Parada

Ein pan-jugoslawischer, heftiger Agit-Prop-Streifen von Srdjan Dragojevic für die Rechte der Schwulen, kulminierend in Szenen des Pride-Parade in Belgrad von 2010 heftig angefeindet von Tausenden von Nationalisten und Radikalen, die von eben so vielen Tausenden von Polizisten in Schach gehalten wurden.

Jahre nach den Kriegen, die der Auflösung Jugoslawiens folgten, ist auch in diesem Film zu sehen und zu spüren, wie solche Kriege noch lange die Brutalität und generell das Vorurteilswesen am Leben erhalten, wie Waffen nach wie vor leicht zur Hand sind und Schlägertypen dazu.

Mit kurzen Begriffserklärungen fängt der Film an. Wie die Serben die Kroaten schimpfen und die Kroaten die Mazedonier und wie es für die Schwulen in all diesen Nachfolgestaaten Jugoslawiens vor allem einen Ausdruck gebe: „Pede“ aber auch Hinterlader und so fort.

Des weiteren zeigt der Film, wie brutal mit solchen Außenseitern der Gesellschaft umgegangen wird. Es gibt ein schwules Protagonisten-Pärchen. Der eine der Freunde, Mirko, betreibt einen Hochzeitskleidersalon. Die beiden fahren einen pink bemalten Mini. Der wird ständig mit Beschimpfungen der unschönsten Art beschmiert. Radmilo ist der Partner von Mirko. Ihn lernen wir kennen, wie er einem kriminellen Macho, Limun, der so seine Vita im Krieg gehabt haben dürfte und jetzt dubiose Sicherheitsdienste anbietet, den Hund versorgt, der von Feinden angeschossen worden ist. Dabei wird Radmilo schnell als schwul vermutet und entsprechend grob behandelt.

Das Drama setzt da ein, wie Limun seine Geliebte Pearl, auch ein krass-schrill gezeichnetes Paar ohne allzu viele Subtilitäten oder Sensibiltäten im Umgang miteinander, heiraten will. Pearl willigt allerdings nur unter der Bedingung ein, dass Limuns Wachmänner die geplante Gay-Parade bewachen würden, denn sie ist mit dem Schwulen-Pärchen befreundet. Das ist nun allerdings für die harten Machos der Herausforderung zu viel, sie, die nichts lieber tun als den latent schwulen Ben-Hur-Film zu schauen. Für jedwede Bewachung sind sie gegen Geld zu haben, aber schwul, nein, nein nein.

Wie es dazu kommt, dass sie es doch machen, das wird breit erzählt, im dem Sinne, dass ständig Situationen zu bewältigen sind, in der die Vorurteile gegen Schwule auf die Schwulen prallen und diese sie mit den verschiedensten Mittel abwehren müssen. Ganz nebenbei liefert der Film ein Bild von diesem Land, in dem der Krieg oder die Traumatisierung durch diesen latent vorhanden ist.

Den Film sollte man speziell in Ländern zeigen, wo sich neue Homophobie breit macht, in Russland zum Beispiel.

Malerische Schilderung, graffitihaft, der gegenteiligen Milieus von Ex-Militär-Bewachungsdienst-Machos und Schwulen-Ehe-Einrichtungsbilder.

Ein heftiger Film.

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