Mit Kinderfilmen kann man alles machen. Da muss man weder viel von Regie noch viel vom Drehbuchschreiben verstehen. Man nehme ein berühmtes Buch, das ist schon die halbe Miete; wie man das dann bearbeitet ist relativ wurst, Hauptsache die beiden Identitfikationsfiguren, Hanni und Nanni kommen darin vor und sie sind in einem Internat. Und da das zwei Mädchen im zuckersüßesten Teenie-Alter sind, so darf der Film eine zielgruppenübersüßte zuckersüße Sauce sein. Es müssen noch die Freundinnen vorkommen.
Man hole sich aus den Kinderbüchern noch das eine oder andere Sujet heraus. Hier zum Beispiel das Gerücht, dass unter den drei Neuen eine Prinzessin sei. Man besetze Katharina Thalbach als Mademoiselle Bartoux – sie ist immer ein Clown, aber eher für die Kleinen – mit einem herrlichen Akzent und als überforderter Ersatz für die Schulleiterin, die wegen einer dringlichen Angelegenheit den Hauptteil des Filmes nicht anwesend sein kann (dafür darf man einen Star wie Hannelore Elsner engagieren und sie „als Gast“ in den Credits aufführen – vom Auftritt her besehen erklärt sich die Sondernennung nicht so ganz – vielleicht möchten sich die Macher mit solchen Sperenzien „großes“ Kino beweisen?).
Man lasse einen Hühnerfarmer eine Ladung Hühner ins Internat anliefern. Die kann man dann für den Rest des Filmes als lustig sein sollende Requisite überall hinstellen, wo gerade Platz ist.
Ferner engagiere man eine Kamera mit eigenen Ambitionen.
Über das alles streue man einen scheußlich süßen Musikguß.
Zu guter letzt bringe man am Rande noch etwas Scheidungsproblematik in die Story, in der Geschichte der Eltern von Hanni und Nanni.
Wobei dann doch verwundert, da ja Hanni und Nanni die Hauptfiguren sind, wie die Szene plötzlich in Berlin bei den Eltern ist, und nicht in dem Internat im Schloss.
Dann engagiere man noch einen mittpubertären, blonden schlacksigen Bengel von Franzosen, der eine Zeit auf dem Mädcheninternat verbringen soll. Da ist schon vom ersten Auftritt an abzulesen, wie die Regisseurin die Schmachtblicke der Mädels zeigen wird. Er kann ja auch fechten.
Wenn man also ein bekanntes Kinderbuch und genügend Geld von diversen Filmförderanstalten und vom ZDF hat, ist es gar nicht mehr so wichtig, eine stringente Geschichte zu schreiben, gar eine, die Tiefe hätte. Man möchte schön auf der mädchenhaften Oberfläche bleiben, keine Figur richtig ernst nehmen, ein bisschen Trallala und obendrein noch Songs dazu. Und da, wenn einer keine richtige Geschichte zu erzählen hat, auch viel Zeit übrig bleibt so engagiert man auch noch Schafe und zum Schluss muss noch eine quälend lange Concert-Nummer her. Friede, Freude, Eierkuchen-Kino für Mädchen, denen der Weg zur Frauwerdung keine Probleme bereitet. Ach ja, fast hätten wirs vergessen, eine ganz nette Entführung spielt hier auch noch eine Rolle.
Für das Drehbuch stehen Christoph Silber und Jane Ainscough, für die Regie Julia von Heinz.