The Color Wheel (Filmfest München)

In diesem außerordentlich geschwätzigen, bewusst grobkörnigem Schwarz-Weiß-Streifen sind ein Bruder und eine Schwester stundenlang im Nord-Osten der USA unterwegs, weil das Mädel mit ihrem Prof gebrochen hat, mit dem sie sich an Jobs beim Rundfunk hinzubumsen hoffte, was sich aber nicht erfüllt hat.

Jetzt möchte die Schwester noch ein paar Habseligkeiten beim Professor abholen. Dazu engagiert sie als Wauwau ihren Bruder. Statt nachher direkt heimzufahren kommt ne Party dazwischen, wo auch ein wichtiger Mensch sein soll, der ihr zu Jobs verhelfen könne. Aber auch das war nur leeres Versprechen. Statt dessen schneidet sie dann bei den unwichtigen Leuten, die sich da tummeln und zum Teil saublöd benehmen, damit auf, dass sie natürlich nur bei großen Namen anheuern werde, national, international, aber sicher nicht lokal.

Vorher mussten sie noch einkaufen. Das ist ja so wichtig im Film, dass man auch sieht, wo die Leute ihre Klamotten für eine Party einkaufen. Dem Bruder schüttet ein Gast gleich beim Betreten des Partyraumes Wein in die Hemdtasche, Rotwein.

Die Originalität des Filmes zeigt sich weiter zum Beispiel in Diskussionen übers Furzen oder darin, dass das Mädel auf dem T-Shirt eine Inschrift „who farted“ trägt. Vielleicht versucht hier Filmjugend, ihren eigenen Weg zu finden, aber die Beat-Generation und die war ja auch geschmackvoller und inhaltlicher, die gabs schon, damit kann keiner mehr berühmt werden, da muss man also selber schauen, wie man auffallen kann.

Aha, das hatten wir so noch nicht, Inzest. Brüderlein und Schwesterlein in einer geschätzt zehnminütigen einzigen, 8-Minuten-Schwatz- und 2-Minuten-Heiss-Fick-Einstellung.

Aber dann ging den Filmfemachern Alex Ross Perry, als Regisseur und Autor und Carl Altman als Co-Autor/in wohl die Puste aus, haben ja auch gedauert, diese 83 Minuten. Und der Ton war sehr, sehr schrill und grell.

Übrigens hat das Mädel schon vorher, wo es einmal auf den Bruder gewartet hat, in einem Kaffee eine bekannte Moderatorin frühstücken sehen und sich nicht entblödet, sie anzuquasseln auf die dämlichst-dümmste Weise, worauf sie mit der kleinen Ermahnung abgefertigt wurde, doch bittschön Leute nicht beim Frühstück zu stören.

Originell ist wohl auch gedacht die Annanas, die das Brüderchen auf die Fete mitbringt. Wie ein Schosstier trägt er sie.

Auf der Party, wo einer was von Dress-Code raunt und dem Ärmsten über das rotweinbegossene Hemd noch ein Jackett anlegt. Spannende Vorgänge. Der Film scheint eine Art Selbstbeschäftigung dieser Filmemacher mit sich selbst zu sein, erkennbar ohne Ansätze, die für ein größeres Publikum von Interesse sein könnten, ja es bleibt rätselhart, wie es so ein Film überhaupt auf ein Festival wie München schafft.

Wie das Mädel nach seiner beruflichen Aktivität gefragt wird auf der Party, antwortet sie, sie sei Nurse, lügt sie, denn sie hat sich ja vom Prof aushalten lassen. Dann kommen sehr verquere Gespräche über Nurses, und wie ihr Bruder auf den Boden fällt, da ist es doch gut, dass sie Nurse ist, eine voll misslungene Party auf jeden Fall, nämlich auch filmisch.

Sprechen tun die Figuren sowieso immer mit dem Hauptinteresse entweder auf der Geschwindigkeit, zum Beispiel das Brüderchen – noch dazu mit Nölton – oder auf dem expressiven Ausstellen von Sprache beim Schwesterchen (beides Mal auf Kosten des Gehaltes); Performance als Selbstzweck. Auch hoch interessant, dass Brüderchen an einer Stelle glaubt, Wäsche waschen zu müssen in einem Downer, das sind die Waschmaschinen, bei denen die Wäsche oben eingefüllt wird. Und statt nach Plan B, wie üblich, wird hier nach Plan A gefragt. Lustig, lustig, wir machen eben alles anders.

Man muss sich ja schliesslich abheben. Schwesterchen sieht sich selbst als „aspiring actress“. Wenns mit Selbstironie wäre, könnte es ja was haben. Auch eine ganz wichtig präparierte Szene ist der Dialog über den Vibrator der Mutter, ob der nach was gerochen habe. Tja, mit solchen Dingen beschäftigen sich „aspiring“ amerikanische Filmemacher offenbar. Dann die Abrechnung mit dem Prof, wieviel psychische Energie sie doch in das Verhältnis gesteckt habe und wie wenig da rausgeschaut habe. Wie viel Energie doch die Macher in diesen Film gesteckt haben… Ach ja, Brüderchen heißt im Film Colin.

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