Blind (Filmfest „überall dabei“)

Im südkoreanischen Waisenhaus, was in diesem Film ab und an eine Rolle spielt, nennen sich alle „Brüder“ und „Schwester“ und die Heimleiterin, eine seriöse Dame, die nennen sie „Mutter“.

Min Soo-ah ist eine junge Frau, die hier aufgewachsen ist und die jetzt auf der Polizeiakademie studiert. Aus diesem Grund trägt sie Uniform und hat auch Handschellen dabei. Sie verfügt über einige körperkämpferische Tricks, mit denen es ihr problemlos gelingt, einen ungehorsamen jüngeren „Bruder“, der bei einer der besten B-Boy-Groups mittanzt, von der Probe wegzuholen und zurück ins Heim zu bugsieren.

Allerdings fesselt sie ihn mit einer Hand ins Auto. Bei der Fahrt zurück zum Heim ist sie einen Moment nicht aufmerksam, fährt auf einer Brücke eine Person an, das Auto kommt in bedrohliche Absturzlage über dem Geländer – und der Bruder kann nicht raus.

Diese kleine Eröffnungssequenz gibt Temperatur und Spannung vor, die Härte der koreanischen Kost des Hauptteils, der drei Jahre später spielt.

Min Soo-ah ist durch den Unfall erblindet und hat sich gut in die Blindenwelt eingelebt und eingearbeitet. Ihren Eigensinn hat sie aber behalten. Sie weigert sich zum Beispiel, den „Ultra-Cane“ zu benutzen, ein elektronisches Hilfs- und Alarmgerät. Und sie darf auch nicht weiter an der Polizeiakademie studieren, denn dass sie ihren Bruder mit Handschellen gefesselt hat, das war ein klarer Verstoss gegen die Vorschriften.

Eben hat sie das Waisenhaus besucht und dort den „Ultra Cane“ abgelehnt, und den Blindenhund Seulgi, den hat sie auch nicht mitgenommen. Mit diesen Informationen ausgerüstet nimmt sie nun den Zuschauer mit auf den Rückweg, in den Regen und damit in Gefahr.

Denn es kommt kein Bus, es kommt keine Taxe, es wird dunkel und der Regen hört nicht auf. Sie steht bar jeglicher Hilfsmittel, die für einen Blinden zum Überleben in der feindlichen Welt der Sehenden nötig und hilfreich sind, da. Erhöhte Gefährdung. Wo aber im Krimi Gefährdung ist, da wächst auch die Gefahr.

Endlich hält ein Wagen und nimmt sie auf. Schnell merkt sie, dass es sich um ein De-Luxe-Taxi handeln muss, denn es hat besondere Sitzbezüge aus feinem Leder. Sie meint zum Fahrer, sie könne sich ein De-Luxe-Taxi nicht leisten und will wieder aussteigen, aber der Fahrer ist damit nicht einverstanden, bietet ihr sogar Kaffee an.

Während der Weiterfahrt stößt der Fahrer gegen einen harten Gegenstand. Er behauptet, ein Tier angefahren zu haben und verstaut dieses im Kofferraum. Min Soo-ah ist allerdings anderer Meinung. Ihr sensibilisiertes Gehör lässt sie auf einen angefahrenen Menschen schließen. Sie steigt aus und will die Polizei alarmieren. Aber der Fahrer braust davon. Min Soo-ah wird Anzeige wegen Fahrerflucht erstatten.

Mit den Informationen, Kenntnissen und Erkenntnissen aus diesem ersten Akt, ferner mit einem ganz jungen Zeugen, Kwon Gi-seob, der sich verdächtigerweise erst in dem Moment meldet, wie eine Belohnung für Hinweise plakatiert wird, und der allerdings behauptet, das Auto sei gar keine Taxe gewesen, ferner mit einem Kommissar, der nicht ganz Klischeekommissar ist, sondern von Kollegen spaßeshalber die Möwe genannt wird, haben Min-seok Choi, verantwortlich für das Drehbuch und San-hoon Ahn, verantwortlich für die Regie, alle Figuren auf dem Spielfeld dieses packenden Thrillers in Stellung gebracht, die sich bald mit einem vorerst nicht identifizierten, nicht identifizierbaren harten Knochen von Gegner konfrontiert sehen, der vor nichts zurückschreckt und die Schwächen seiner Verfolger instinktiv aufspürt und gnadenlos gegen sie verwendet.

Aber es gibt ja Kugelschreiber, die Videoaufnahmen machen können. Ferner achte man speziell auf den Einsatz des Musikstückes „La Paloma“.

Der Film setzt das Thema Blindheit massiv spannungserhöhend ein, auch vor dem philosophischen Hintergrund, dass die Blinden öfter mal die Sehenden sind.

Die ordentliche deutsche Routine-Synchro ist mit dem Genre Action/Thriller angemessen eingesetzt.

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