nicht uninfiziert vom Untertanentum im Deutschen Film, und so schleichen sich Stellen ein, die nicht so ganz der genauen Nachfrage standzuhalten vermögen. Leider zeigt das Kino auch gnadenlos Momente, legte sie frei, wenn das Acting viel zu vorhersehbar ist, wenn er sich auf hundert Meter ablesbar aufregt, und die Kamera stoppen soll, das kommt viel zu sehr als gelernter Text, profiproof aber im Kino unglaubwürdig, umso mehr der Schock im Abspann, wenn man die ganzen Autorennamen liest.