Der Verband der deutschen Filmkritik e.V. (VDFK) hat zu einer Unterschriftenaktion aufgerufen, hinter der auch ich voll und ganz stehe.
Im Lauf der letzten Jahre hat sich das „Herding“ der Journalisten in Klassen eingebürgert, was zur Folge hat, dass die eine (höhere) Klasse einen Film wesentlich früher vor dem Start sehen kann als die andere (niedrigere) Klasse. Dies ist in meinen Augen nicht zielführend und sorgt gerade unter den Freien für Probleme, da die Konkurrenten aus höheren Klassen früher liefern können.
Nun ist auch noch hinzugekommen, dass wir nahezu jeden Film auf deutsch angucken sollen. Das ist zwar die Version, die dann in den Kinos gespielt werden wird, aber das Original ist nunmal die meist englische Fassung. Einem Kunstfachmann hält man ja auch nicht den Druck eines Gemäldes zur Beurteilung hin, sondern lässt ihn das Original begutachten, wie es auch von dessen Schöpfer intendiert war.
Nun hat der VDFK einen offenen Brief an die Filmverleiher geschrieben, dem ich mich nur anschließen kann. Filmkritiker (auch Nicht-Mitglieder des VDFK, soweit ich weiß) können bei der Unterschriftenaktion mitmachen, indem sie sich bei buero[at]vdfk.de melden.
Hier der Brief, hier als PDF zum Download:
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Offener Brief an die Filmverleiher in Deutschland
Wahlfreiheit bei den Sprachfassungen – im Zweifel OmU
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir beobachten mit großer Sorge, dass bei den Pressevorführungen Ihrer Filme immer öfter nur noch die deutsch synchronisierte Fassung angeboten wird. Wir kennen die Argumente, die hierfür vorgebracht werden: Kritiker würden diese fordern, um die Filme in der gleichen Version wie das Publikum zu sehen, Nicht-Muttersprachlern entgingen Feinheiten der (oft dialektgeprägten) Originalversion, Kinderfilme sollten zusammen mit Kindern erlebt werden, Abendvorführungen zusammen mit Begleitungen, die der Fremdsprache weniger mächtig seien.
In unseren Reihen gibt es durchaus Kollegen, die sich die Option wünschen, einen Film synchronisiert sehen zu können. Keiner aber fordert, dass Sie lediglich die deutsche Fassung zeigen: Selbst diejenigen, die sich am stärksten dem Serviceaspekt verschrieben fühlen, also der Beurteilung der Produkte, wie sie später im Kino und im TV zur Verfügung stehen, sind sich dessen bewusst, dass nur ein vergleichender Blick auf Original und Synchronversion diese Beurteilung erlaubt.
Wir wissen, dass nicht nur wir, sondern auch die Filmemacher, deren Werke Sie ins Programm aufnehmen, sich wünschen, dass Kritiker ihre Arbeit im Original zu sehen bekommen. Deswegen plädieren wir dafür, jeden Film mindestens einmal in der großen Runde im Original zu zeigen, das heißt in OV oder OmU für englischsprachige Werke und in OmU für alle anderen. Auch hierfür kennen Sie bereits die Argumente, wir wollen sie aber gerne mit allem Nachdruck nochmals vorbringen:
- Wir fühlen uns als Kritiker stets auch dem Werk verpflichtet, wie es von dessen Urhebern intendiert wurde, samt Stimmen der Schauspieler und Atmosphären der aufgezeichneten Orte.
- Viele Kritiker schreiben auch für Fachmedien, die sich an Zuschauer richten, die sich für die Originalfassungen entscheiden, wenn sie die Möglichkeit dazu erhalten.
- Viele Kritiken, gerade im Internet, werden nicht nur zum Kinostart, sondern auch zur DVD-Veröffentlichung konsultiert, wo die Wahlfreiheit der Sprachfassung komplett dem Zuschauer obliegt.
- Dank neuer Technologie stehen wir vor einer seit langem einmaligen Chance in Deutschland, wieder mehr Kinos die Option zu OmU-Vorführungen zu lassen, weil jetzt nicht mehr wenige OmU-Kopien durch einschlägige Kinos in Großstädten belegt sind. Mit mehreren Fassungen ausgestattete DCPs könnten Aktionen wie die „OmU-Preview“ oder den „OmU-Dienstag“ ermöglichen.
- Mit der aktuell jüngeren Generation an Kritikern wächst auch eine jüngere Generation an Zuschauern heran, die etwa dank DVDs und Internet sehr viel stärker mit Fremdsprachen und der Verbreitung von Untertiteln sozialisiert wurde.
- Nicht zuletzt wissen wir, dass es sich immer positiv auf die Rezeption auswirken wird, wenn alle Kritiker die Option erhalten, die Fassung zu sehen, die ihrer Arbeitssituation und ihren Gewohnheiten entspricht.
Uns ist selbstverständlich bewusst, dass es sich bei der Abwägung zwischen den Sprachfassungen immer auch um eine pragmatische Frage handelt. Wir möchten Sie daher im Rahmen Ihrer Möglichkeiten dazu auffordern, immer zwei Fassungen bei den Pressevorführungen der großen Runde zu zeigen. Sollte dies einmal nicht möglich sein, so wählen Sie bitte den Kompromiss der OmU. Hier treffen wir uns in der Mitte – zwischen den Verfechtern beider Seiten. Darauf können wir Kritiker uns einigen. Bitte schließen Sie sich uns an.
VDFK + Unterschriftenaktion
Vorstand des VDFK – Verband der deutschen Filmkritik
Für einige Filme müßte es Synchronverbot geben. Jungle Fever oder Borat in Deutsch, einfach zum würgen.
Den tumben Kids müßte es nur noch schmackhaft gemacht werden (OmU ist nur was für voll krasse Checker, oder so ähnlich).
Davon abgesehen bin ich natürlich dafür, das die wesentlich früher verfügbare OmU den Journalisten gezeigt wird. Ich erinnere mich noch dumpf an einen Vorlauf von mehreren Monaten für Filme wie z.B. Speed oder Blair Witch, aber das ist natürlich schon verjährt.