Das ist zweifellos alles ganz seriös gemachte Action und wer Action mag, bekommt auch die Action geboten und die seriösen oder auch sehr grob skizzierten Gangstergesichter, die Anzüge, die Krawatten, die Limousinen, die Schusswechsel, die passende Buntheit, die New York als Hintergrund bietet, Clubs und Salons, Hotels, und ein kleines Chinesenmädchen, das für diverse Mafia-Gruppierungen, egal ob russische, chinesische oder halbseidene Cops aus den Staaten, deshalb von Interesse ist, weil es ein Mathegenie ist, das sich die längsten Zahlenreihen nach nur einem kurzen Blick drauf merken kann; was, wenn es sich um den Code zur Öffnung eines Safes handelt, in dem 30 Millionen in Bar liegen, durchaus von Interesse sein kann.
So ein Bijoux von Mädchen soll man nicht allein in einer großen Stadt wie New York lassen. Zu leicht gerät es in Gangsterhände. Es in Gangsterhänden zu sehen, macht jedoch nicht glücklich. Da es aber schnell von Begriff ist nicht nur in Zahlendingen, hat es auch sofort kapiert, was „Geschäft“ ist und was das so alles mit sich bringt. Und nutzt die erstbeste Schießerei um abzuhauen.
Da wir das Mathemädchen nicht lange allein in New York umherirren lassen wollen, so haben wir auch noch den Actionhelden Jason Statham engagiert, der hier Luke Wright spielt, und im Moment nicht gerade in bester seelischer Verfassung ist. Eben ist ihm von den Hintermännern eines gekauften Boxkampfes, den er gegen die Verabredung nicht verloren hat, vorgeführt worden, dass sie seine Frau erschossen haben, er musste so wie die Kardinäle vorm Papst vor den Ganoven niederknien. Aber sie fanden es lustiger, ihn gedemütigt am Leben zu lassen, um ihn weiter schikanieren zu können. So ist er in gewisser Weise auch ein alleiniges Mädchen, was die Seelenverwandtschaft betrifft und, da kennt eine logische Dramaturgie keine Gnade, lässt die beiden verlorenen Seelen aufeinander stoßen.
Wobei Statham inzwischen einen Heldentypus entwickelt hat, dem die Seriosität, dass er ein ehrlicher Held sei, auch noch in der beschissensten Situation anzusehen ist; nie würde man Mitleid mit ihm bekommen; das erlaubt sein inneres schauspielerisches Need keinesfalls. Immer strahlt er aus, dass er an die Sinnhaftigkeit seiner Figuren glaubt. Immer strahlt er aus, dass er die Sache, auch die Erniedrigung im Griff habe. Dass ihm mal etwas entgleitet, das könnte so eine Figur nie zulassen, ich meine, echt entgleitet, so dass im Zuschauer die bange Frage entstünde, hm, wie wird er da wohl wieder raus kommen.
Er kommt hier dadurch raus, dass er durch das Mädchen immer tiefer hineingerät in die Machtspiele um die Zahlenkombination und um eine geheime CD mit verräterischen Daten über Triadenhandel und –wandel.
Statham wird also dadurch, dass er immer weiter in den Strudel um diese Geheimnisse und die rivalisierenden Gruppen hineingerät, er selber war mal Cop, hat also auch Drähte zu dieser hier auch nicht lupenreinen Seite, dadurch also kann er all seine Actiontalente ausleben. Das ist schon interessant, wie ein erwachsener Mann, zumindest so wie er sich kleidet mit Anzug und Hemd, wenn dieses auch offen und ohne Krawatte und immer piekfeiner Haarschnitt und gut rasiert, wie so einem nichts anderes einfällt, als schnell mal ein paar andere zu erschießen, die selbst auch nicht viel anderes angezogen sind, sogar meist mit dicken Krawattenknoten, und die auch nicht allzu nuancierte Gesichtsausdrücke haben, und genau so schnell um sich ballern, nullkommnichts fangen sie an und an einem Ort voll ruhiger Menschen, ob Hotel oder Club bricht in einem Moment die große Panik aus. Das setzt ein Gerenne. Also alles äußerlich Gentlemen aber sie haben nicht viel anderes im Sinne, als rumzuballern und hinter einigen Geldscheinen, die in einem Safe drin sind, her zu sein. Ziemlich einfach gebaute Gemüter also. Vielleicht ist das das Entlarvende an diesem Genre. Weil wie würde das aussehen, wenn diese Akteure nicht so fein angezogen wären?
Das ist vielleicht dieser Widerspruch: aussehen tun alle diese Gangster, auch der ehrliche Hauptheld, wie seriöse Geschäftsleute oder Politiker, aber verhalten tun sie sich alle durchs Band wie Selbstjustizler, primitiv gleich zur Knarre greifen. Ein merkwürdiges Menschenbild. Denn der Hauptheld möchte Vorbild sein. Er ist einer, der sich zu wehren weiß. Und will durch die vom Buch her gegebene Verzweiflung noch klarer herausstellen, was für ein toller Kerl er doch ist, der sich eines solchen Mädchens annimmt. Strahlt dazu noch Sendungsbewusstsein aus. Er müsse der Menschheit diesen Typen vorspielen. Was soll diese von ihm lernen bittschön? Ehrlichkeit? Wer ehrlich ist, darf gerne Unehrliche abknallen? Ist der Actionheld á la Statham, wie er hier vorgeführt wird, überhaupt noch zeitgemäß? Reicht es aus, ihn erst kurz auf den Knien zu zeigen, um dann die ganze alte, ausgebeulte Ballerei damit zu rechtfertigen?
Buch und Regie: Boaz Yakin