Wie ein hervorragend präpariertes Exemplar einer ausgestorbenen Film-Spezies aus Zeiten des Kalten Kriegs kommt mir diese John-Le-Carré-Verfilmung vor, einer Spezies die ihre Brisanz damals daraus bezogen hat, dass es noch gesamtgesellschaftlich durchsetzbare Feindbilder gegeben hat, der böse Feind im Osten hinter dem Eisernen Vorhang, der bis in die höchsten Etagen des britischen Geheimdienstes hinein einen Maulwurf platzieren konnte. Die politische Weltsituation war der mächtige Resonanzboden für einen solchen Spionagethriller und damals, als Mini- Fernsehserie entsprechend erfolgreich.
Smiley, der sich schon aufs Altenteil zurückziehen will, soll diesen Maulwurf finden. In den frühen Achzigern hat Alec Guiness diesen Smiley gespielt. Seine entsetzten Augen hinter der schwarz-dickrandigen Brille bleiben unvergessen, vielleicht signalhafter Ausdruck für das Entsetzen über die Weltsituation (atomares Gleichgewicht) und stechend-scharf die Blicke, als würden sie wie Röntgen-Strahlen sich in den Spionagedunst bohren und die Beziehungen sichtbar machen.
Heute spielt Gary Oldman den Smiley und der erinnert eher an unseren aktuellen Bundespräsidenten Wulff oder an einen feierlichen, angenehm verrenteten Verwaltungsangestellten. Nichts von dem Schrecken, den Guiness in den Augen hatte, nichts von der durchbohrenden Schärfe. Gary Oldmans Smiley ist eher ein gemütlicher Ruheständler. Das kann man lobend zur Kenntnis nehmen, wie gut er das spiele, mehr aber nicht. Denn im Heute fehlt einer Smiley-Verfilmung der weltpolitische Background vollkommen. Einzig in John Hurt als Control, da blitzen momentweise die Vibrationen jener Zeit wieder auf.
Bleibt die Frage, warum denn der Film überhaupt gemacht worden ist. John Le Carré taucht unter den Produzenten auf. Vermutlich brauchte er Geld. Oder ihm ist seine Spionage-Region, nämlich die des Kalten Krieges, in der er schreiberische Meisterschaft entwickelt hat und Erfolg hatte, abhanden gekommen und so macht er denn ein Remake, die Neuauflage einer alten Geschichte, die in unserer Zeit nichts zu erzählen hat, vielleicht für ein Museum für die Nachgeborenen, denen zu zeigen, wie sich die Zerberst-Spannungen jener Zeit auch im Film niedergeschlagen hatten. Wobei fraglich bleibt, ob diese Lektion durch dieses Remake, das nach perfektionistischer Restauration ausschaut, überhaupt vermittelbar ist.
Die Musikuntermalung unter dieses Vergangenheitsgemälde ist entsprechend dezent, wie Barmusik, manchmal leicht untermalend. Der Vergleich des ausgestopften Exemplares einer ausgestorbenen Spezies, allerdings hervorragend präpariert, passt auch insofern, als die Dialoge doch eher steif und staatstragend inszeniert sind, und auch die Schauspieler eher getragenes Spiel bieten, es wird auch nicht wild mit Schnitten rumgealbert, es werden sorgfältig wie nach Abmessungen in einem ordentlichen Fotoalbum die Bilder aneinandergereiht und auch aufgelöst, die Kamera ist sehr ruhig, fast wie für eine erstklassige Theateraufführung und theatral sind oft die Töne der Schauspieler. Vielleicht spiegelt sich auch darin ein ganz besonderes Bemühen um Korrektheit, um historische Korrektheit. Der viele Nebel in den Innenräumen, der das Licht dämpft und mild macht, trägt das seine zur museal-feierlichen Stimmung bei.
Das Buch stammt von Bridget O’Connor und Peter Straughan nach dem Thriller von John Le Carré. Die Regie führte Tomas Alfredson.