Mann tut was Mann kann

Komödiengeschichtsvergessene, bleifüßige deutsche Boulevardkomödie für ein gesetzteres, anspruchsloses Publikum, das sich darüber vergnügen möchte, wie in die Jahre gekommene nicht mehr ganz junge Herren Liebesprobleme wälzen, die sie schon mindestens ein Jahrzehnt früher hätten durchseuchen müssen. Komödie der „neuen Alten“ in wenig erhellter Zeit.

Das Buch zu diesem deutschen Förderprodukt haben geschrieben Hans Rath, Marc Rothemund, André Erkau, Gernot Griksch, Hendrik Hölzemann. Sie alle scheinen nie von einem Ernst Lubitsch, nie von einem Billy Wilder gehört zu haben. Sie scheinen unter Komödie zu verstehen: ein paar Darsteller, die die physisch beweglichste ihrer Zeit schon hinter sich haben, geben sich her, um als Träger von Witzen und Pointen zum Thema „ist er oder sie der oder die Richtige“ zu fungieren.

Einmal mehr hat es ein deutscher Film nicht nötig, ein Handlungsgerüst für einen spannungserzeugenden Plot zu entwickeln. Der Hauptakteur heißt Paul, ist ein hohes Tier in einer Firma, gerade beziehungslos und will partout keine Beziehung eingehen, stattdessen will er herrenlose Hunde aus dem Tierheim „Struppi“ Gassi führen und wählt sich, er der hundeunerfahrene, ausgerechnet einen wilden Rottweiler (das soll, scheinen die Autoren zu meinen, als Hinweis auf Komödie verstanden werden), außer ein paar erschreckenden Fauchereien und zwei Mal Beißen ist den Herren vom Drehbuch nichts dazu eingefallen.

Regisseur Marc Rothemund hat den Hund außerdem ab und an kommentierend oder mit kommentierenden Geräuschen dazwischen geschnitten, ganz ohne Pfiff und vor allem, wie den ganzen Film über, ohne jedes Feeling für Rhythmus und Timing.

Das einzige Rhyhtmus-, gelegentlich Swing-Moment bringt die Filmmusik, eine Art Leisure-Wear-Musik.

Wenn der Funken der Liebe zwischen zwei Menschen überspringt, so ist das in der Inszenierung von Rothemund ein Staatsakt und dauert im Vergleich zum Funkensprung der Liebe ein Jahrhundert. Das sollte man filmisch halt beherrschen.

Schon im Tierheim gibt’s die erste Begegnung mit einer der kleinen Randfiguren: lauter grässliche, plumpe, lieblose Klischeefiguren, unglückliche Besetzungen allesamt, ob sie Knöllchen verteilen oder als Sekretärin Termine für den Chef machen oder im Tierheim arbeiten, eindimensionale Lächerlichkeiten.

Auf den Begriff der „neuen Alten“ bin ich gestoßen, wie ich gelesen habe, dass in der offenbar unausrottbaren Fernsehserie des ZDF „Der Alte“ ein neuer, etwa 50jähriger die Rolle des Alten übernommen habe, dass das wohl die „neuen“ Alten seien. Hier im Film sind solche versammelt. Wobei man den nun in die Jahre kommenden Darstellern insofern durchaus ein Kränzchen winden kann, allen voran Jan Josef Liefers und Oliver Korritke, die durch ihr langjährige Berufs-Erfahrung einen reichen schauspielerischen Schatz, der gerade für Komödie kostbar ist, einbringen können und das auch andeuten; aber das Buch, das Buch, das Buch, das lässt sie auf flachstem Terrain strampeln.

Es gibt ein gezieltes Procuct-Placement von O2 während einer Fahrt durch Berlin. Oder der Kameramann ist blind.

Da der Film glaubt, ohne ein Handlungsgerüst auszukommen, fehlen jegliche verrückten Handlungsverwicklungen, die erst die grandiosen Aufhänger für die Pointen bilden könnten.

Versuch einer Komödie über nicht präzise formulierte Midlife-Krisen. Je dünner das Buch wird, desto eher artet das Spiel in Kindertheater aus. Höhepunkt und künstlerisch garantierter Tiefpunkt soll eine Hochzeit sein, bei der die Braut in letzter Sekunde sich nicht für den Bräutigam, sondern für den wahren Geliebten entscheidet. Das ist nur noch pfadfinderhafte Hampelei.

Das Problem scheint mir zu sein, wenn Autoren es nicht für nötig halten, erst ein Handlungsgerüst zu entwerfen und zu sichern und zweitens eine präzise Charakterisierung zumindest der Hauptperson vorzunehmen, dass dann das Prinzip, den Figuren Witze und Pointen in den Mund zu legen, sich leider sehr schnell erschöpft, dem Film einen lahmenden Hinkefuß verpasst, statt ihn abheben zu lassen. Dieser Erschöpfungszustand tritt bei diesem Film, bei allem Engagment der namhaften Schauspieler leider viel zu früh ein. Dann erstirbt das Lachen im Saal. Und die Bemühung auf der Leinwand läuft ins Leere.

Ein solcher Film lässt erheblich am Bildungsniveau von Filmförderern und fördernden TV-Redaktionen zweifeln.

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