Intruders

In diesem künstlerisch aus einem Guss gemachten, hochsensiblen Horrorfilm, der die Ängste vor der heraufziehenden Pubertät thematisiert, spielt die „Folie à deux“ die entscheidende, dramturgisch reizvolle Rolle. In Wikipedia steht darüber zu lesen: „Folie à deux (frz. „Geistesstörung zu zweit“), auch „induzierte wahnhafte Störung“, „gemeinsame psychotische Störung“ „psychotische Infektion“ oder „symbiontischer Wahn“, bezeichnet die relativ seltene, ganze oder teilweise Übernahme einer Wahnsymptomatik durch einen nahestehenden, primär nicht wahnkranken Partner. Nach einer Trennung verschwindet der Wahn meist bei der vormals gesunden Person. Eine soziale Isolation  wird als wichtiger Risikofaktor für das Auftreten der Störung gesehen.“ Eine ziemlich reizvolle Konstruktion für einen Horrorfilm.

Die soziale Isolation kann sicher im Zustand der dräuenden Pubertät gesehen werden, genau so wie bei Vater John, der waghalsig auf Eisenkonstruktionen  auf den obersten Etagen neu entstehender Hochäuser in London arbeitet. Und genau zwischen zwei solchen Figuren, Vater John und seinem Töchterchen Mia, wird die Folie á deux diagnostiziert werden. Es gibt dann noch eine sonderbare Parallele zu einem Buben, der auch Angstträume vorm Schattengesicht hat; bei ihm versucht der Pfarrer Daniel Brühl (eine Rolle, die ihm sehr gut steht), zu helfen.

Der Zusammenhang zwischen beiden Fällen ist verzwickt. Und beide Male führt eine Katze in Richtung Gespenst. Im einen Falle versuchte die Mutter noch Hilfe bei der Kirche zu finden, Mias Eltern erwarten sich Hilfe von der Psychotherapie, die eben die „Folie á deux“ diagnostiziert und findet, Vater und Töcherchen sollen sich für eine Weile trennen, bis das beängstigende Schattengesicht verschwunden ist, denn es sei nur eine Schimäre, aber eben von zwei Personen gleichzeitig festgestellt.

Mia ist zur Zeit des Filmes 12. Der Bub dürfte ebenso alt sein.

Mit Jesus oder der Psychiatrie gegen die Folie á deux, gegen das Schattengesicht; denn das kommt und will den Kindern, die von ihm träumen, das Gesicht wegreißen. Mia hat übrigens durch den Schock des Gesichtes die Sprache verloren, kann sich nur noch mit Schreiben verständlich machen. Sie schreibt die Geschichte auf. Liest sie in der Schule vor. Später schreibt sie sie weiter. Der Bub heißt auch John.

Die Machart ist sehr künstlerisch, sehr ruhige Regie der Figuren, hin und wieder vielleicht eine Idee zu laut. Die deutsche Synchro ist passabel. Daniel Brühl spricht sich selbst.

Auch die Kamera spielt viel mit dem Licht, mit den Schatten, zeigt gerade vom  Schattengesicht sehr raffiniert kaum mehr als die Umrisse, aber doch nicht nur ein schwarzer Schatten und wenn er sich gegen Ende entfernt, ja das Ende ist gut!, dann sieht das aus, wie ein Wirbel aus goldenem Herbstlaub, fantastischer Effekt. Aber auch die waghalsigen Aufnahmen von der Eisenkonstruktion des Hochhauses. Zum Schluss noch ein Familienbild.

Diese Spanier haben das bildnerische Erzählen einfach im Blut. Das Buch stammt von Nicolás Casariego und Jaime Marques, die Regie führte Juan Carlos Fresdnadillo.

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