Ein Film über einen britisch-pakistanischen Kulturschock. Dieser kulturelle Graben wird in wenigen Momenten offengelegt, atemberaubend spürbar und im übrigen mit mehreren kinotauglichen und -geniessbaren Mitteln, einem prima Drehbuch von Ayub Khan-Din, einer wunderbaren Regie von Andy De Emmony und ausgezeichneten Darstellern überbrückt.
George, gespielt von Om Puri, ist Pakistani, der vor Jahrzehnten aus Pakistan nach London emigriert ist und dort eine Frittenbude betreibt. In Pakistan hinterliess er eine Frau. In England heiratete er eine Engländerin, die ihm zwei Söhne schenkte. Der Jüngere ist 17, ein Traum von einem Jungen für die Kinoleinwand, er heißt im Film Sajid und wird gespielt von einer richtigen Entdeckung, von Aqib Khan. Der ältere Bruder Tariq hat noch keine Frau. Sajid wird in der Schule gemobbt, wo immer möglich, als Pakistani. Und der Direktor schwärmt noch von der Kolonialherrschaft, der Film spielt 1976, da war das noch nicht so lange her.
Da Sajid anfängt aufmüpfig zu werden, will ihm der Papa seine Heimat zeigen, kurz entschlossen fliegt er mit seinen beiden Söhnen nach Pakistan und dort mit einem Bus über ungeteerte Strassen in ein ganz hinterwäldlerisches Dorf.
Hier wirkt zuerst ganz krass der Gegensatz von Sajid immer im perfekten, britischen Schulanzug und den pyjamaähnlichen Kleidern der Einheimischen. Erst ist Sajid voller Widerstand und Spott; dann findet er einen Freund, den Adlatus von einem Lehrer – und den Lehrer dazu.
Schnell fängt ihm Pakistan an zu gefallen, er trägt jetzt einheimische Kleidung. So scheint fürs erste der Hauptkonflikt in dem Stück sich in Luft aufgelöst zu haben. Und die Macher des Filmes, Andy De Emmony als Regisseur und Ayub Khan-Din als Drehbuchautor können eine Zeitlang sorglos in pakistanischer Folklore rühren, ein Rummelplatz im Zusammenhang mit einem religiösen Volksfest wird besucht und die beiden Jungs schließen sich einer Hochzeitsgesellschaft an.
Der Vater war erfolglos bei der Suche nach einer Braut für den älteren Sohn. Den Part übernimmt nun Sajid und findet tatsächlich eine schräge, auch anglisierte Pakistanifrau mit intellektuellem Aussehen, eine Zahnarztgehilfin aus Rochedale, die behauptet aus Japan zu stammen, das ist eine ganz lustige Geschichte, wie sie voller Erwartung drei Töpfe sich auf den Kopf türmt, um die Einheimische zu mimen, hier machen kulturell Verdrehte sich kulturell verdreht was vor, aber da das ein Film ganz ohne Bösartigkeit ist, wird auch die Geschichte gut ausgehen.
Schwieriger wird es, wie plötzlich die britische Gattin von George in Pakistan auftaucht mit ihrer Schwester und ihren Mann zur Rede stellt, warum er nicht nach vier Wochen wieder nach England zurückgekehrt sei. Er hat nämlich inzwischen angefangen, ein Haus zu bauen. Er hat seinem Sohn auch die großen Felder gezeigt, die ihm gehören. Er hat immer Geld nach Pakistan geschickt von London aus. Aber die Liebe seiner pakistanischen Frau, die ist längst erloschen. In Gesprächen mit ihr und mit seiner britischen Frau und auch mit seinem Sohn, nachdem dieser weglaufen ist und nach einem Sandsturm nicht mehr auffindbar war und der Vater ihn in der Natur draußen findet, da tauchen plötzlich atemberaubend, aber nicht explizit, die kulturellen Abgründe auf, die in dem Leben, wie es in dieser Phase des Filmes etwas feelgood- oder melomäßig geschildert wird, gefährlich wie unsichtbare Fels- oder Gletscherspalten unter einer dünnen Oberflächenschicht ahn- bis spürbar werden.
In England gab es bissig-bittere Sprüche, Sajid antwortet auf den Vorwurf, einer sei beliebt, das sei Hitler auch gewesen.
Der Schuldirektor, der nach der Erwähnung Pakistans gleich von den Gefahren und gefährlichen Insekten drohend spricht, von denen man Elefanteneier bekomme und dass er dann öfter mal nachschauen soll. Was er dann auch tut.