Sentados Frente Al Fuego (Filmfest Müchen)

Dieser Film von Alejandro Fernández Almendras stellt eher Fragen an einen Mann, Daniel, Mitvierziger, als dass er eine Geschichte erzählt. Die Fragen sind wie Zwischentitel eingeblendet. Ob es ihm hier gefalle, ob er etwas vermisse.

Daniel ist schon lange mit Alejandra zusammen. Sie sind aufs chilenische Land gezogen, da wo Getreide geerntet werden kann oder Schafe und Ziegen gehalten. Es gibt eine sehr lange Bettszene zwischen den Beiden, wie sie nach einem vollzogenen Akt, sie haben laut ihrer Privat-Sprache „Code 3“ gemacht, nebeneinander liegen, wie sie zu Gesprächeln anfangen, wie sie über andere Leute reden, wie sie auf ihr „das erste Mal“ kommen und sich das erzählen, wie der Dialog springt und die Lust sich darunter wieder bemerkbar macht, wie sie beieinander liegen, so viel Vertrauen zwischen zwei Menschen, selten in einem Film so ausgiebig und überzeugend gezeigt.

Aber der Film stellt nicht nur Fragen an Alejandro, er beobachtet ihn vor allem. Wie er sich in der Landwirtschaft zu schaffen macht, ein Zaun ist umgekippt, Schafe und Ziegen müssen ihren Platz wechseln, üppiger Pflanzenbewuchs muss gerodet werden, mit großen Erntemaschinen wird Getreide eingebracht und noch auf der Maschine in Säcke gepackt und dort auch zugenäht, das wird später Gesprächsstoff unter den Arbeitern. Nicht weniger interessant ist das Frühstück zwischen Daniel und Alejandra, die wichtigsten Dinge des Tages müssen besprochen werden – genauso bei seiner Rückkehr von der Arbeit – und die Katz ist auch vom Frühstück fasziniert, sie heißt „Kuky“, obwohl sie ein Kater ist. Sie entdeckt ein Messer auf dem Frühstückstisch, wenn man es berührt, so dreht es sich ein bisschen, ein ideales Katzen- und Messerspiel, von dem sich auch die Kamera über lange Zeit faszinieren lässt, es hilft nichts, dass Daniel meint, Messer seien kein Spielzeug für Katzen.

Alejandra wird krank. Zuerst liegt sie zuhause im Bett, dann im Spital. Derweil vergnügt sich Daniel spontan mit einer Dame, mit er eben im Kaffee eine geschäftliche Besprechung gehabt hatte. Im Krankenhaus besucht die Familie von Alejandra sie und auch Daniel. Bald schon entwickeln sich die Gespräche über den Kopf der Kranken hinweg. Es folgt ein leicht getragener, wunderbar musikalischer Übergang zu einer nächsten Szene draußen auf dem Lande, einfache Klimpertakte auf dem Klavier, auf dem Land wird Gerodetes verbrannt. Auch das gibt Anlass zu einem Gespräch mit einem Arbeiter.

Alejandra hat vermutlich Krebs, denn wie sie später ein paar Tage, und vorläufig geheilt, mit Daniel in den Bergen verbringen will, da trägt eine Mütze, wie Leute sie tragen, wenn sie eine Chemotherapie überstanden haben. Sie trägt sie auch im Haus. Und, das ist auch merkwürdig, wie Daniel später, nachdem Alejandra nicht mehr da ist, gefragt wird, ob er was vermisse, so weiß er das gar nicht so recht. Entweder lebt die Liebe noch in ihm fort – oder ist sie wirklich je da gewesen? – oder war die eindrückliche Vertrauensszene nur gespielt? Daniels Handy-Melodie: Pour Elise.

Man kann über Lachs im Gebirge sprechen. Später wird Nelson besucht, dessen Entlassung viel früher ein Gesprächsthema gewesen ist.

So trocken die Gegend gelegentlich ist, Chile scheint im Moment, das beweist auch dieser Film, ein fruchtbares Filmland zu sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert