Die Info, die anfangs auf den Zuschauer losgelassen wird, ist die: im Jahr 2044 wird es möglich sein, Figuren durch einen Timechannel von 30 Jahren in die Heute-Zeit zurückzuschicken. Das wird allerdings verboten werden. Nur die mächtigsten Verbrecherkartelle nehmen sich die Frechheit heraus, das Verfahren einzusetzen, um Leichen spurlos zu entsorgen, denn 2044 wird dies dank des Fortschritts der Wissenschaft nicht mehr möglich sein.
So werden denn Auftragskiller losgeschickt, um über den Timechannel die Opfer zu töten und zu entsorgen. Als ein Beispiel wird Joe angeführt. Er wird durch den ganzen Film hindurch das Hauptbeispiel bleiben.
Es gibt zwei Darsteller, die Joe verkörpern. In der jungen Variante heißt er Joseph Gordon-Levitt und fällt vor allem durch seine schmalen Augen auf, das hat was Apartes. In der Ausgabe von 2044 sieht er gealtert aus wie Bruce Willis und wird auch von diesem dargestellt.
Als Hauptproblem wird etabliert, dass der junge Joe jetzt auf den alten Joe angesetzt wird, sein altes Ego in die Jugendzeit hinein entsorgen soll (allein diese Konstruktion plausibel nachzuvollziehen scheint mir nicht gerade leicht). Das möchte der junge Joe allerdings nicht tun. Wobei unklar bleibt, wieso, denn die 30 Jahre bis zu seiner Erledigung, bis zu „Schließung des Loopes“ wie es in der Verbrecherfachsprache im Film heißt, hat er ja gelebt, das ist auch im Film skizzenhaft vorgeführt worden.
Der Reiz dieses Konfliktes erschließt sich mir nicht ganz; er erscheint leer wie eine leere Büchse oder Dose. Dieses mein Zuschauerproblem wird dadurch erheblich vergrößert, dass der junge Joe uns nie als eine interessante Figur vorgestellt wurde, dass uns nie ein emotionaler Anknüpfungs- oder Interessenpunkt geboten worden ist. Denn der junge Joe wurde lediglich als ein Beispiel zur Info über die Timechanneltechnik angeführt. Insofern blieb ich teilnahmslos Joe gegenüber, ich machte mir Gedanken, warum gerade dieser Schauspieler besetzt worden ist, dem das Drehbuch ja auch kein Futter gegeben hat, außer dass er jede Menge Science-Fiction-Standard-Situationen spielen muss.
Alles sehr schön inszeniert, gespielt, aufgelöst, gefilmt, geschnitten, und vertont. Man hat ständig das Gefühl, in einem richtigen Science-Fiction-Streifen zu sitzen. Aber statt einer spannenden Handlung zu folgen, sehe ich mich einen Katalog durchblättern, in dem Rian Johnson, der Autor und Regisseur dieses Filmes, mir wie auf einem Demo-Band vorführt, was er in diesem Genre so alles drauf hat.
Man könnte es Meisterschaft nennen, er verdient den Meisterbrief dafür. Aber jetzt müsste er einen Film machen, mittels welchem er mir eine Geschichte erzählt, die er so erzählt, dass sie auch mich, der ihn nicht persönlich kennt, angeht und interessiert. So aber sehe ich eine Aneinanderreihung gut genrentauglichen Materials und kann die Geschichte, die der Autor erzählen will, nicht erkennen.
So ziehen sich denn die 118 Minuten deutlich in die Länge. Gegen Ende gibt es noch eine Interpretation des Loops, angesichts des telekinetisch begabten Buben, „ich sehe vor mir einen Jungen, zornig und allein, und vor ihm den Weg des Bösen… ein Kreis, eine Schleife ….also durchbrech ich diese“. Aha, das war wohl die Absicht dieses Filmes.
Es folgt ein Mutter-Kind-Bild, so innig, wie Raffel es nicht schöner hätte empfinden können. Was wir gesehen haben, war wohl der Versuch von Joe in beiden Varianten, den Loop zu durchbrechen. Warum mich das aber nicht sehr interessiert hat, nun, das dürfte vermutlich an der Struktur des Drehbuches gelegen haben. Dass es nicht klar auf den Punkt anfangen konnte: das ist Joe, der hat folgendes Problem. Nein, der Anfang ist eine Infoveranstaltung, es gibt da eine technische Entwicklung von Time-Channel etc.. Einer von diesen Killern ist Joe.
Einmal gibt es ein ausführliches Zahlenlegspiel zwischen Mutter und telekinetisch begabtem Buben, aber 3 x 8 ist 32. Ach ja, die Telekinese gestattet auch ein paar nette Effekte.