Was wohl die Verleiher geritten haben mag, diesen Film hier ins Kino zu bringen? Glauben sie, es gebe so viele Deutsche, die scharf sind auf amerikanische Antiterrorkriegspropagandastreifen, die eine einzige Lobhudelei auf den Mut, den Valor, der „Seals“, einer Elitetruppe der US-Army, sind? Der Film schildert einen Einsatz einer Gruppe von Seals, der als Routineangelegenheit anfängt, sich verkompliziert und mit einem „Act of Valor“, mit einer Heldentat, den Höhepunkt erreicht.
Schon bei „Black Hawk Down“ (der sicher der beachtlichere Film war), sind sie baden gegangen, die Verleiher, weil es sich um reine Propaganda handelte. Und auch dem „Battleship“ geht noch vor Erreichen der Millionengrenze an Zuschauern allmählich die Puste aus; in diesem Film gibt’s immerhin einen Trottel, der zum Helden wird und wenn die blinden, lahmen und zahnlosen Veteranen nochmal ran müssen, so ist das wenigstens eine Gaudi und ein bisschen eine Geschichte.
Nichts davon in „Act of Valor“. Das ist bierernste Schönmalerei der Seals-Aktivitäten, ohne Humor, statt einer Geschichte Vorzeigen eines erfundenen Modellfalles, der sich noch zusätzliche Wahrhaftigkeit und Legitimation zu verschaffen versucht, indem die Truppe der Hauptdarsteller „echte“ Seals seien, wer weiß, wieviele Menschenleben die schon auf dem Gewissen haben. Im Abspann wird nochmal versucht, diese Wahrhaftigkeit zu zementieren mit Fotos aus den Privatalben der Beteiligten.
Propaganda ist der Film, indem er dem Kriegshandwerk die schönsten Seiten abzugewinnen versucht. Indem er zeigt, wie sorgsam die Amis ihre so verrufenen Raids ausführen, wie sie hier in Mexiko in ein Zimmer mit schlafenden Frauen eindringen und behutsam diese gar nicht aufwecken und leise den Raum wieder verlassen.
Sowieso findet hier der Krieg oder der Einsatz meist vor herrlichsten Sonnenauf- oder -untergängen statt. Wie aus einer Zigarettenwerbung könnten die Bilder sein, für ein Abenteuerunternehmen, wenn ein Helikopter vorm Sonnenuntergang und das Schiff mit den Soldaten und Verwundeten aus dem erfolgreichen Einsatz unten angehängt über einer schönen Landschaft entschwebt. Für so einen Krieg gehen wir meilenweit.
Der Film zeigt ferner, wie nützlich und hilfreich für so einen Einsatz doch die mörderischen, heimtückischen Drohnen sind.
Die Terroristen spielen in ihrem teuflischen Labor, in dem sie höchst gefährliche Selbstmordattentäterjacken mit 500 eingenähten Keramikkügelchen herstellen, Mendelssohn, nein: Brahms.
Um eine geplante Selbstmordattentatserie mit diesen verheerenden Jacken zu verhindern, brauchen wir die Helden unserer Seals-Truppe. Kügelchen und Attentatsplan sind eine rein hypothetische Drehbucherfindung, Fiktion. Die Seals aber sollen echt sein. Auf der einen Seite wird also erfunden, was das Zeugs hält, auf der anderen Seite wird Ernsthaftigkeit und Realiät vorgegeben, nicht nur durch die Besetzung der Seals mit Originalsoldaten, auch beim Begräbnis des Helden, der den Act of Valor begangen hat, wird dokumentarische Realität des Zeremoniells behauptet, dass es einem Europäer ob all dem Heldenverehrungsgetue fast den Magen umdreht. Ganz zu schweigen vom haarsträubenden Abschiedsbrief, den der Held seinem Sohn hinterlassen hat.
Die Fotografie versucht, wie wir es aus der Automobilwerbung gerne kennen, das Objekt, das mit diesem Film beworben werden soll, aufs Schönste zu präsentieren, vor aufregend schönen Landschaften, Flüssen, Meer, Hügeln, Wald, warme Lichtquellen hinter Fluren; Produkt- und Werbefotografie und von den Naturaufnahmen her stellenweise geeignet für National Geographic.
Ein stimmungsvoller bis triefend sentimentalischer Imagerettungsversuch für die US-Army-Seals, allein wie ruhig die Landung bei ihrem ersten Einsatz vor sich geht, wie malerisch die geschwärzten Gesichter wirken, wie leise die Kommunikation vonstatten geht, wie schön die Natur, in der das alles stattfindet, wie eindrucksvoll, wenn so ein Soldat geräuschlos aus dem Wasser auftaucht, mitten in den herrlichsten Naturlichtspielen; und die Soldaten sehen gar nicht so martialisch aus, wie man sie von den Afghanistanbildern her kennt. Wir lernen auch die segensreiche Wirkung von tragbaren Raketen kennen. Fast im Gegensatz zu den schönen Aufnahmen, hören wir den Satz „Das ist ein harter Rückzug“ und einer meint „was für eine Scheiße“. Dann wieder Schiff und Helikopter vorm Abendhimmel. Ein Kalenderfotografiefilm. Etwas altmodisch vielleicht. Chromatographie am Rande des Kitsches.
Der Film kommentiert sein erstes Kapitel selbst, denn einer sagt, das sei eine „standardmäßige Geiselbefreiung“ gewesen; die geht nämlich, so haben wir gesehen, zwar nicht ohne größere Probleme, aber die sind alle lösbar und so endet dieser Einsatz erfolgreich.
Menschenjägerfilm. Propagandafilm und Legitimationsversuch für das amerikanische Menschenjägertum.
„Zum Glück wars ein Blindgänger, sonst hätten wir uns noch weh getan.“
Malerischer Christo alsTerrorchef auf Yacht mit Bikini-Schönheiten.
Aufforderung an die Selbstmörderin: „Jetzt musst Du es machen, Du triffst Deinen geliebten Mann im Himmel.“ Unter Tränen drückt die Frau den Auslöser; die Folge: ein Feuerball schön wie ein Hiroshima en Miniature, so gefährlich sind diese Terroristen.
Der Act of Valor, um den es hier geht, der soll allerdings nicht gespoilert werden. Auf ihn folgt Süßmusik.
„Dein Vater war ein guter Mann.“ „Die Regeln, die aus Deinem Vater gemacht haben, was er war, werden auch aus Dir einen guten Mann machen“.
Für dieses Propaganda-Werk haben sich hergegeben: Kurt Johnstad als Autor und Mike McCoy und Scott Waugh als Regisseure.