Der Kinotraum / Roya-Ye Cinema (Filmfest München)

Aus Persien kommen immer wieder von den umwerfendsten Kinderfilmen. Vor allem die Kinderdarsteller sind meist grandios und einmalig. Nicht anders ist es hier, was die Darsteller betrifft. Kazem heißt der Hauptdarsteller, der vielleicht 13 ist und von nichts anderem träumt, als davon zum Film zu gehen und ein Superstar zu werden.

Es ist ihm schon ins Blut gelegt. Sein Vater ist Vorführer in einem Kino. Hat selber als Kind von Filmschauspielerkarriere geträumt. Hat es aber dann nicht so richtig gewagt und ist hinter dem Projektionsapparat gelandet. Der Vorführraum ist vollbehängt mit Kinobildern.

Nicht anders sieht das Zimmer von Kazem aus. Kein Fleck ist frei an der Wand. Alles mit Kinobildern bedeckt, mit Stars und Szenen. Sein Leben dreht sich um den Film. Wenn er Kommissionen macht, Leuten Brot bringt oder einem Kranken die Sauerstoffflasche, so wechseln nebenbei immer auch Videos oder DVDs die Hände. Wenn er für sich ist, übt Kazem Filmmonologe.

Nicht anders hält es sein Vater, der aber möchte, dass der Sohn was Anständiges lernt. Er ist wirklich ein bildhübscher Junge, der Kazem und scheint jeder Art von Monolog, Verrenkung, Gefühl aus dem Ärmel schütteln zu können, aber auch Englisch lernt er spielend. Er hat noch einen Freund, dem sind diese Superstarträume aber nicht in die Wiege gelegt.

Eines Tages liest Kazem in einer Zeitschrift von einem Casting für einen Film, der in Iran und in Canada gedreht werden soll. Nix wie hin. Hier kristallisiert sich ein Hauptkonkurrent heraus, ein makelloses Bübchen ohne jeden Stallgeruch, von zuhause wohl bestens präpariert für und hinchauffiert zu Castings. Leider hat der Junge, einen schlechten Charakter wie sich zeigen wird. Aber Kazem wäre nicht der Hauptdarsteller, wenn er die Rolle am Ende nicht kriegen würde, gegen alle Intrigen und Anschläge die der andere gegen ihn plant. Leider bricht der Vater von Kazem in dem Moment zusammen und braucht Pflege. So verkomplizieren sich die Dinge und werden im Hinblick auf ein Happy-End ziemlich plump-rührselig angerichtet.

Überhaupt ist das Kinoideal, was hier dargestellt wird und wovon Kazem träumt, recht rückständig, es kommen zwar auch moderne Hollywoodhelden vor und es gibt nette Szenen, wie Kazem in der Schule mit Filmfotos erwischt wird und er dem Lehrer treuherzig alle Hollywood-Stars, mit denen er sich hat aufs Bild retuschieren lassen als seine Verwandten ausgibt, aber einen Action-Schauspieler, den kennt sogar der Lehrer.

Alle Frauen tragen immer Kopftuch. Kazem geht eine Wette ein, dass er dreißig gekochte Eier esse, nur um ein bestimmtes Filmschauspielerfoto zu erhalten. Dagegen wird er einen falschen Oskar, den er selbst gebastelt hat los.

Der Sound, der drüber gegossen wird, ist mehr lästiger Zähsound als Inspirierer. Und was die Autoren, Hamid Shah Hatami und Ali Shah Hatami, der auch die Regie geführt hat, uns mit der Geschichte erzählen wollen, das wird leider nicht so recht klar, dass in Iran ein rückständiges Bild von Kino herrsche? Und dass es in Iran schöner sei als in Kanada? Da haben wir aus Iran schon andere Filme gesehen.

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